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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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und schon mal gar nicht mehr seit Weihnachten letzten Jahres. Immer wenn er allein ist, kommen die Gedanken und bringen eine kalte Düsternis, die sich so gar nicht mit seinem angeborenen Daueroptimismus vertragen will, und die – erstmalig nach all den Jahren – das Ende der Lebensmühen nicht mehr als Drohung erscheinen lässt. Tatsächlich ist Carsten erst durch den Verlust von Mandy, der Zauberflöte, klar geworden, wie leer sein Leben eigentlich vorher war. Eine Leere, die auch seine Laubenwohngemeinschaft, Horst und der unselige Kater nicht mit Substanz füllen können. Hinterher ist man zwar immer schlauer, aber auch älter. Vielleicht zu alt.
    Eine Bewegung zu seiner Rechten reißt ihn aus seinen trostlosen Grübeleien. Unvermittelt ist sein Kontaktmann aus dem Boden gewachsen.
    «Heilige Scheiße, Mike-Ass! Wie schafft ihr das bloß immer wieder mich zu erschrecken?»
    «Carsten, alter Mumienbumser. Wie ist die Lage. Alles klar in eurem Mausoleum? Hat dich jemand angemacht?»
    Mike macht eine schnelle Bewegungsabfolge mit der rechten Hand. Irgendein Gang-Ding, das zu erlernen Carsten schon vor Jahren als unmöglich aufgegeben hat, dann setzt er sich neben Carsten auf den feuchten, rissigen Beton und faltet lässig die Hände. Mike steckt in einer undefinierbaren Mischung von Kleidungsstücken, die aus unerfindlichen Gründen von einer Pelle aus verschweißten Müllbeuteln überzogen ist. Nicht schlecht bei Regen, man darf nur keine eigenen Schweißdrüsen haben. Vielleicht transpiriert Mike aber auch über die Zunge wie ein gottverdammter Köter.
    «Nee, ist alles gut, Mike. Kein Problem. Alles soweit im Lot. Und bei euch?»
    «Alles bongo. Nur‘n bisschen hektisch. Die Goodies machen im Moment Stress. Suchen irgendjemanden.» Mike lacht lustlos. «Muss uns aber nicht interessieren. Wir haben nichts, was sich in die Luft zu sprengen lohnt.»
    «Das weiß man manchmal nicht.»
    «Carsten, Alter, du weißt sowieso nichts. Aber eins hast du drauf. Dein Gras ist der absolut fetteste Stoff, den man in diesen Breiten kriegen kann. Mit Abstand.»
    Carsten ist nicht beleidigt. Die Jungs aus dem Kreuzviertel haben alle eine jugendlichkeitsbedingte Neurose und halten sich für Marvelhelden mit Testosteronüberschuss. Alles Eigenschaften, die nicht in Stein gemeißelt sind, wie er weiß.
    «Langjährige Erfahrung. So was kennt ihr gar nicht.»
    Carsten grinst. Sein Geschäftspartner will ernst bleiben, schafft es aber nicht.
    «Du bist schon 'ne Marke, Alter. Stirb uns bloß nicht weg.»
    «Nicht solange ich mein Zeug selber rauche.»
    «Wie viel hast du denn dabei?»
    «Fünf Pfund, meine letzten Vorräte. Damit wäre die Saison des Vorjahres beendet.» Carsten öffnet seine speckige Jacke und knöpft ein verblichenes Hemd auf. Darunter trägt er ein Patchwork aus diversen flachen Beuteln. «Komm, hilf mir mal.»
    Mike-Ass lässt sich nicht lange bitten. Er packt eine Längsseite des Beutel-Leibchens und zieht das ganze Ding mit leichten Ruckelbewegungen vorsichtig unter Carstens Hemd hervor.
    «Na, da ist der Abend ja wieder gerettet.»
    «Willst du nachwiegen?»
    Mike-Ass lacht.
    «Dafür kennen wir uns schon zu lange.»
    «Um mich lange zu kennen, bist du noch nicht alt genug.»
    «Was weißt du denn, wie alt ich bin.»
    Er zwinkert Carsten zu. Dann zieht er ein kleines Plastikstückchen aus der Tasche.
    «Hier: Dein Chip. Ist 'n universeller. Wird überall akzeptiert. Zehn Punkte mehr, als du haben wolltest.» Er hebt die Hand. «Sag nichts. Die Ware ist gut und wir können‘s uns leisten.»
    Carsten steckt den Chip in die Brusttasche seines Hemdes.
    «Hast du was rausgekriegt? Ich meine wegen meinem Mädel. Mandy Brenning.»
    Mike-Ass rollt das Dope zu einem handlichen Bündel zusammen und setzt sich wieder neben Carsten.
    «Das Mädel, wie du so schön sagst, ist eher ein böses Mädchen. Lass die Finger davon, Alter. Ist gefährlich.»
    «Ich bin sechsundsiebzig. Wovor sollte ich jetzt noch Angst haben, Mike. Machs nicht so spannend.»
    Carstens Stimme klingt gepresst. Altersbedingtes Stresssyndrom. Oder etwas anderes.
    «Hör zu, Carsten. Ich will meinen besten Dopelieferanten nicht verlieren. Deine Mandy, die übrigens nicht Mandy heißt, hat einige Spuren hinterlassen. Unschöne Spuren. Spuren, die du auf keinen Fall kreuzen solltest.»
    «Und warum sollte ich die Spuren nicht kreuzen?»
    «Carsten, Alter. Ich meins gut mit dir. Lass die Finger von der Braut. Wir haben eine kleine

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