Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Bentley, der bei einer Explosion ums Leben gekommen war.
    »Nach sorgfältiger und gründlicher Untersuchung des Beweismaterials kam ich zu dem Schluss, dass Mr.Bentley und seine Besatzung die unglücklichen Opfer eines schrecklichen Unfalls waren«, erklärte Mugo den Reportern. »Die Bevölkerung an der Küste kann heute Nacht wieder ruhig schlafen, da sie mit Sicherheit weiß, dass ein Verbrechen ausgeschlossen werden kann.«
    Fünf Tage später berichtete dieselbe Zeitung, dass Bentley und seine Crew in Wirklichkeit brutal ermordet worden waren und man das Boot vorsätzlich in die Luft gejagt hatte. Seltsamerweise war die führende Ermittlerpersönlichkeit von Malindi diesmal für einen Kommentar nicht zu erreichen gewesen.
    Als Jouma hörte, dass Mugo einer Degradierung entgangen und für sein Fiasko einfach nur achthundert Kilometer weit versetzt worden war, um einen Schreibtisch-Job in der Provinz Nyanza anzutreten, hatte er angenommen, dass der Mann mächtige Freunde haben musste. Nachdem Mugo ihn nun als Ermittlungsleiter im Fall Quarrie ersetzte, wusste er, dass diese Annahme den Tatsachen entsprach.
    Elizabeth Simba die Schuld zu geben, weil sie den einflussreichen Persönlichkeiten der Stadtverwaltung nachgegeben hatte, wäre zu einfach gewesen. Und unfair, wie Jouma wusste. Auch der neue Bürgermeister hatte ganz offensichtlich mächtige Freunde. Deswegen hatte es auch wenig Zweck, sich zu ärgern oder dramatische Konsequenzen zu ziehen, indem man etwa seine Kündigung einreichte – was ihm, wie er gestehen musste, in einem Anfall von unverzeihlichem Selbstmitleid sogar kurz in den Sinn gekommen war.
    Auf jeden Fall war der große Inspector Mugo noch nicht eingetroffen, und bis dahin war der Fall Quarrie noch Joumas Fall.
    Der Empfangschef mit dem weißen Jackett, der am Eingang zum Constabulary Club stand, musterte ihn mit scharfem Blick.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Ich bin gekommen, um mit Assistant Commissioner Jardine zu sprechen.«
    Die Augenbrauen des Mannes schnellten nach oben. »Mit Assistant Commissioner Jardine, Sir? Erwartet er Sie?«
    »Ja, ich erwarte ihn, Long«, dröhnte eine Stimme aus den kühlen Schatten der Empfangshalle. Selbstbewusste Schritte ertönten auf dem Marmorboden, und dann erschien auch schon Edward Jardine an der Tür. Der ehemalige Beamte von Scotland Yard war eine elegante Gestalt, wurde aber langsam kahl. »Schön, Sie wiederzusehen, Detective Inspector.«
    Vor zwei Tagen waren sich die beiden bereits begegnet, als Jouma versucht hatte, die letzten Stunden im Leben des Lol Quarrie zu rekonstruieren. Jardine war nicht nur das hochrangigste unter den pensionierten Club-Mitgliedern, er war auch ihr Präsident. Er hatte gern geholfen, und Jouma hatte sogar das Gefühl, der Mann wäre sofort auf das Angebot eingegangen, sich selbst an der Ermittlung zu beteiligen.
    Er führte Jouma ins Innere des Clubs, vorbei an großen Ölgemälden mit Porträts grimmig dreinblickender Männer in Uniform, Glasvitrinen voller Medaillen, Handschellen, Pfeifen und aus Holz geschnitzten Schlagstöcken sowie Reihen von präparierten Tierköpfen.
    »Danke, dass Sie mich so kurzfristig empfangen«, begann Jouma.
    Jardine schüttelte den Kopf. »Keine Ursache. Gegen ein bisschen Aufregung habe ich gar nichts einzuwenden. Irgendwelche Neuigkeiten zu Quarrie?«
    »Noch nicht, Sir.«
    »Es heißt ja, er soll gesprungen sein.«
    »Das ist eine der Möglichkeiten, die wir untersuchen.«
    »Wäre nicht das erste Mal, muss ich sagen. Manche Kerle kommen nur schwer ohne den aufregenden Dienst klar, und ich kann mir nicht vorstellen, dass seichte Gewässer wie diese hier einem Mann wie Quarrie die gefährlichen Straßen von Belfast ersetzen konnte. Wie alt sind Sie, Jouma? Sie müssen dem gefürchteten Tag doch auch schon recht nah sein, oder?«
    »Ich bin einundfünfzig, Sir.«
    »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Genießen Sie jede Sekunde.«
    Sie gingen eine kurze Treppe hinunter, die in einen mit Bücherregalen gesäumten Raum führte, in dessen Mitte ein Snooker-Tisch stand.
    »Das ist das Lesezimmer«, verkündete Jardine. »Hier kommen alte Trottel wie ich her, wenn sie ihre glorreichen alten Zeiten noch einmal durchleben wollen. In diesem Archiv finden Sie Zeitungsausschnitte zu jeder erfolgreichen Ermittlung der letzten hundert Jahre. Aber ich möchte Sie nicht mit alten Kriegsgeschichten langweilen. Sie haben gesagt, Sie interessieren sich für eine ganz bestimmte Art von