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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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Unsterblichkeit reden. Und da ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass Unsterblichkeit im Grunde ja eine recht aparte Sache ist. Und da habe ich ein bisschen mehr hingehört, wenn ihr euch unterhalten habt, so mit einem Ohr, höchstens eineinhalb, also nicht direkt nachspioniert, wenn du das denkst, vielmehr nicht weggehört, du weißt ja, normalerweise interessieren mich deine Geschäfte ja gar nicht, aber irgendwie fand ich den Gedanken nett, dass etwas mehr als meine Seele die Jahre überdauern könnte, dass ich den Hirschley vielleicht noch etwas länger …»
    «Über den Hirschley reden wir später. Ich will wissen, was du diesem hinterfotzigen Kuttenträger gesteckt hast!»
    «… und da habe ich Rolf, ich meine, Seine Eminenz gefragt, ob es meiner unsterblichen Seele schaden würde, wenn sie etwas länger in meinem Körper wohnen bleiben müsste, und da hat er mich gefragt, wie ich das denn meine, und da habe ich gesagt, dass ich von dir gehört hätte … also in etwa jedenfalls – dass da etwas im Busch ist, so unsterblichkeitsmäßig, mit deinem Forscher, und das ihr einen geheimen Klub hättet, die Gralshüter, das die Sache jetzt funktioniert und dass …»
    Hohe Wards rechte Pranke ist vorgeschnellt und hindert Constanze am Weitersprechen.
    «Du hast ihm von den Gralshütern erzählt, du dummes Huhn?» Er merkt, dass Constanze nicht antworten kann, und lockert den Griff. Constanze muss ein wenig den Unterkiefer hin und her schieben, bevor sie weitersprechen kann. Auf ihren Wangen glühen die Abdrücke von Hohe Wards Eisenfingern. Etwas klare Flüssigkeit ist ihr aus den Augen getreten.
    «Aber Schatz, woher sollte ich denn wissen, dass das … äh … geheim ist. Ständig liegt dieses komische Lateinbuch auf deinem Schreibtisch, ich meine das mit diesen komischen Predigten, und dann dieser Umhang. Ich meine, wer wäscht den denn?»
    «Du hast noch nie etwas gewaschen, das weiter von dir entfernt war, als dein Hintern.»
    «Jetzt wirst du aber grob. Immerhin habe ich dir die Sachen rausgelegt, wenn du wieder einen dieser seltsamen Klubabende hattest, zu denen wir Frauen nie eingeladen worden sind. Ich dachte, das wäre so eine Art ganzjähriger Karneval. Du liebst doch den Karneval und da dachte ich, um die Zeit zu überbrücken, bis es wieder losgeht …»
    «Und da hast du geplaudert.»
    «Also nicht direkt. Aber Rolf, also der war erst ganz freundlich, aber dann wurde er unangenehm, hat gedroht und so, wollte unbedingt mehr wissen. Ich musste doch an meine unsterbliche Seele denken, egal wie lange ich sie noch habe …»
    «Und da hast du ihm alles erzählt, was du weißt.»
    «Ja.»
    «Alles?»
    «Jaha.»
    «Und den Hirschley hast du vom Haushaltskonto bezahlt.»
    «Na ja, ist doch quasi ein Haushalts-, äh, Einrichtungsgegenstand, …»
    Freiherr von der Hohen Ward richtet seinen imposanten Körper auf, dreht seine Gattin ohne Federlesens auf den Bauch, packt sie an den Hüften und zieht sie in eine kniende Position. Constanze ahnt, was auf sie zukommt und beißt schon einmal vorsorglich in den Knöchel ihres gekrümmten linken Zeigefingers. Den Brunch wird sie heute wohl stehend einnehmen müssen.

lxiii Der ignorierte Hinweis
    «Haben Sie den Film gesehen, den ich Ihnen geschickt habe?»
    «Ja, habe ich. Was soll das? Wollen Sie, dass ich Ihren Job mache?»
    «Ich dachte, das könnte Sie interessieren.»
    «Warum sollte es das?»
    «Weil es von den Sprengmeistern ist …»
    «Die Sprengmeister fallen in ihren Zuständigkeitsbereich.»
    «… und weil darin Bezug auf einen seltsamen Verein genommen wird, der eine gewisse spirituelle Nähe zu einem Geheimklub hat, der …»
    «Sie scheinen in letzter Zeit reich geerbt zu haben und jetzt spekulieren Sie auf eine Frühpensionierung, habe ich recht? Und zwar ohne Bezüge.»
    Am anderen Ende bleibt es eine Weile still.
    «O.K., hätte ja sein können.»
    Dann ist die Leitung tot.

lxiv Unter Tage
    Schwer atmend schiebt Carsten den Rollstuhl mit seiner süßen Fracht hinter Erkan Ederim her den endlosen Flur hinunter. Himmel, wer hat das hier geplant? Wahrscheinlich die gleichen Dennocharchitekten, die den Frankfurter Flughafen verbrochen haben. Oder besser: hatten, denn das ist alles lange her. Immerhin, der Flughafen soll noch in Betrieb sein, wenigstens eine Start- und Landebahn, der Rest ist wahrscheinlich ein Truppenübungsplatz für Schwarzwild geworden.
    Seit sie die Packstelle der Pathologie hinter sich gelassen haben, ist die Luft wieder

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