Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
zeigen, dass man in seiner Firma durch harte Arbeit und Loyalität die Karriereleiter erklimmen kann – aber wenn man einem Verbrecher wie Roarke eine Machtposition gibt, hat man den Ärger quasi abonniert.
Ungefähr eine Woche nach dem Vorfall taucht er spätabends vor Frank Walkers Wohnung in Mombasa auf. Er hat einen zweiten Mann dabei, den Frank nicht kennt. Der Mann trägt ein Jackett und Schlips, eine perfekt gebügelte Hose und spiegelblank geputzte Schuhe. Er wird ihm als Lol vorgestellt, ein alter Freund. Lol nickt. Er sagt zwar nichts, aber im Grunde könnte er sich das Wort »Polizist« auch gleich auf die Stirn tätowieren. Walker riecht es jedenfalls drei Kilometer gegen den Wind.
»Wo wohnt sie, Frank?«, fragt Roarke.
Frank hat kein gutes Gefühl bei der Sache. »Warum willst du das wissen?«
»Sag mir einfach, wo das Mädchen wohnt.«
»Ihr Vater hat eine Farm ein paar Kilometer südlich von Lukore.«
»Ist das weit weg?«
Frank nickt.
Roarke entfaltet eine Karte des Shimba-Hills-Reservats.
»Zeig’s mir.«
Frank deutet auf Lukore, das etwas südlich des Naturschutzgebiets liegt, dann lässt er seinen Finger zum blauen Band des Ramisi River wandern, der von den Ausläufern der Shimba Hills bis zur Küste fließt.
»Gut«, sagt Roarke. »Hast du dir das gemerkt, Lol?«
»Hab ich.« Ein starkes irisches Näseln. Nordirisch.
»Was habt ihr vor?«, fragt Frank, dem jetzt doch ziemlich unwohl ist.
Roarke zwinkert. »Darüber solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen, Frank.«
»Weiß Clay davon?«
»Ich sorge dafür, dass Mr.Spurling seinen Geschäften störungsfrei nachgehen kann. Das ist mein Job«, erklärt er.
Die drei Männer treten hinaus in die drückend schwüle Nachtluft. Irgendwo im Norden donnert es.
»Ich bin nicht besonders glücklich damit«, meint Frank.
»Tja, vergiss eines nicht, Frank«, gibt Douglas Roarke zu bedenken, als er in seinen teuren Jeep steigt. »Du warst dabei, als Bobby das Mädchen gefickt hat. Doch statt zur Polizei zu gehen, bist du zu Mr.Spurling gelaufen. Damit hast du dich zum Mittäter gemacht. Du bist genauso schuldig wie der kleine Wichser.«
Jouma beugte sich vor. »Quarrie und Roarke kannten sich?«
»Man könnte sagen, die Liebe zum Rennsport verband sie«, antwortete Walker. »Zu den Pflichten der Sicherheitsabteilung gehörte es nämlich auch, sich um Clay Spurlings kostbare Pferde zu kümmern, wenn sie zu Rennen geschickt wurden. Roarke betrieb nebenher ein kleines Buchmacherunternehmen. Lol war begeistert von den Pferdchen, aber er setzte immer auf die falschen. Zum Schluss stand er mit fünfzigtausend in der Kreide. Statt ihm die Kniescheiben zu zertrümmern, bot Roarke ihm die Chance, seine Schulden mit einem einmaligen Gefallen zu tilgen.«
Jouma schnappte nach Luft. Hatte er recht gehört? War der Mann, dessen Tod er so sorgfältig aufgeklärt hatte, kaum mehr als ein Auftragskiller?
»Ein paar hundert Meter nördlich von hier kommen Sie zum Ramisi River«, fuhr Walker fort. »Wenn Sie ihm in östlicher Richtung folgen, acht bis zehn Kilometer, gelangen Sie zu dem Dorf, in dem das Mädchen mit seiner Schwester und seinem Vater lebte. Malachi war in der Nacht in seinem Jeep unterwegs und hielt wie immer nach Wilderern Ausschau. Er sah das Feuer, aber bis er dort war, war die Farm schon niedergebrannt.«
»Wovon reden Sie?«, fragte Jake.
»Von Roarkes Plan, wie man die Sache am besten vertuschen konnte. Nachdem die beiden bei mir gewesen waren, fuhr Lol zum Haus des Mädchens, besprengte es mit Benzin und zündete ein Streichholz an. Der einmalige Gefallen. Alles wieder auf null. Die Häuser hier sind aus Stroh und Holz – die armen Leute hatten überhaupt keine Chance.«
Im Dunkeln, auf diesen tückischen, unmarkierten Wegen, kann man sich hoffnungslos verlaufen.
Doch Malachi kennt die Gegend wie sein eigenes Gesicht. Er ist in Lukore geboren und in einer Wellblechhütte am Ortsrand aufgewachsen. Seine Ausbildung erhielt er zum einen von der Natur, zum andern profitierte er von dem Wissen, das seit Generationen mündlich vom Vater an den Sohn weitergegeben wird. Er weiß, wo das Feuer ist und wie er dort hinkommt. Trotzdem braucht er zwanzig Minuten, bis er mit seinem Jeep dort ist.
Zu lange.
Das aus Holz und Stroh erbaute Haus brennt lichterloh, die Flammen lodern fünfzehn Meter hoch in den Nachthimmel, die glühenden Funken noch viel höher. Er springt aus dem Wagen und rennt zum Haus, doch die Hitze ist zu stark. Er
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