Die Spur der Woelfin
schlichte
Quälerei, dass er es ihr immer wieder so leicht zu machen versuchte, während
alle Vernunft doch dagegen sprach. Und während sie sich krampfhaft an diesen
Gedanken zu klammern versuchte, spürte sie, wie sie ihm doch immer mehr
verfiel.
Seine Arme hielten sie gefangen. Noch fester, und er würde ihr wehtun
damit, doch das interessierte Laura im Moment herzlich wenig. Seine Arme
umspannten sie wie Schraubstöcke, eine Hand lag auf ihrer Wirbelsäule und
presste sie fest an seinen Körper, während seine andere Hand an ihrem
Hinterkopf sie daran hinderte, sich von ihm loszumachen. Aber Laura dachte auch
gar nicht daran, ihn an irgendwas zu hindern. Stattdessen schlang sie die Arme
um seinen Hals und stellte sich auf die Zehenspitzen, um es ihm leichter zu
machen.
Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit erschienen, vergingen, ehe er sich
wieder so weit beruhigt hatte, dass er sich von ihr lösen konnte. Schwer atmend
lehnte sie sich an seine Brust, spürte seine Hand, wie sie sacht durch ihre
Haare strich, und seine Lippen, als sie kleine Küsse auf ihrem Scheitel
verteilten.
»Ich habe es mir nicht ausgesucht, als ich mich Hals über Kopf in dich
verliebt habe. Ich habe es nicht gewollt, habe versucht, dich zu vergessen, aber
die Umstände haben das nicht zugelassen.«
Ihre Hände fielen auf seine Schultern, während sie ihr Gesicht am Kragen
seines Polohemdes vergrub.
»Weißt du, wie oft ich davor gestanden habe, dich einfach
anzurufen und herauszufinden, was passieren würde?« Stumm schüttelte sie den
Kopf.
»Viel zu oft, Laura, viel zu oft. Ich habe immer den Bedürfnissen der
anderen den Vorrang gegeben, aber jetzt will ich einmal etwas für mich. Etwas,
das ganz allein mir gehört.«
Ungeweinte Tränen brannten in ihren Augen, als sie zu ihm aufsah. »Es
geht einfach nicht, Patrick. Ich kann das nicht sein.«
Bei ihren Worten wurde er wütend. »Warum nicht, verdammt? Du willst es
doch auch.«
Stumm schüttelte sie den Kopf und machte sich von ihm los. »Es geht
nicht. Und wenn du einmal darüber nachdenken würdest, würdest du das auch
sehen.« Und mit einem bitteren Geschmack im Mund sah sie ihm nach, wie er den
Raum verließ. Ein weiteres Mal hatte sie den Sieg davongetragen. Den Sieg um
ihr Herz, doch als sie nun hörte, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel,
wurde dieser Sieg schal.
Stumm starrte sie auf die geschlossene Tür, lange, nachdem er schon
verschwunden war. Sie war unfähig, sich zu bewegen, und in ihrem Kopf hämmerte
ein alles vernich-tender Schmerz, während ihr Magen sich verdrehte und ihr das
Atmen schwer werden ließ.
Es war so unspektakulär und schlicht, wie es fatal war. Zum ersten Mal
in ihrem Leben war sie einem Mann begegnet, bei dem sie sich geborgen fühlte.
Dem ersten Mann, in den sie sich je verliebt hatte. Diese Erkenntnis war
genauso schlicht wie jene, dass es niemals würde funktionieren können. Und
dieses Wissen schmerzte.
Langsames, aber anhaltendes Klatschen in ihrem Rücken ließ sie
herumfahren. Sie hatte es gar nicht bemerkt, aber wie immer hatte Vince sich
den unmöglichsten Zeitpunkt ausgesucht, um sie heimzusuchen. Er stand in der
Tür zum Garten, und sein spöttischer Blick in Verbindung mit seinem höhnischen
Beifall gaben ihr den Rest.
»Verschwinde!«, fuhr sie ihn zwischen dünnen Lippen an, doch er hob nur
eine Braue, ließ aber wenigstens die Arme sinken.
»Ah, das war wirklich ein dramatischer Akt. Bühnenreif, ich gratuliere
zu deinem schauspielerischen Talent. Wie lange willst du ihn noch zappeln
lassen? Tanzt er denn noch immer nicht gut genug nach deiner Pfeife?«
Die Wut, die seine Worte in ihr auslöste, explodierte wie ein Feuerwerk
am vierten Juli in ihrem Kopf, und sie musste die Hände zu Fäusten ballen, um
ihm nicht einfach ins Gesicht zu springen. Dieser Mann war es nicht wert, dass
sie sich seinetwegen aufregte. »Hör, verdammt noch mal, auf mit diesem
Schwachsinn«, verlangte sie mit vor Zorn bebender Stimme.
Doch ihn schien ihre Erregung lediglich zu amüsieren. »Ich spreche nur
das Offensichtliche aus. Du hast exakt eine Woche gebraucht, um fast das
gesamte Rudel für dich Spalier stehen zu lassen. Selbst Patrick ...« Ein Anflug
der Wut des Nachmittags huschte über sein Gesicht, verging aber so schnell
wieder, wie er gekommen war, und der Spott kehrte in seine Miene zurück.
»Das ist nicht wahr, und das weißt du auch.« Ihre Stimme war kaum mehr
als ein Flüstern, als fürchte sie, platzen zu müssen, sollte
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