Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
das Gesicht nur wenige Zentimeter vor dem des Priesters.
»Ich habe sie nicht umgebracht«, quiekte Bruder Willem. »Ich schwöre bei Gott, ich habe sie nicht umgebracht!«
73
D r. Livingstone, nehme ich an«, sagte Jake trocken, als Frank Walker ins Lager kam.
»Ich kann Ihnen versichern, Livingstone war ein weit würdigerer Schotte, als ich es jemals sein werde, Mr.Moore.« Walker lehnte Gewehr und Rucksack gegen eines der Zelte und setzte sich auf einen Klappstuhl. »Sie haben meine Nachricht also erhalten?«
»Ihre Sekretärin meinte, Sie seien in Glasgow.«
Walker lächelte matt. »Das erzählen sie den Leuten also? Na, wahrscheinlich besser, als wenn sie sagen würden, dass sie mir eine Kugel in den Hinterkopf gejagt haben.«
Jake wirkte überrascht. »Und ich dachte, Sie sind völlig mit dieser Firma verwachsen.«
»Oh, das war ich auch«, meinte Walker, während er sich eine geschwollene wunde Stelle unter dem Auge rieb. »Aber der neue Chef und ich waren niemals einer Meinung.« Er blickte auf. »Sie müssen Inspector Jouma sein.«
»Ich habe ganz und gar nichts für solche mysteriösen Ausflüge übrig, Mr.Walker«, erklärte Jouma mit fester Stimme.
»Tut mir leid, dass ich Ihnen so eine Agententhriller-Nummer zugemutet habe. Aber ich muss momentan einfach Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.«
Malachi kam mit einer abgestoßenen Kaffeekanne und einem Heizblock. Nachdem er den Kaffee aufgestellt hatte, setzte er sich in einen Klappstuhl vor einem der Zelte.
»Ihr Freund ist nicht sonderlich gesprächig«, bemerkte Jake.
Walker deutete mit einer ausholenden Geste auf die Landschaft. »Hier draußen muss man auch nicht so viel reden.«
Jake atmete die warme, kräftige Luft ein. »Das ist also das Spurling-Reservat. Und kein Hotel weit und breit.«
Walker lächelte. » Touché . Aber Sie dürfen auch nicht alles glauben, was Evie Simenon Ihnen erzählt. Ich könnte den ganzen Tag darüber reden, wie viele tausend bettelarme Kenianer von Clay Spurling profitiert haben – und diese verarmten Bauern in Jalawi könnte ich mit einrechnen. Aber deswegen habe ich Sie nicht hergebeten.«
»Warum haben Sie uns also hergebeten?«, erkundigte sich Jouma ungeduldig. »Wenn Sie irgendetwas zu unserer laufenden Ermittlung zu sagen haben, warum sind Sie dann nicht gleich zur Polizei gegangen?«
»Ich habe zu viel Dreck am Stecken, Inspector«, gab Walker zu. »Ich habe zu viel angestellt, was mir eine Gefängnisstrafe eintragen könnte – und ich habe nicht vor, mich von einem schlauen Anwalt im Zeugenstand zerpflücken zu lassen. Sie können sich also anhören, was ich zu sagen habe, oder Sie können wieder gehen. So oder so werden Sie mich nie wiedersehen.«
»Dann fangen Sie bitte an, Mr.Walker«, bat Jouma. »Ich bin ganz Ohr.«
Der Kaffee war mittlerweile fertig, und nachdem Walker drei Tassen eingeschenkt hatte, lehnte er sich zurück und erzählte ihnen seine Geschichte.
74
E ine warme Mainacht, vor knapp zwei Jahren. Der Vater ist geschäftlich unterwegs, also kann die Party auf der Ranch steigen, dem Alten zum Trotz. Die übliche Clique ist versammelt: Bobby und seine reichen Freunde aus Mombasa. Damit die Feier gleich in Schwung kommt, gibt es Alkohol und Koks.
Und dann ist da natürlich noch der Babysitter.
»Behalt ihn ein bisschen im Auge, während ich unterwegs bin, okay, Frank?«, hatte Clay ihn gebeten. »Sorg dafür, dass seine Nase sauber bleibt. Ich würde normalerweise Dougie Roarke damit beauftragen, aber ich möchte dem Jungen nicht das Gefühl geben, er wäre unter Hausarrest. Er mag dich, Frank. Du liegst auf seiner Wellenlänge. Es macht dir doch nichts aus, oder?«
»Komm schon, Frank! Wenn du dir schon keine Linie reinziehen willst, dann nimm dir zumindest einen Drink, verdammt noch mal!«
Das Generve geht ihm durch und durch.
»Ich mag lieber nichts trinken, wenn ich noch fahren muss, Bobby.«
»Maaaann, du bist so ein Schwächling. Ich dachte, die Jungs aus Schottland sind voll die Partytiere.«
Doch Frank würde lieber Rasierklingen schlucken, als mit diesen Arschlöchern zu trinken. Wenn Clay ihn nicht darum gebeten hätte, würde er ihnen sagen, dass sie sich verpissen sollen – nicht ohne ihnen zuerst noch eine Lektion in Benehmen und Respekt zu erteilen, die sie nie wieder vergessen würden.
Vor allem Bobby.
»Der Junge ist wild, aber er hat ein gutes Herz, Frank«, meinte der Alte. »Behalte ihn für mich im Auge, ja? Sorg dafür, dass sich der kleine Dummkopf
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