Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
Vom Netzwerk:
es so war. Und ihr müsst die Insel durchsuchen.«
    Goot studierte einen Augenblick die Karte, nickte vor sich hin, fasziniert von irgendetwas. »Das ist interessant«, sagte er schließlich. »Ihr wisst doch von diesem schwarzen Wasser, über das sie seit Monaten reden?«
    »Ja, was ist damit?«, fragte Sheppard.
    »Heute Abend gegen sieben wurde ein großer Teil davon knapp südwestlich von Tango gesichtet.«
    »Von wem?«
    »Satellitenfotos«, entgegnete Goot, als wären Satelliten der ultimative Beweis für alles.
    »Und?«, fragte Sheppard. »Worauf willst du hinaus?«
    Goot grinste und legte Sheppard den Arm um die Schultern. »Ich weiß auch nicht. Ich wollte es bloß erwähnt haben. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang, vielleicht ist es scheißegal. Aber behalten wir es im Kopf.«
    Sheppard sehnte sich plötzlich nach den Tagen, als eine Ermittlung noch hieß, dass man Beweise sammelte und Spuren nachging, bis man alles herausgefunden hatte. Man bewegte sich auf vorgegebene, rationale Weise von A nach Z. Das Leben war einfacher gewesen. Was Goot vorschlug, war letztlich, dachte er, auf die Weltsicht von Mira und ihrer Großmutter zurückzuführen, eine Weltsicht, in der das Universum ein lebendes Wesen war, dessen Energie auf die Menschen reagierte.
    Erdbeben in Afghanistan? Hey, kein Wunder, würde Mira sagen. Die Erdbeben waren bloß ein Spiegel der menschlichen Unruhen in diesem Teil der Welt. Nine/Eleven? Auf einer tieferen Ebene diente es dazu, die Welt zu einigen. Klimaerwärmung? Froschmutanten? Überschwemmungen? Der Planet hatte AIDS. Korrigiere die Energie, und das Universum antwortet.
    »Wir sind doch nicht bei Akte X, Goot.« Sheppard lächelte, als er es sagte, aber die Leichtigkeit in seiner Stimme klang gekünstelt, und sie wussten beide, dass er das genaue Gegenteil meinte. Er hatte plötzlich große Angst, dass die Frau, die er liebte, und das kleine Mädchen, das er als seine Adoptivtochter ansah, in einer furchtbaren Klemme steckten.
    Sie flogen tief über das Wasser knapp südlich von Little Horse, die Suchscheinwerfer des Flugzeuges huschten über die Florida Bay. Doch Sheppard wurde schnell klar, dass man ebenso gut nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen suchen könnte – Kilometer um Kilometer nichts als dunkles Wasser. Dann und wann, weit draußen im Golf, entdeckten sie die Positionslichter eines Fischer- oder Segelbootes, aber das war alles.
    Sie setzten in der Gegend auf, die Nadine auf der Karte umkreist hatte, und Sheppard und Goot holten das Zodiac-Floß hervor, die Sturmlaternen strahlten. Sheppard rief nach Mira und Annie, aber seine Stimme hallte bloß durch die Dunkelheit. Das Einzige, was sie entdeckten, war, dass das Wasser merkwürdig schwarz erschien. Sheppard fragte sich plötzlich, ob sie sich auf einem der Felder des schwarzen Wassers befanden, und Goot sagte, als könnte er seine Gedanken lesen: »Hey, ich wette, wir sind mitten in dem schwarzen Feld.«
    Ein paar Minuten später ging der Motor des Zodiac aus, die Laternen ebenso. Sheppard entzündete schnell ein paar Streichhölzer und streckte sie in die Dunkelheit. Goot und er sahen einander bloß an, keiner von beiden sprach das große Unbehagen aus, von dem Sheppard wusste, dass sie es beide empfanden. »Fahren wir zurück zum Flugzeug«, sagte Sheppard und reichte Goot ein Paddel.
    Keiner von beiden sprach auf dem Weg zurück, aber sie paddelten wie verrückt, schneller und schneller, beide derart verängstigt, dass es besser war, nicht laut darüber zu sprechen.
    »Was ist dort draußen passiert?«, fragte Nadine, als sie zurück an Bord kletterten.
    »Der Motor ist ausgegangen«, entgegnete Goot. »Vielleicht ist Wasser hineingeraten.«
    Sheppard fiel auf, das Goot nicht erwähnte, dass auch die Sturmlaternen erloschen waren. Sie montierten den Motor vom Floß ab, legten ihn ins Flugzeug, dann ließen sie die Luft aus dem Floß und zogen es an Bord.
    »Fliegen wir zur Insel«, rief Sheppard dem Piloten zu.
    Als sie wenige Minuten später tief über Little Horse zogen, entdeckte Sheppard etwas am Strand auf der Westseite der Insel. Der Pilot landete etwa hundert Meter vor dem Ufer, sie bliesen das Floß erneut auf und ruderten an Land. Sheppard glaubte nicht, dass das Ding am Strand eine Leiche wäre, aber das unangenehme Gefühl tief in seinem Bauch wurde größer und heißer.
    Es war Ebbe, und Sandbänke ragten aus dem Wasser, sodass es unmöglich war, bis an den Strand zu paddeln. Etwa hundert Meter

Weitere Kostenlose Bücher