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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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danke, nichts für ihn, dafür war und ist er zu viel Soldat. Und für einen Soldaten heißt es, dem Tod ins Auge zu schauen. Immer. Oder dafür zu sorgen, dass andere es tun. Bis man selber an der Reihe ist. Uno novio de la muerte, das ist er und will er sein, ein Bräutigam des Todes.
    Mittlerweile haben sie den OP-Trakt, der hinter dem Freibad der Gehirne kommt, verlassen, vor ihnen liegt eine Röhre von den Ausmaßen eines mittelgroßen Autobahntunnels. Ausladende Betontraversen ruhen auf pyknischen Säulen, Wasser oder Schlimmeres tropft von der Decke. Es ist unangenehm warm. Unschön, sich vorzustellen, welches Gewicht über ihnen eine solche Bewehrung nötig macht. Bevor Grothues weitere überschlägige statische Berechnungen anstellen kann, hört er ein kreischendes Geräusch, das direkt vor ihnen seinen Ursprung haben muss. Er zischt ein Kommando und die Truppe stoppt, nur Professor Hellström geht noch einige weitere Schritte voran, bevor er ebenfalls anhält. Vor ihnen auf der linken Seite ragt ein rostiges Kugelschott aus dem Beton, in dessen Mitte ein vergammeltes Handrad steckt. Das Rad dreht sich. Dann wird das Schott aufgestoßen, schwingt herum und schlägt gegen die Wand daneben. Professor Hellström zögert kurz, dann strafft er seine Schultern, geht hinüber und wirft einen Blick in die dunkle Öffnung.
    «Was zum Teufel ist …»
    Mit einigen schnellen Schritten schließt Elias Grothues auf, um den Professor zurückzuhalten, aber es ist zu spät. Ein schnappendes Geräusch ist zu hören. Professor Hellström macht eine Neunziggraddrehung um seine Mittelachse und schlägt mit dem Rücken auf dem Boden des Ganges auf. Aus seinem rechten Auge ragt ein kurzer, gefiederter Bolzen. Die Eindringtiefe des Geschosses legt die Vermutung nahe, dass es für Hellströms Gehirn keine Second-Chance in der Nährpampe geben wird. Elias Grothues und seine Mannen haben sich von ihrem ersten Schrecken noch nicht erholt, als drei in seltsame schwarze Kutten gehüllte Männer schreiend aus der Öffnung stürmen. In ihren Händen halten sie augenscheinlich schussbereite Armbrüste, ein Vierter lässt eine handliche Axt mit Doppelschneide rotieren. Schwerer Modergeruch wabert aus der Öffnung. Bevor die vermummten Gestalten eine sichere Schussposition einnehmen können, haben Grothues und seine Mitarbeiter auf Notbeschleunigung geschaltet und sind mit voller Kraft voraus den Gang hinaufgerast. Schon nach wenigen Metern hat Bernemann die Führung übernommen, dicht gefolgt von Sadlowsky und Grothues. Die nächste Biegung scheint schon greifbar nahe, da ertönt hinter ihnen erneut das harte Schnappen, gefolgt von einem giftigen Sirren, das ein abruptes Ende findet, als zwei Bolzen in Bernemanns Hals und Rücken dringen und dieser von der Wucht der Einschläge nach vorn getrieben eine unsanfte Bauchlandung hinlegen muss. Erst als die nasse Riesenröhre dreihundert Meter später nach einer gefälligen Rundung in eine Halle mündet, machen die beiden überlebenden Terroristenjäger eine kurze Pause, um Atem zu schöpfen.
    «Was, um Himmels willen, war das denn?»
    Grothues lehnt mit dem Rücken an der Wand, jetzt beugt er sich nach vorn und legt die Hände auf die gebeugten Knie, er schnauft wie eine alte Lokomotive beim Anfahren.
    «Nicht die geringste Ahnung. Auf mich wirkten die Typen wie die vier apokalyptischen Reiter auf dem Weg zurück zu ihren Pferden.»
    «Eins ist jedenfalls sicher. Professor Hellströms Stellvertreter ist gerade befördert worden.»

lxxxiv Die Luft wird dünner
    «So, das war‘s.»
    «Was war was?»
    «Ich bin fertig . Sie können Ihre Frau wieder mitnehmen.»
    «Was soll das? Was meinen Sie denn mit fertig ?»
    «Mit fertig meine ich fertig . Ich habe die Daten im System. Sobald ich ein freies Zeitfenster habe, werde ich Ihren Fall unter die Lupe nehmen. Dann schauen wir mal, was man tun kann. Ich melde mich bei Ihnen.»
    Carsten hat das Gefühl, als hätte jemand ein unsichtbares Ventil an seinem Kopf geöffnet und die Luft herausgelassen. Nach kurzer Schockstarre packt er den Wissenschaftler mit der linken Hand vorne am Hals, drückt ihn gegen das Behandlungsmöbel, holt mit der Rechten aus und knallt sie auf eine Stelle knapp unterhalb des Rippenbogens. Diesen Vorgang wiederholt er mehrere Male. Erst als ein dünner Blutfaden aus dem linken Mundwinkel von Doktor zu Hülshoff zu rinnen beginnt, hält er erschöpft inne und lässt den Doktor, der während der Behandlung das Bewusstsein

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