Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
Vom Netzwerk:
Messer aus dem hölzernen Messerblock neben dem Herd fehlte. Das Zimmer war in sichtlicher Unordnung, die Stühle standen kreuz und quer herum, Lampen waren umgestürzt, überall lagen Scherben auf dem Teppich.
    William Fearon kniete im Schlafzimmer. Sein Oberkörper war in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach vorn gebeugt, und sein offener Seidenkimono gab den Blick auf den riesigen, fleckig-weißen Bauch frei. Um den fleischigen Hals hatte man ihm einen dicken Ledergürtel gezurrt mit einer fein gearbeiteten Schnalle in Form eines Adlers. Das lose Ende war am Griff des Kleiderschranks befestigt worden. Überall waren Schubladen aufgerissen worden, Kleidungsstücke lagen auf dem Boden verstreut. Auf dem Bett lag ein offener Koffer, und auf dem Nachttisch fand man Velazquez’ Pass.
    »Was meinen Sie, Mrs.Simba? Für mich sieht es so aus, als hätten die beiden einen Streit gehabt.«
    Der Polizist, ein Veteran Ende vierzig, war ihr ins Schlafzimmer gefolgt – normalerweise ein Verstoß gegen das Protokoll. Aber in diesem Moment war Elizabeth Simba froh, ihn neben sich zu haben. Nach allem, was in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert war, brauchte sie zumindest einen Kollegen, der es der Mühe wert fand, mit ihr zu reden.
    »Sind Sie verheiratet?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Und, streiten Sie und Ihre Frau manchmal?«
    Er lächelte. »Wie Hund und Katze.«
    »Hat sie jemals damit gedroht, Sie zu verlassen.«
    »Schon mehrfach. Ich ihr auch.«
    »Waren Sie jemals in Versuchung, Ihre Frau mit einem Küchenmesser umzubringen und sich selbst mit einem Gürtel aufzuhängen?«
    »Nein. So viel ist keine Ehe wert.«
    »Genau«, nickte sie. »Und deswegen glaube ich auch, dass die Person, die diese beiden Männer getötet hat, ganz sicher nie verheiratet war.«

    In seinem Büro in der Innenstadt von Mombasa schaltete Douglas Roarke die Fernsehnachrichten an. Der Mord-Selbstmord von William Fearon und seinem Barkeeper war das Ereignis des Tages.
    Immerhin etwas , was nach Plan lief, dachte er verdrossen.

    Ein Stockwerk über ihm saß Cyril Craven ebenfalls vor dem Fernseher. Er sah William Fearons Strandhaus hinter den Palmen und Sicherheitstoren, und dann zwei Körper, die in Leichensäcken in einen wartenden Krankenwagen geschoben wurden. Am unteren Bildschirmrand lief ein Text durch, aber den nahm Craven nur verschwommen wahr. Jetzt stand eine hübsche junge Reporterin vor dem Haus und sprach in ihr Mikrofon, doch Craven hörte nur das pochende Geräusch seines eigenen Blutes in den Ohren.
    Grundgütiger Gott, er hatte es also wirklich getan. Dieser verrückte, mörderische Bastard Roarke war tatsächlich losgezogen und hatte es getan.
    Er hatte einen von ihnen getötet. Die Säuberungsaktion hatte begonnen …
    Craven war schon immer praktisch veranlagt gewesen. Er agierte an der äußersten Grenze des Gesetzes und manchmal sogar schon jenseits dieser Grenze, und er wusste, wenn etwas schiefging, würde ihm keine Zeit mehr bleiben, nach Hause zu gehen und seiner Frau einen Abschiedskuss zu geben. Für genau solche Gelegenheiten hatte er seit zwanzig Jahren immer einen Koffer mit Kleidungsstücken griffbereit in seinem Büro. Sein Pass lag in der Schreibtischschublade, und seine Kontakte bei Kenia Airways konnten ihm jederzeit ein Ticket zu jedem Bestimmungsort besorgen. Er brauchte nur zum Hörer zu greifen.
    »Erste Berichte behaupten, dass William Fearon und Isidro Velazquez nicht bei einem Raubüberfall ums Leben kamen, sondern dass hier ein Streit aus dem Ruder gelaufen ist und in einer Tragödie endete«, sagte die hübsche junge Reporterin gerade in die Kamera.
    Ein Streit! Bravo, Mr.Roarke , dachte Craven – denn es gab nur einen Menschen in seiner Umgebung, der imstande war, einen Doppelmord wie einen Pärchenstreit aussehen zu lassen, und der befand sich genau ein Stockwerk unter ihm. Plötzlich wurde dem Anwalt klar, dass ihn derselbe »Streit« erwartete, wohin auch immer er fliehen mochte.
    Im Grunde war er schon ein toter Mann.
    Inzwischen war ein anderes Gesicht auf dem Bildschirm erschienen, mit kantigen Kiefern und kurzen Haaren – Craven brauchte ein paar Sekunden, bis er begriff, dass es sich um eine Frau handelte.
    »Tragisch … Umstände … Mitgefühl … respektiert …«
    Der Name, der unten eingeblendet wurde, lautete Superintendent Elizabeth Simba, Kriminalpolizei der Küstenprovinz. Hastig kritzelte Craven den Namen auf einen gelben Block.
    »Maureen«, bat er seine

Weitere Kostenlose Bücher