Die Spur der Hebamme
Kammerfrau hinausgeschickt.
Ekkehart entledigte sich rasch seiner Kleider, legte sich aufs Bett und ließ keinen Blick von Marthe, während diese von der Kammerfrau entkleidet wurde.
Rot vor Scham kroch sie hastig unter die Decke und zog sie hoch bis zum Hals. Nur ein Gedanke hämmerte immer wieder durch ihren Kopf: Das ist nicht wahr, das ist nicht wahr, das ist alles nur ein böser Traum.
Ekkehart beugte sich zu ihr hinüber. Sie sah die Narben auf seiner Brust, die von der alten Verletzung herrührten, die sie einst hatte behandeln müssen, blickte auf seine Hände, groß und schwielig vom Umgang mit dem Schwert, und dachte nur: Ich darf jetzt nicht feige sein.
Ein angstvoller Blick auf die Mitte seines Leibes verriet ihr, dass er längst bereit war.
Inzwischen hatte die Kammerfrau Marthes Kleidung in eine Truhe gepackt, zupfte die Decke über dem Hochzeitspaar gerade und wollte nun auch Ekkeharts Sachen beiseite räumen. »Bist du immer noch nicht fertig?«, fuhr er sie an. »Du kannst gehen.«
Hastig ließ sie die Sachen fallen und öffnete die Tür, um den Priester und die Zeugen der Brautlegung hereinzulassen.
Vor den gaffenden Zuschauern besprenkelte der Pater die Brautleute mit geweihtem Wasser und segnete sie. Marthe nahm das alles kaum wahr; so sehr fühlte sie sich durch die gierigen Blicke der Fremden erniedrigt.
Doch die Demütigung war noch nicht zu Ende. Während die meisten Gäste mehr oder weniger willig den Priester auf dessen Aufforderung nach draußen begleiteten, unternahmen Randolf und seine Freunde keinerlei Anstalten, die Kammer zu verlassen.
Im Gegenteil, Giselbert und Elmar machten es sich auf den steinernen Sitznischen am Fenster so bequem wie möglich, wobeider Feiste Mühe hatte, seinen massigen Körper dort unterzubringen. Randolf hingegen lehnte lässig an der Wand und ließ seinen kalten, bedrohlichen Blick nicht von Marthe.
Auch Richenza hatte bleiben wollen, doch Randolf befahl ihr zu gehen. Bevor sie die Kammer verließ, sah sie Ekkehart triumphierend lächelnd an. Ja, gleich würde er ihre Rache dafür erleben, dass er sie zurückgewiesen hatte. Sie hatte das alles zusammen mit ihrem Mann ersonnen, wenngleich Randolf ihre wahren Motive nicht kannte. Es würde ihr nicht einmal viel ausmachen, wenn ihr eigener Mann Christians Witwe bestieg – der Gedanke, wie sehr Marthe es verabscheuen würde und trotzdem nicht um Hilfe rufen durfte, gefiel ihr zu gut.
Vor allem aber wollte sie Ekkehart demütigen. Sie war Frau genug, um zu merken, wie sehr ihm die kleine Hexe den Kopf verdreht hatte. Es würde ihm nicht gefallen, sie mit seinen Freunden teilen zu müssen.
Und wenn Randolf sie jetzt hinausschickte – sollte es ihm tatsächlich peinlich sein, eine andere Frau vor ihren Augen zu nehmen? –, für sie gab es noch mehr zu tun auf dem Burgberg. Ihr war aufgefallen, dass Hedwig und ihr feiner Schwager Dietrich für einen winzigen, scheinbar unbeobachteten Moment einen sehr merkwürdigen Blick miteinander ausgetauscht hatten. Zwischen den beiden gab es ein Geheimnis, ein gefährliches Geheimnis, das hatte sie schon länger vermutet. Jetzt war sie sich ganz sicher. Der Sache würde sie sofort nachgehen.
Mit forschem Schritt und hocherhobenem Haupt verließ Richenza die Kammer, nicht ohne noch einmal das Paar mit süßlichem Lächeln aufzufordern, nun getreulich seine Pflicht zu erfüllen.
Marthe hätte aufspringen und ihr folgen wollen, als sie merkte, dass Randolfs Kumpane offensichtlich vorhatten zu bleiben.
Aber auch Ekkehart schien über die Anwesenheit seiner Freunde beunruhigt.
Er räusperte sich und versuchte einen krampfhaften Scherz. »Ihr müsst nicht warten, meine Freunde. Wie ihr seht« – dabei wies er auf die Ausbeulung unter der Decke – »wird es bestimmt länger dauern, bis ich mit meiner schönen Braut meine Pflicht erfüllt habe.«
Randolf lächelte gelassen und wechselte das Standbein. »Du solltest besser Zeugen haben für den Vollzug der Ehe. Schließlich ist sie keine Jungfrau mehr und kann kein blutiges Laken vorweisen. Und bei diesem durchtriebenen Weib kannst du nicht sicher sein, ob sie am Ende nicht alles abstreitet.«
Marthe gefror das Blut in den Adern. Dennoch sah sie, dass auch Ekkehart diese Wendung der Dinge nicht gefiel. Zum ersten Mal berührte sie ihn freiwillig, griff zaghaft nach seinem Arm. »Bitte«, flüsterte sie. »Ich werde tun, was Ihr wünscht. Aber schickt diese Männer hinaus. Bitte!«
Ekkehart sah die Not in ihren
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