Die Sprache der Macht
besteht darin, den Betreffenden immer wieder als „etwas anders“ und „nicht ganz so wie die übrigen“ zu kennzeichnen. Von dieser Methode machten beispielsweise die politischen Gegner von Barack Obama Gebrauch. Sie setzten Gerüchte in die Welt, er sei kein „richtiger Amerikaner“, weil er nicht in den USA geboren sei (was nicht stimmt). Oder sie behaupteten gar, er sei kein Christ, sondern eigentlich Moslem (ebenso eine Erfindung). So etwas ist natürlich Verleumdung und disqualifiert jeden, der sich solcher Mittel bedient. Doch sogar wenn die Behauptungen stimmen, ist diese Art von Gegenwehr fast immer etwas unanständig, denn sie setzt auf Ressentiments und unterschwellige Abneigungen. Daher sollten Sie solche Methoden eher anprangern und bekämpfen, als sie selbst einzusetzen.
Damit sind wir schon beim Thema, was Sie tun können, wenn die Führungsfigur ständig „die anderen“ abwertet, um sich in ihrer Gruppe den Rückhalt zu sichern. Wie erwähnt, handelt es sich um ein sehr gängiges und leider auch sehr wirksames Vorgehen. Es gibt wohl keine andere Möglichkeit, als dieses Manöver offenzulegen und massiv zu kritisieren. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass dies nicht ohne Risiko ist. Denn Sie müssen damit rechnen, dass Ihnen Ihr Gegenüber Sympathien für die „anderen“ andichten wird. Daher sind die Erfolgsaussichten dieser Gegenstrategie immer dann günstig,
wenn Sie selbst großen Rückhalt in der Gruppe haben,
wenn Sie sich mit anderen verbünden können (möglichst jenen, die eine gewisse moralische Autorität darstellen) und
wenn Sie möglichst früh Ihre Bedenken äußern. Denn hat sich erst einmal die Abneigung in den Köpfen festgesetzt, ist es fast unmöglich, dagegen anzukommen.
Simple Kernbotschaften
„Ich will jetzt nicht weiterreden, sondern es euch sagen.“ H.G., Gymnasiallehrer
Es liegt auf der Hand: Wer Hirn und Herzen der Menschen bewegen will, der muss dafür sorgen, dass seine Worte ins Schwarze treffen und auf Anhieb verstanden werden. Die Sprache der Macht muss in solchen Fällen prägnant, klar und vor allem einfach sein. Widersprüche werden glattgebügelt, Kompliziertes verkürzt. Eindeutigkeit schlägt Mehrdeutigkeit. Jede zusätzliche Erklärung erzeugt geistige Umwege, und die nehmen wir als Zuhörer nicht so gerne auf uns.
Simple Kernbotschaften ersparen uns diesen Aufwand. Deswegen mögen wir sie. Eine gute, griffige Kernbotschaft kann uns regelrecht Vergnügen bereiten und wir sind eher geneigt, sie anzunehmen. Dabei stehen Kernbotschaften niemals für sich allein. Vielmehr gibt es ein mehr oder weniger komplexes Drumherum: eine Fülle von Informationen, Gründe und Gegengründe, Beispiele und Gegenbeispiele, Ablenkungsmanöver, rhetorische Arabesken. Kernbotschaften sind so etwas wie geistige Haltegriffe, die es uns erleichtern, einen längeren Text, eine Rede, ja auch eine Diskussion zu durchschauen.
Was soll hängen bleiben?
Ob es sich um eine Rede handelt oder um eine Besprechung: Was jemand im Einzelnen äußert, gerät erstaunlich schnell in Vergessenheit. Als Zuhörer picken wir uns das heraus, was für uns wichtig ist oder zumindest überraschend. Alles andere rauscht an uns vorbei. Wir behalten nur einen Bruchteil in Erinnerung. Und selbst diesen Bruchteil prägen wir uns nicht im Wortlaut ein, sondern wir passen alles, was wir aufnehmen, unserem Verständnis an. Das führt mitunter dazu, dass wir als Zuhörer unserem Gegenüber Worte in den Mund legen, die dieser weit von sich weisen würde.
Je unstrukturierter jemand seinen Text darbietet, desto eher muss er damit rechnen, dass sich seine Zuhörer ihre ganz eigenen Verständnisschneisen bahnen und dabei auf Abwege geraten. Dem sollen Kernbotschaften entgegenwirken. Denn sie bieten ihrerseits Verständnisschneisen an, in der Hoffnung, dass einem das Publikum auf diesem Pfad folgt. Wenn Sie Kernbotschaften formulieren, versuchen Sie Einfluss darauf zu nehmen, was bei Ihrem Publikum hängen bleibt. Dabei sollten Sie sich bewusst machen, dass zu viele Kernbotschaften IhreAusführungen schwächen. Mehr als drei sollten Sie niemandem zumuten, sonst verpufft der Effekt.
Sprache der Macht im Alltag: Keine Argumente
Kernbotschaften liefern keine Begründung, keine Beweise, sie sind auch keine Argumente, die man widerlegen könnte. Sie sind simpel, emotional, geradeaus. Es geht ausdrücklich nicht darum, seinem Gegenüber zu einer Einsicht zu verhelfen oder den eigenen
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