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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Büro bis zum Redaktionstisch. Er kam sich wie der tragische Held in einem Spielfilm vor, der händeringend stöhnte: »Ach Gott, ich bin so schrecklich durcheinander. Wenn ich nur wüßte, was ich tun soll!«
    Kevin war drauf und dran, Arthur zu sagen, daß er recht habe. Andererseits riet eine innere Stimme ihm: Gib dich nicht so leicht geschlagen. Die Wahrscheinlichkeit, daß deine Vermutungen zutreffen, ist viel zu groß.
    An einem unbesetzten Schreibtisch klingelte das Telefon, und Kevin nahm den Hörer ab. »Nachrichtenzentrale«, meldete er sich.
    »Sind Sie ein Reporter?« fragte eine Frauenstimme.
    »Ja, Madam. Ich heiße Kevin Hart. Was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Mann ist angeschossen worden, und ich will Gerechtigkeit.«
    Kevin seufzte. Eine häusliche Schießerei war ein Fall für das Gericht, und dies wiederum bedeutete, daß die Zeitung vorerst nichts mit der Geschichte anfangen konnte. Kevin vermutete, daß die Frau ihm erzählen wollte, wer ihren Mann angeschossen hatte, und ihn dann bitten würde, den Namen des Übeltäters in der Post zu veröffentlichen. Doch es war nicht Sache der Zeitungen, festzustellen, wer wen wann und weshalb angeschossen hatte. Das war Sache der Gerichte.
    Kevin seufzte. »Würden Sie mir bitte Ihren Namen sagen?«
    »Doreen Johnson, Yellow Street Nummer fünf. Willie, mein Mann, wurde bei einem Überfall auf einen Geldtransport angeschossen.« Die Stimme der Frau schwankte plötzlich. »Eine Schrotladung, mitten ins Gesicht! Er hat das Augenlicht verloren!« Jetzt schrie sie in den Hörer. »Tony Cox hat dieses Ding gedreht! Schreiben Sie das!« Sie legte auf.
    Kevin ließ langsam die Hand mit dem Hörer sinken, als er zu verarbeiten versuchte, was er da gerade gehört hatte.
    Heute schien ein besonders verrückter Tag zu sein, was verrückte Anrufe betraf.
    Er klappte sein Notizbuch zu, in das er die Namen und Adressen eingetragen hatte, und ging zum Redaktionstisch.
    »Hast du was Interessantes?« fragte Arthur.
    »Keine Ahnung«, sagte Kevin. »Eine Frau hat angerufen. Hat mir ihren Namen und ihre Anschrift gegeben. Sie sagte, ihr Mann wäre am Überfall auf den Geldtransport beteiligt gewesen. Man habe ihm eine Schrotladung ins Gesicht geschossen, und er habe das Augenlicht verloren. Ach ja, und noch was. ›Tony Cox hat das Ding gedreht‹, hat die Frau gesagt.«
    Arthur riß Mund und Augen auf. »Cox?« fragte er. »Cox?«
    Jemand rief: »Arthur!«
    Kevin und Arthur hoben den Blick, verärgert über die Störung. Die Stimme gehörte Mervyn Glazier, dem Chef der Lokalredaktion, ein stämmiger junger Mann in abgewetzten Wildlederschuhen und schweißfleckigem Oberhemd.
    Glazier kam zu Kevin und Arthur an den Tisch. »Ich habe da vielleicht ‘ne Story, die ihr heute nachmittag für eure Seiten gebrauchen könnt«, sagte er. »Es geht um den möglichen Zusammenbruch einer Bank. Sie heißt«, er warf einen Blick auf seine Notizen, »Jamaica Cotton Bank und gehört einem Mann namens Felix Laski.«.
    Arthur und Kevin starrten sich an.
    Arthur fragte: »Laski? Laski ?«
    Kevin sagte: »Allmächtiger.«
    Arthur runzelte die Stirn, kratzte sich am Kopf und murmelte: »Was, zum Teufel, geht da vor sich?«

24

    Der blaue Morris beschattete Tony Cox noch immer. Er entdeckte den Wagen auf dem Parkplatz der Kneipe, als er ins Freie trat. Tony hoffte, daß die Jungs in dem Morris keinen Mist bauten und ihn ins Röhrchen pusten ließen: Er hatte drei Krüge Lagerbier zu seinem RäucherlachsSchnittchen getrunken.
    Die Kripo-Beamten fuhren vom Parkplatz und folgten dem Rolls-Royce, kaum daß Tony losgefahren war. Er machte sich keine Sorgen. Er hatte die Bullen heute schon mal abgeschüttelt, und er konnte es jederzeit wieder tun. Die einfachste Methode bestand darin, ein schnelles, freies Straßenstück zu finden und Gas zu geben. Doch Tony zog es vor, die Polypen hereinzulegen, so daß sie gar nicht erst wußten, daß sie ihn verloren hatten. Genau wie an diesem Morgen an der Poolhalle.
    Das war nicht weiter schwer.
    Tony fuhr über die Themsebrücke und gelangte ins West End. Während er sich den Weg durch das Verkehrsgewühl bahnte, fragte er sich, welches Motiv die Polizei haben mochte, ihn zu beschatten. Er war sicher, daß es den Bullen zum Teil nur darum ging, ihn nervös zu machen. Wie nannten sie das gleich? Genau: Verunsicherungstaktik. Sie rechneten damit, daß ihr Opfer in Panik geriet, unachtsam wurde und irgendeine Dummheit beging. Aber das war sicher nur eine

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