Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
Vom Netzwerk:
vor dem Ufer stiegen sie aus und wateten durch knietiefes Wasser, zogen das Zodiac hinter sich her. Als sie näher kamen, erhellten die mächtigen Lichter ihrer Sturmlaternen eine Kühlbox, die einfach bloß verlassen im Sand stand.
    Sheppard erreichte sie zuerst und stand einige Augenblicke bloß da, er starrte darauf hinunter, die Sorge in seinem Bauch war jetzt so groß, dass sie drohte, ihn zu ersticken. Auf der Kühlbox lag die Digitalkamera, die er Mira letzte Weihnachten geschenkt hatte. Ein Strandhandtuch lag neben der Kühlbox. Die Abdrücke und Fußspuren im Sand erzählten eine Geschichte, aber es würde eine Weile dauern, sie zu entziffern.
    Sie stellten ihre Laternen in den Sand und schalteten auch noch ihre Taschenlampen ein, um mehr Licht zu haben. »Meine Güte«, flüsterte Goot. »Wo sollen wir anfangen?«
    Die Gewohnheiten übermannten Sheppard. »Machen wir ein Video des Bereichs.«
    Er gab Nadine ein Paar Latexhandschuhe und zog ebenfalls welche an. Sheppard steckte die Digitalkamera in einen Beutel für Beweisstücke, beschriftete ihn, griff dann nach dem Handtuch. Er betrachtete es zuerst, suchte nach Blutspuren, fand aber keine. Er roch daran: Sonnencreme, Salz, der Strand, sonst nichts.
    Sheppard und Nadine hatten ihre Laternen über den Kopf gehoben, damit Goot mehr Licht hatte für die Videoaufnahmen. »Wir haben mindestens drei verschiedene Fußspuren«, sagte er. »Ein Kind und zwei Erwachsene. Shep, wir brauchen Abdrücke von allen dreien.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    »Kann ich die Kühlbox anfassen?«, fragte Nadine.
    »Noch nicht«, sagte Sheppard. »Lass uns erst die Beweissicherung und die Videoaufnahmen abschließen.«
    Sie nickte, den Blick auf den Boden gerichtet. Sie folgte irgendetwas. »Shep, das ist eigenartig. Zwei Fußspuren führen aus diesem Bereich weg, aber eine Spur führt hierher.«
    Goot ging langsam und vorsichtig den Strand entlang, er filmte die Abdrücke, und Sheppard kam hinter ihm her und machte Fotos. Er versuchte, nicht darüber nachzudenken, was die Schritte für eine Geschichte erzählten, noch nicht, aber er konnte nicht anders. Die Geschichte erschien recht offensichtlich. Mira und Annie hatten auf der Insel von einer dritten Person mit großen Füßen Gesellschaft bekommen.
    Sheppard zog einen seiner Schuhe aus und stellte ihn neben den größten Fußabdruck. Er trug Größe 11, und der Abdruck war etwa in derselben Größe. Die Person war zumindest eins achtzig und wog vielleicht zehn Kilo weniger als Sheppard. Es musste ein Mann gewesen sein, dachte er. Nur wenige Frauen hatten so große Füße. Und Nadine hatte die Anwesenheit einer dritten Person erwähnt, eines Mannes.
    Er ging davon in Richtung der Mangroven, wo zwei weitere Fußspuren ihre eigene Geschichte erzählten. Seine Sorge wurde immer größer. Die ersten Abdrücke waren kleiner als die anderen und mussten Annie gehören. Sie war gerannt, das war offensichtlich aufgrund der Tiefe und Unregelmäßigkeit der Spur. Die folgenden Abdrücke gehörten der großen Person, dem Mann. Beide Spuren verschwanden zwischen den Pinien und Mangroven, aber nur eine kam wieder heraus. Sie ist da drin, tot.
    Dann, etwa acht Meter von den Bäumen entfernt, tauchten die kleineren Spuren wieder auf. Sheppard kauerte sich hin, stellte seine Laterne auf den Boden, betrachtete die Geschichte. Hier ein Kampf. Dort schienen die kleineren Fußabdrücke dichter aufeinanderzufolgen. Vielleicht hatte Annie sich beeilen müssen, um mit der großen Person Schritt zu halten. Goot trat näher und filmte alles, dann kauerte er sich neben ihn. »Es gefällt mir gar nicht, was ich sehe«, sagte er leise. Dann zog er einen Beutel für Beweisstücke heraus, in dem ein Stück Stoff lag. »Das roch nach Chloroform. Ich habe es dort hinten gefunden.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Es ist dasselbe Arschloch, Shep.«
    Sheppard wurde ganz starr. Es schien lange zu dauern, bevor seine Stimmbänder wieder funktionierten, seine Zunge sich bewegte, bevor er Worte sprechen konnte. »Nadine darf nichts über die Verbindung zu unseren anderen Fällen erfahren.«
    »Der Meinung bin ich auch. Aber wir wissen beide, wenn wir es ihr nicht sagen, wird sie es trotzdem herausbekommen.«
    »Lass uns weitermachen und die Kamera ins Labor bringen.«
    Als sie sich umwandten, sah Sheppard Nadine neben der Kühlbox sitzen, sie hatte ihren Oberkörper auf den Deckel gelegt, als wäre sie ohnmächtig geworden. Goot und er rannten los

Weitere Kostenlose Bücher