Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)
als Hausschweinanteil. Das resultierende verkehrstechnische Brennen in ihrem Allerwertesten wiederum muss ihre Konzentration so weit vermindert haben, dass ihr die Sache mit Seiner Eminenz herausgerutscht ist. Dass er etwas weiß, über die Gralshüter. Und da ist ihr Mann ausgeflippt.
«Ich habe dir schon hundertmal gesagt, du sollst deine kleinen spitzen Finger von Kardinal Schultheiss lassen. Der ist nicht für uns, sondern nur für sich selber da. Und für seinen Meister natürlich, wobei ich mir nicht sicher bin, ob der im Himmel wohnt oder in der Hölle. Von einer zeitgemäßen maßvollen Religionsausübung zum Wohl aller Beteiligten hält der jedenfalls nichts. Weißt du eigentlich, dass der krumme Hund mich unlängst zu einer vertraulichen Unterredung gebeten hat? In den Keller der Lambertikirche. Unterzeichnet mit Rolf Schultheiss, Großinquisitor. Ich glaube, der weiß gar nicht, wer hier die Rechnungen zahlt. Ich bin natürlich nicht hingegangen.»
Freiherr von der Hohen Ward richtet seinen wässerigen Schweinsäugleinblick erneut auf die Gattin, die kampflos ergeben neben ihm auf dem Rücken liegt und mit aufgerissenen Augen zu ihrem Mann hinüberlinst. Eins weiß sie gewiss: Die Sache ist für heute noch nicht ausgestanden. Nicht für heute und eventuell auch nicht für morgen und übermorgen. Überhaupt wäre alles gar nicht so schlimm verlaufen, wenn ihr Gatte nicht herausgefunden hätte, was sie für den Hirschley hingeblättert hat, der Kunstbanause. Erkennt ein echtes Schnäppchen nicht, selbst wenn es ihm direkt vor der Nase hängt.
«Über dieses dämliche Bild reden wir später noch einmal. Jetzt will ich wissen, was du dem frommen Rolf gesteckt hast.»
Hohe Ward hat sich auf die Seite gerollt, um seine Frau besser beäugen zu können. Großmutter, was hast du für große Augen, für große Hände, was für einen großen … Constanze erbebt förmlich unter dem mittlerweile eiskalten Blick ihres Ehegespons. Die rosige Behaarung bildet einen dichten Pelz auf Hohe Wards Haut, und obwohl ihr Mann einen eher konturlos-massigen Eindruck macht, weiß sie, dass unter der speckigen Pelle ein ausgesprochen effektives Paket von Muskeln steckt. Mehr als für ein Mädchen gut ist. Mächtige Hände, die nicht nur zu packen , sondern auch zu drücke n können.
«Oh, Schatz, ich weiß wirklich nicht, wie dieser grässliche Mensch so etwas behaupten kann. Wirklich nicht», eiert sie fahrig herum, «das ist sicherlich nur ein dummer Zufall. Du weißt ja, dass ich niemals …»
«Verarsch mich nicht, Constanze. Ich weiß nur zu gut, dass Dummheit im Spiel ist, aber ein dummer Zufall ist es nicht!»
Hohe Ward langt mit seiner freien Hand hinüber und packt das Kinn seiner Frau mit unbarmherzigem Griff. Dann biegt er ihren Kopf zu sich herüber. Eingedenk der Unversehrtheit ihrer Halswirbelknochen kommt sie strampelnd auf der Seite zu liegen. Die Augen ihres Mannes sind jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihren entfernt. Sein Blick fixiert einen Punkt, der etwa in der Mitte ihres Kopfes liegen muss. Sie fragt sich, was er dort suchen mag, und ob er etwas finden kann, dort drin. Aus Sicherheitsgründen entscheidet sie sich für uneingeschränkte Kooperation. Hohe Ward spürt, dass seine Frau ihm etwas sagen möchte, und lockert den eisernen Griff seiner Hand. Constanze schluckt hörbar, bevor sie zu sprechen beginnt.
«Na ja, weißt du, Mausilein, der Kardinal ist ein so netter Mann, meistens jedenfalls, und er glaubt wirklich an Gott, nicht so wie du, und er hat mich mehrfach dringlich ermahnt, neben den schönen Dingen des Lebens auch einmal an meine unsterbliche Seele zu denken. Dass der Körper hinfällig ist, zu Staub wird und so weiter. Na ja, neulich habe ich festgestellt, dass Größe sechsunddreißig, also da war ein dramatisch reduziertes Modell von Dolce & Gabbana, und es hat mir doch tatsächlich nicht gepasst. Natürlich fallen die italienischen Modelle immer etwas knapp aus, aber da dachte ich mir …»
«Du hattest noch nie Größe sechsunddreißig, bei deinem Pferdekörper, also lenk nicht ab», fällt Hohe Ward ihr grob ins Wort. Constanze blinzelt empört, fährt aber fort, als habe sie nichts gehört.
«… und da dachte ich mir, also vorsichtshalber, für alle Fälle sozusagen, wenn alle Stricke reißen, ich könnte ja mal an meine Seele denken. Und wie ich da so an meine unsterbliche Seele denke, da fällt mir ein, dass du und dein gruseliger Forscher auch ständig über
Weitere Kostenlose Bücher