Die Sprache des Feuers - Roman
muss sich extra feingemacht haben, bevor er zur Polizei ging, weil ihm die Sache so wichtig ist.
»Ich heiße Porfirio Guzman«, stellt er sich vor. »Ich habe gesehen, was passiert ist.«
Mr. Guzman wohnt im Mietshaus gegenüber, nachts um drei hat er Geräusche gehört, ist ans Fenster gegangen und hat einen Mann gesehen, der aus dem Lagerhaus kam, Benzinkanister in den Kofferraum warf und davonfuhr.
»Können Sie den Mann beschreiben?«, fragt Jack.
Guzman hat ihn gesehen. Und das Auto. Und das Nummernschild.
»Er warf die Kanister in den Kofferraum, und gleich darauf sah ich die Flammen.«
Jack erfährt, dass Mr. Guzman sechsundsechzig ist, als Platzanweiser im Kino arbeitet, seine Miete bezahlt. Ruhige Stimme, gepflegte Erscheinung, ein echter Gentleman.
»Sind Sie bereit, das zu bezeugen?«, fragt Jack.
Guzman sieht ihn an, als wäre er nicht bei Trost.
» Sí «, sagt er. »Natürlich bin ich dazu bereit!«
Er ist der ideale Zeuge.
Das Problem ist leider: Der Verdächtige heißt Teddy Kuhl.
Jack und Bentley lassen Mr. Guzman im Verbrecheralbum blättern, und er zeigt auf Teddy Kuhl. Teddy ist der Anführer einer weißen Biker-Gang, die obskuren Geschäftsleuten gewisse Gefälligkeiten erweist: Inkasso, Erpressung, Vandalismus, Überwachung, Brandstiftung, Mord.
In dem Moment, als Guzman auf das Foto von Kuhl zeigt, weiß Jack, dass Kazzy Azmekian sein eigenes Teppichlager abfackeln ließ. Und er weiß auch, dass er ein Problem hat: Wenn Guzman aussagt oder in den Zeugenstand tritt, ist er ein toter Mann.
Die klassische Zwickmühle.
»Wir können ihn nicht aussagen lassen«, sagt Jack zu Bentley.
»Ohne ihn haben wir keinen Täter.«
Sie haben eine Brandstiftung, aber keinen Brandstifter.
»Wenn er aussagt, ist er erledigt«, sagt Jack.
Bentley zuckt die Schultern.
Jack zerbricht sich den Kopf, während sie unterwegs sind, umTeddy einzukassieren. Teddy zu finden ist nicht besonders schwer. Wenn er nicht gerade ein Ding dreht, sitzt er auf dem dritten Barhocker von vorn in Cook’s Corner, um das nächste Ding zu planen oder ein Ding, das er gerade gedreht hat, zu begießen. Jedenfalls ist Jack noch am Überlegen, als sie Teddy von seinem Hocker holen, anketten und ins Revier bringen. Und während sie Teddy ins Vernehmungszimmer setzen, wird ihm klar, was er braucht.
Ein Geständnis.
Jack holt sich eine Tasse Kaffee und geht ins Vernehmungszimmer.
Teddy ist eine echte Sau und sieht aus wie eine echte Sau. Lange blonde Haare, die vorne ausdünnen. Ein violettes T -Shirt ohne Ärmel, das seine Muskeln freilegt. Etliche Tattoos, darunter ein Teddybär mit anatomisch korrekter Erektion. Sogar Knast-Tattoos hat er auf den Fingern. Ineinander verschränkt ergeben sie L-E-T-S-L-O-V-E .
Jack schaltet den Rekorder ein: »Kuhl wie Cool oder wie Kjuhl?«
»Teddy Cool.«
»Letzte Nacht ist ein Teppichlager abgebrannt, Teddy Cool.«
Teddy zuckt die Schulter. »Geiles Ding.«
»Wie bitte?«, fragt Jack.
»Geiles Ding.«
»Geiles Ding?«, fragt Bentley. »Wen meinen Sie denn? Wissen Sie, mit wem Sie reden, Teddy?«
»Könnte sein, Fettsack.«
»Wo warst du letzte Nacht?«, fragt ihn Jack.
»Wann?«
»Gegen drei.«
»Deine Mutter ficken.«
»Du warst im Teppichlager Atlas.«
Jack sieht, wie es in Teddy arbeitet. Wenn sie das wissen, hat ihn entweder jemand verpfiffen, oder es gibt einen Zeugen.Wenn ihn jemand verpfiffen hat, war es einer von der Gang. Wenn es einen Zeugen gibt, dann ...
»Deine Mutter ist voll die Schlaftablette im Bett, so wie die bläst«, sagt Teddy. »Aber wem sag ich das!«
»Du warst im Teppichlager.«
»Deine Schwester dagegen ...«
»Du hast einen Kanister vergessen«, sagt Jack. »Mit deinen Fingerabdrücken.«
Der Trick hat mal bei einem jungen Amateurkokler funktioniert, der prompt protestierte: »Quatsch, ich hatte doch Handschuhe an!«
Aber nicht bei Teddy.
»Ich war’s nicht«, sagt er.
»Stell dich nicht blöd«, sagt Jack. »Willst du etwa für Kazzy Azmekian in den Bau gehen? Würde der nie für dich machen. Bring uns Azmekian, und wir holen vor Gericht eine Ermäßigung für dich raus.«
Jetzt schaltet sich Bentley ein. »Sie haben die Wahl. Entweder Sie retten Ihren Arsch, oder ich sehe was Zweistelliges auf Sie zukommen.«
»Wie wär’s mit einem Geständnis?«, sagt Jack. »Zum Beispiel jetzt.«
Teddy lutscht an seinem ausgestreckten Mittelfinger und zeigt ihn Jack.
Draußen auf dem Flur sagt Jack zu Bentley: »Wir brauchen ein Geständnis.
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