Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
Vom Netzwerk:
virtuellen Hund?
    «Hallo, äh, Wauwi, du bist ja ein ganz schlauer, was? Wo hast du denn dein Herrchen gelassen?», brabbelt Carsten ins Blaue. Das flaue Gefühl, das er hat, ist berechtigt, denn der Köter springt sofort auf die Pfoten und kneift die Augen zusammen. Ein Knurren kommt aus seiner Kehle, wird aber sofort in Worte ummoduliert.
    «Willst du mich verarschen, du Wichser? Ich habe dich was gefragt.»
    «Na ja, also – normalerweise rede ich nicht mit Hunden, nur mit Katzen und freiwillig nicht einmal das.»
    Der Hund auf dem Bildschirm sieht mit einem Mal alles andere als verspielt aus. Aus der Grinseleiste sind übergangslos scharfe Reißer geworden, der Blick aus den Kulleraugen ist kühl.
    «Ich könnte dir ein wenig Wasserstoffperoxid in die Infusionslösung mischen. Nach zwei Minuten bist du Schneeweißchen und Rosenrot in einer Person. Also los!»
    Carsten weiß nicht mehr, was Wasserstoffperoxid ist, und wofür man es braucht, aber nett klang es nicht.
    «Wie war noch mal die Frage?»
    Der Köter tobt ein wenig herum, bis er sich beruhigt und die Frage wiederholt, sehr unwillig allerdings.
    «Ich habe dich gefragt, ob du ein Freund von Ursula bist?»
    Carsten bleibt verwirrt.
    «Welche Ursula?»
    Carsten spürt wie die Infusionspumpe, die den Gewebeaustausch regelt, ihre Frequenz verdoppelt. Rote Schleier beginnen vor seinen Augen zu wabern.
    «Halt, hör auf! Lass das! Ich weiß nicht, was du meinst. Ich kenne keine Ursula!»
    Die Pumpe beruhigt sich, aber nur ein bisschen. Carsten kann wieder etwas erkennen: Der Köter ist sauer, und zwar stocksauer.
    «Ah ja. Und wer ist das?» Der Köter deutet mit der Pfote auf Mandy. Carsten ist mehr als irritiert.
    «Wie? Wen meinst du? Meinst du Mandy?» Er deutet seinerseits auf Mandys nach wie vor leblosen Körper. «Meinst du diese Frau hier? Du meinst doch nicht diese Frau hier, oder? Ich meine, das ist Mandy. Mandy Brenning. Meine Freundin.»
    Der Köter mustert Carsten mit traurigem Blick.
    «Mandy Brenning, ja? Du bist ja ein prima Freund – und augenscheinlich auch noch ein Idiot.»
    «Könntest du mich dann bitte mal aufklären, Pluto, Rin-Tin-Tin, Lassie oder wie immer du heißt?»
    Der Köter hat sich abgeregt, vielleicht ist es Resignation. Lefzen und Ohren hängen traurig herunter. Er bietet ein Bild des Jammers.
    «Ich heiße Bertram.»
    «Bertram? Ich höre wohl nicht richtig.»
    «Du kannst mich Berty nennen.»
    «Berty?»
    «Hörst du schlecht, Runzelfresse?»
    Bevor der Köter wieder aufdrehen kann, hat Carsten eingelenkt.
    «Nein, schon gut. Ist ein prima Name. Bertram, Berty. Sehr schön. – Weißt du was, Berty? Lass uns einfach noch mal von vorne anfangen. O.K.?»
    Berty hat die Vorderpfoten gekreuzt und die lange Schnauze darauf abgelegt. Er sieht deprimiert aus.
    «Also, Berty. Ich heiße Carsten. Carsten Kluncker, um genau zu sein. Das da drüben ist Mandy. Mandy Brenning. Soweit klar?»
    «Du hast nicht zugehört, Carsten Kluncker. Das dort ist nicht Mandy Wer-auch-immer, das dort ist Ursula. Ursula Theben, um genau zu sein. Und zwar in einem sehr schlechten Zustand. – Na ja, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.»
    «Also ich finde, für einen Hund bist du echt prima in Schuss.»
    «Du bist nicht der Hellste, Carsten. Warst du wahrscheinlich nie. Vielleicht liegt es aber auch nur am Alter. Ich bin ein alter Freund von Ursula.»
    «Klar, Berty, weiß ich doch. Der Hund, der beste Freund des Menschen. Alles klar.»
    «Du bist so etwas von dämlich. Ich kein Hund, ich bin ein Gehirn.»

xcii Terror muss dabei sein
    Mühsam schleppen sich die drei Sprengmeisterhäuptlinge durch den stinkenden Klärschlamm. In ihrer Vermummung sehen sie aus wie esoterische Imker auf dem Weg zu einer Beerdigung. Der Erste trägt die Karte, die beiden anderen schleppen keuchend eine Klinikpackung blaues Knetgummi und ein bisschen Elektronik.
    «Warum müssen wir selber diesen Scheiß machen. Ich meine, dafür sind wir doch mittlerweile zu alt, oder?», knurrt der Verzerrer.
    «Zu alt für was? Zum Sterben?»
    «Du weißt, was ich meine.»
    «Ich weiß, was du meinst. Halt die Klappe.»
    «Warum soll ich die Klappe halten? Du hast mir gar nichts zu sagen.»
    «Du mir aber auch nicht!»
    Bevor das Gespräch hässlich werden kann, mengt sich Sprengmeister Nummer drei dazwischen.
    «Lasst das Gekeife. Ihr wisst ganz genau, warum wir hier sind. Solange wir nicht wissen, was mit Heffter geschehen ist und ob er geplaudert hat, müssen wir

Weitere Kostenlose Bücher