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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wurden und sagten: »Dieser Kevin Hart ist ein tüchtiger Mann. Hat er einen Aufgabenbereich, der seinen Fähigkeiten entspricht?« Nur eine gute Story, und er konnte den Durchbruch schaffen, konnte sich einen Namen machen. Durch ein Exklusivinterview oder eine spektakuläre Enthüllung. Irgend etwas …
    Kevin hatte geglaubt, dieses Irgendetwas heute gefunden zu haben, doch er hatte sich bitter getäuscht. Nun fragte er sich, wann wieder eine solche Chance kommen mochte – falls sie kam.
    Er stand auf und ging zum Waschraum.
    Was könnte ich beruflich tun, wenn ich den Journalismus an den Nagel hänge?, fragte er sich. Ich könnte in die Werbung wechseln oder in die Öffentlichkeitsarbeit oder in die Computerbranche oder in die Geschäftsleitung eines Einzelhandelsunternehmens. Aber sollte ich den Job als Reporter tatsächlich aufgeben, wäre das so etwas wie das Eingeständnis einer Niederlage. Und wenn ich diesen Job schon hinschmeiße, dann will ich es mit einem Erfolg tun. Mit einem Paukenschlag.
    Als Kevin sich die Hände wusch, kam Arthur Cole in den Waschraum. Der alte, gestandene Redakteur blickte den jungen Kollegen nicht an, sondern sagte über die Schulter zu ihm: »Tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe, mein Junge. Du weißt ja, wie hektisch es manchmal an meinem Arbeitsplatz zugeht.«
    Kevin ließ sich sein Erstaunen nicht anmerken. Er zerrte an der Handtuchtrommel, bis ein trockenes, sauberes Stück Stoff zum Vorschein kam. Er wußte nicht recht, was er erwidern sollte.
    Cole trat neben Kevin an eines der Waschbecken. »Bist du sauer auf mich?«
    »Ich bin nicht beleidigt, falls du das meinst«, erwiderte Kevin. »Dein Fluchen stört mich nicht. Es wäre mir scheißegal, wenn du mich als den größten Schweinehund auf Erden bezeichnen würdest.« Er zögerte. Seine Bemerkungen gingen in die falsche Richtung. Für einen Augenblick sah er in den Spiegel, dann tat er den Sprung ins kalte Wasser. »Aber wenn mein Artikel erscheint und dermaßen verfälscht ist, daß ich ihn selbst nicht mehr wiedererkenne, zumal die Hälfte der Informationen fehlen, dann frage ich mich, ob ich mein Glück nicht besser als Programmierer versuchen sollte.«
    Cole ließ kaltes Wasser ins Waschbecken laufen und bespritzte sein erhitztes Gesicht. Dann zerrte auch er an der Handtuchrolle und trocknete sich ab. »Eigentlich müßtest du wissen, was ich dir jetzt sage«, begann er. »In dem Artikel, den wir über Fitzpeterson veröffentlicht haben, steht, was wir wissen. Und nur, was wir wissen. Wir wissen, daß Fitzpeterson von dir und dem Polizisten bewußtlos aufgefunden und mit einem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht wurde. Und wir wissen, daß neben ihm auf seinem Schreibtisch eine leere Medikamentenflasche gestanden hat, weil du es mit eigenen Augen gesehen hast. Du warst zur richtigen Zeit am richtigen Ort – was übrigens eine der Begabungen ist, die ein guter Reporter besitzen muß. Aber bleiben wir beim Thema. Was wissen wir sonst noch? Erstens: Wir haben einen anonymen Hinweis bekommen, daß Fitzpeterson die Nacht mit einer Nutte verbracht hat. Zweitens: Jemand hat bei der Nachrichtenzentrale angerufen und behauptet, Fitzpeterson zu sein und daß er von Laski und Cox erpreßt wird. Was würde es nun bedeuten, würden wir diese beiden Informationen veröffentlichen? Nun? Wir würden einen Zusammenhang zwischen der möglichen Erpressung und der Überdosis Schlaftabletten herstellen, die Fitzpeterson geschluckt hat. Und mehr noch: Wir würden damit andeuten, daß Fitzpeterson einen Selbstmordversuch unternommen hat, weil Laski und Cox ihn mit dieser Hure erpreßt haben.«
    »Aber diese Zusammenhänge liegen doch so glasklar auf der Hand, daß wir die Leser täuschen, wenn wir die Geschichte nicht veröffentlichen!« sagte Kevin.
    »Und wenn diese Anrufe Fitzpetersons ein Schwindel gewesen sind? Wenn die Schlaftabletten sich als ein Mittel gegen Magenverstimmung oder Verdauungsschwäche erweisen und der Mann in einem diabetischen Koma liegt? Dann machen wir, die Post, seine Karriere kaputt.«
    »Ist das nicht ein bißchen weithergeholt?«
    »Da hast du vollkommen recht, Kevin. Ich bin zu neunzig Prozent sicher, daß die Wahrheit so aussieht, wie es in deinem Artikel gestanden hat. Aber auf die restlichen zehn Prozent kommt es an! Wir werden nicht dafür bezahlt, daß wir Vermutungen veröffentlichen. – So, und nun komm. Machen wir uns wieder an die Arbeit.«
    Kevin folgte Arthur aus dem Waschraum und durch das

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