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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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zurück und ließ der Salve aus Rechtfertigungen freien Lauf. Johanna nutzte eine Atempause von Henner, während sie sich den Schal eng um den Hals zog.
    »Kuschelig kann man dein Büro nicht nennen, aber wir sind ja auch nicht zum Aufwärmen da. Du glaubst gar nicht, wie sich das Bild von Alfons Verfürth im Laufe kürzester Zeit veränderte. Er mutierte regelrecht vom mustergültigen Nachbarn zum sexgierigen, unverantwortlichen Raser, der seine Gattin in einem goldenen Käfig hält, während er draußen die Frauen beglückt. Louise vermutet ihn mit einer Sekretärin beim Après-Ski.«
    So wie Johanna Krafft ihre Lippen aufeinanderkniff, würde noch etwas nachkommen. Karin musste nicht lange warten.
    »Also, wenn du mich fragst, ich vermute nebenan eine Leiche im Keller.«
    Karin atmete langsam aus, während Henner die Theorie untermauerte. »Ja, und erzähl die Geschichte vom Schmuck aus der Pfandleihe in noblen Kästchen aus der Goldschmiede. Der Mann ist eine Mogelpackung. Und er ist verschwunden.«
    Karin verschränkte ihre Arme und sagte nichts. Das war nicht nötig, denn Johanna war gut in Schwung.
    »Ich habe fast vermutet, dass wir bei dir auf taube Ohren stoßen. Da hat selbst Nikolas wesentlich schneller reagiert und die Kratzer auf Nachbars Motorhaube fotografiert. Da kümmert sich einer deiner Fachleute um Lackschäden an Autos, bloß nicht um den verschwundenen Mann, dem es gehört. Seit wann gehört Vandalismus mit zu eurem Ressort?«
    Die Hauptkommissarin horchte auf. »Moment, sag das noch einmal.«
    »Was genau soll ich jetzt wiederholen?«
    »Hast du gerade erzählt, dass das Auto mit der verkratzten Haube dem Mann gehört, der angeblich verschwunden ist?«
    Johanna bestätigte die Zusammenfassung.
    »Warum hast du das nicht gleich erwähnt, jetzt wird mir einiges klarer.«
    Verdutzt schauten sich die beiden Herrschaften im besten Alter an, während Karin aufstand und auf dem Flur nach Burmeester rief. Fröstelnd kam er aus dem Besprechungsraum.
    »Was ist?«
    »Finde raus, was Alfons Verfürth beruflich macht.«
    »Wieso das? Ist das eine neue Spur? Die haben wir noch nicht auf dem Schirm.« Er schien ungehalten. »Außerdem bin ich gleich unterwegs, guck mal raus. Alles, was mit Straßenverkehr zu tun hat, dauert Stunden.«
    »Ist ja schon gut, trotzdem kümmerst du dich um Verfürth. Vielleicht haben die Spinnen doch mehr miteinander zu schaffen, als wir bislang glaubten. Ich fahre nach Sonsbeck und nehme mir Mertesacker noch einmal vor. Und im Laufe des Tages setzen wir dem Chef von FRAFO International die Pistole auf die Brust.«
    »Und die Pressekonferenz um siebzehn Uhr?«
    Karin war schon mit der Jacke in der Hand auf dem Weg. »Die fällt wegen gefährlicher Großwetterlage aus.«
    »Wegen was?«, hakte Burmeester nach.
    »Niederrheinischem Blizzard. Schau nur raus.«
    * * *
    Keiner der wenigen Anwohner schien am Vormittag des letzten Samstags rund um den Xantener See etwas von den dramatischen Ereignissen bemerkt zu haben, die sich dort abgespielt hatten. Auf dem Weg zurück nach Wesel, während sie im Schritttempo über unwegsame Straßen hinter einem alten Benz herschlichen, von dessen Fahrer nur der Hut zu sehen war, hatten Tom und Jerry beschlossen, als Nächstes die Tierheime aufzusuchen.
    Das größte lag im Weseler Ortsteil Lackhausen, direkt hinter einem Tierkrematorium, neben dem sich wiederum eine Hundepension der Luxusklasse angesiedelt hatte. Was für eine merkwürdige Meile, dachte Jerry, Himmel und Hölle, und stellte sich karge Zwinger, Hundesofas mit Blümchendecken und handgetöpferte Urnen für den Weg in die ewigen Jagdgründe vor.
    Der Eingang zum Tierheim war nüchtern und funktional gestaltet, wütendes Gekläff nahm eine Dimension an, die Jerrys Ohren klingeln ließ. Der Hund, der neben der Leiterin des Tierheims saß, schien eine tiefe Abneigung gegen Männer und gegen farbige Männer im Speziellen zu haben, denn er musterte den gebürtigen Haitianer mit ängstlichem Gebaren und ließ sich nicht beruhigen.
    »Aus, Balou!« Die Frau nahm das Tier, das zwischenzeitlich versuchte, sich den Maulkorb von der Schnauze zu reiben, an die kurze Leine und führte es in einen rückwärtigen Raum. Dort übergab sie es einem Mitarbeiter mit der Order, einen kleinen Spaziergang zu machen und Balou danach in seine Box zurückzubringen.
    »Sie müssen schon entschuldigen, er meint das nicht persönlich. Den hat irgendein Hirni darauf abgerichtet, alles anzubellen, was dunkler

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