Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
Vom Netzwerk:
die Ideen von anderen auf oder äußern ihre Zustimmung zu dem, was die „Meinungsführer“ ihnen vorgelegt haben. Ganz anders aber sieht die Sache aus, wenn sie deren Beiträge beurteilen : Dann ordnen sie sich keineswegs unter, sondern verfolgen eine dominante Strategie – auch wenn sie ihre Anerkennung aussprechen und einen Vorredner mit Lob überschütten.
    In jedem Lob und jedem Tadel steckt nämlich auch eine gewisse Anmaßung: Der Lobende macht sich selbst zum Richter, wenn er beispielsweise erklärt: „Ich finde, Sie haben das großartig gemacht.“ Mit so einer Aussage ordnet er sich gerade nicht unter, sondern verkündet selbstbewusst, dass man sein eigenes Urteil für maßgeblich hält.
    Wenn diese Anmaßung auch sprachlich zum Ausdruck kommt, schafft sie Dominanz. Bei Besprechungen gibt es dagegen auch die irritierende Einrichtung des unterwürfigen Lobens nach oben. DerMitarbeiter bestätigt seinem Chef, dass er wieder einmal richtig entschieden hat, was dieser mit einem wohlwollenden Lächeln quittiert. Was bleibt ihm auch anderes übrig? Untersuchungen haben bestätigt, dass wir auf diese kriecherische Lobspende von unten auch dann noch hereinfallen, wenn wir das Manöver durchschauen und sogar ein bisschen verachten. Aber Wertschätzung und Lob, das braucht der Mensch nun einmal – auch der Chef. Und weil wir immer seltener gelobt werden, je höher wir in der Hierarchie aufsteigen (es gibt immer weniger über uns, die uns loben könnten), müssen wir mit dem falschen Lob von unten vorlieb nehmen.
    Das Lob, das nach Dominanz drängt, ist dem Lob der Kriecher aber geradezu entgegengesetzt. Es äußert sich mit größter Bestimmtheit (während das Lob von unten oft ein wenig schlingernd und verdruckst daherkommt). Und es ist eigenwillig . Wer nur lobt, was offensichtlich ist, was dem allgemeinen Konsens folgt und der offiziellen Leistungshierarchie entspricht, der setzt keinen Akzent. Erst durch die eigene Linie zeigt sich der Meister. Das kann im Übrigen auch bedeuten, sich dem allgemeinen Lob für jemanden ausdrücklich nicht anzuschließen.
    Uli Hoeneß vergibt „Eins mit Sternchen“
    In einem Europapokalspiel gewann Bayern München beim serbischen Vertreter Roter Stern Belgrad mit 3:2. Die Leistung war nicht überragend, aber ein bislang völlig unbekannter Spieler machte auf sich aufmerksam: Der 17-jährige Toni Kroos schoss ein Tor und bereitete ein anderes vor. Auf die Frage eines Reporters, was er denn zum „Matchwinner“ Toni Kroos sage, verengte Uli Hoeneß die Augen und fragte: „Wie bitte? Wissen Sie, wer heute Matchwinner war? Lucio. Ja? Okay, der war der beste Mann auf dem Platz. Weltklasse, Eins mit Sternchen hat der heute gespielt. Und nicht der … Toni Kroos. Lassen Sie den schön mal unten. Es ist nicht gut, wenn man die Jungen so hochjubelt.“ Gereizt fügte er hinzu: „Wir müssen alle darauf achten, dass wir die Jungen ein bisschen im Zaum halten, ja?“
    Abwerten – aber richtig
    Auf den ersten Blick scheint es einfacher zu sein, durch ein negatives Urteil die dominante Rolle zu ergreifen. Wer andere auf Mängel hinweist, der ordnet sich sichtlich nicht unter. Er hat keine Scheu, diese wenig schmeichelhaften Dinge anzusprechen, weil er sich gleich in doppelter Hinsicht als überlegen betrachtet. Einmal als derjenige, der auf den Richterstuhl steigt, und dann als derjenige, dem der Kritisierte nicht gefährlich werden kann. In der Tat erkennt man in manchen Gruppen den Dominierende zuverlässig daran, dass er der einzige ist, der andere Mitglieder überhaupt abwertet.
    Doch Kritisieren allein macht einen noch nicht zum Alphatier. Im Gegenteil, es kann sogar ins Abseits führen. Unter anderem drohen zwei Gefahren:
Wer „nur kritisiert“, sorgt für schlechte Stimmung. Er ist nicht „konstruktiv“, sondern „macht alles schlecht“. Die anderen können ihn zum Außenseiter, zum notorischen Querulanten erklären.
Wer die Leistung eines Konkurrenten heruntermacht, setzt sich dem Verdacht aus, auf seinen eigenen Vorteil bedacht zu sein (anstatt wie alle anderen zum Wohl des großen Ganzen zu arbeiten).
    Um dominant abzuwerten, darf man weder der Miesmacher vom Dienst sein noch taktieren. Ein negatives Urteil bekommt erst besonderes Gewicht, wenn man den Eindruck vermittelt, eigentlich ein rundum positiver Mensch zu sein. In dem Sinne: Die Welt ist gut, nur Ihre Idee von eben taugt nichts.
    Konkurrenten zu kritisieren, ist heikel, doch für einen dominanten

Weitere Kostenlose Bücher