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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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und erreichten sie gleichzeitig. Sie war bei Bewusstsein, weinte aber. Er wusste augenblicklich, dass sie in dem Moment, in dem sie die Kühlbox berührt hatte, Informationen darüber in sich aufgenommen hatte, was hier vorgefallen war.
    Sheppard kniete sich neben sie. »Nadine?«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an, die Verzweiflung in ihrem Gesicht war genauso lebendig wie die Verzweiflung in seinem eigenen Herzen. Er legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich. »Er hat sie überrascht«, sagte sie leise. »Er wirkte ungefährlich.« Sie deutete den Strand entlang. »Sein Boot war dort hinten. Ich … ich konnte ein Scheppern hören, als schlüge er mit etwas auf den Motor. Ich glaube, er hat so getan, als hätte er ein Motorenproblem, und sie … sie hat ihm angeboten, ihm zu helfen, und er … hat sie mit etwas geschlagen. Und dann ist Annie …« Sie machte eine Pause, sie schüttelte den Kopf, als müsste sie sich von einem zu lebendigen inneren Bild befreien. »… sie ist weggelaufen. Ich habe etwas Süßes geschmeckt. Merkwürdig süß. Vielleicht hat er ihnen Drogen gegeben … Mira ist hinter ihnen her und … weiter weiß ich nichts. Ich … ich kann keinen von ihnen mehr in der Nähe spüren.«
    Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, ihre schmalen Schultern zitterten. »Den ganzen Tag hatte ich … so ein unangenehmes Gefühl, dass sie hier draußen sind, und ich habe es ihr nicht gesagt, Shep.«
    »Du kannst dir dafür keinen Vorwurf machen, Nadine. Wir werden sie finden. Vielleicht sind Fotos auf der Kamera, die uns weiterhelfen.«
    Doch noch während er die Worte aussprach, entsetzte es ihn, dass seiner Stimme jede Überzeugung fehlte.

Fünf
    Sheppard und der Pilot waren bei Sonnenaufgang bereits in der Luft. Sie folgten ungefähr demselben Kurs wie in der Nacht zuvor, diesmal jedoch in umgekehrter Richtung: zuerst über Little Horse Key, dann nach Süden denselben Koordinaten entlang, wo der Motor des Zodiac ausgesetzt hatte. Sie flogen in etwa achtzehn Meter Höhe über das offene Wasser, tief genug, um Wrackteile zu sehen, wenn es welche gäbe, und hoch genug, um das Feld aus schwarzem Wasser vom restlichen Wasser unterscheiden zu können.
    Das Zeug sah eigenartig aus, dachte sich Sheppard, wie ein Dutzend kleine Ölpestfelder. Das größte der Felder hatte sich nicht weit bewegt, seit sie letzte Nacht in den Zodiac gestiegen waren, aber es schien sich zumindest in zwei Teile geteilt zu haben, wobei das größere Feld etwa fünf Quadratkilometer einnahm. Sheppard wollte sich das aus der Nähe ansehen, bei Tageslicht, und bat den Piloten, in der Nähe zu wassern. Dann blies er den Zodiac auf und statt den Außenbordmotor einzusetzen, paddelte er hinein in das schwarze Wasser.
    Aus der Nähe sah es nicht viel anders aus als schlammiges Wasser irgendwo an der Küste. Aber im Gegensatz zu schlammigem Meerwasser schwammen hier drin weder Algen noch irgendetwas anderes. Er beugte sich über den Rand des Floßes und schnupperte. Geruchslos. Er steckte die Finger ins Wasser, rieb die Fingerspitzen aneinander. Es fühlte sich auch nicht ölig an. Bloß nass. Er holte eine Flasche aus der Ausrüstungskiste, tauchte sie ins Wasser und füllte sie. Er bezweifelte, dass das Labor etwas finden würde. Immerhin beschäftigten sich schon Dutzende von Meeresbiologen seit Monaten mit diesen Feldern und hatten immer noch keine Ahnung, was es damit auf sich hatte. Aber er musste einfach glauben, dass er vorankam bei seiner Suche nach Mira und Annie.
    Es schien, als hätte er den Großteil der Nacht damit verbracht, sich hin und her zu werfen, in seinen Träumen Phantome zu verfolgen und dann wieder wach zu liegen und Pläne zu schmieden. Er hatte Techniken probiert, die er von Mira gelernt hatte – sich selbst in eine leichte Hypnose zu versetzen und es seinen Sinnen zu erlauben, sich über ihn hinaus zu erstrecken, über seinen eigenen Körper und seine Welt hinaus, auf der Suche nach ihr und Annie. Aber davon hatte er bloß Kopfschmerzen bekommen und war schließlich aufgestanden. Die einzigen Techniken, die er verstand, waren Ermittlungstechniken: so viel Informationen wie möglich sammeln, dann einer Spur zur nächsten folgen, einem Hinweis zum nächsten. Selbst wenn A nicht immer zu Z führte, und obwohl man manchmal zu F oder L zurückgehen musste und dann zu C sprang, folgte das Ganze doch immer einer Logik.
    Als er zurück zum Wasserflugzeug paddelte, klingelte sein Handy. Goots Nummer erschien

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