Die Spur der Woelfin
im Bett auf. Dabei rutschte das Laken zur Seite, und sie
schrie erneut auf, als sie Vince an der Tür erkannte. Panisch angelte sie nach
dem Ende des Lakens und zog es sich hastig an die Brust. Vince grinste. Wenn
sie Patrick haben wollte, würde sie weder um ihn noch um die Lebensgewohnheiten
in diesem Haus herumkommen. Entweder so, oder sie konnte gehen.
Patricks Reaktion war um einiges gelassener. Der Knall und Lauras
Zappelei hatten ihn ebenfalls sofort geweckt, doch er machte sich nicht die
Mühe, sich aufzusetzen.
Stattdessen hob er bloß den Kopf und sah Vince abwartend an, der
wiederum seine gesamte Aufmerksamkeit auf Laura gerichtet hatte.
»Kannst du nicht anklopfen, verdammt?«, fauchte diese ihn gerade an, und
sein Grinsen wurde noch eine Spur boshafter.
»Das habe ich«, erklärte er gelassen und warf anschließend Patrick den
Umschlag mit den Bildern zu. »Das lag gerade im Briefkasten.« Mit gerunzelter
Stirn setzte sich Patrick auf und nahm den Umschlag.
Seine Miene ließ keinen Rückschluss auf seine Gedanken zu, während er
langsam die Bilder durchging, dafür aber Lauras um so mehr. Und Vince konnte hören,
wie sie erschrocken nach Luft schnappte, als ein Schnappschuss von ihr im Bad
darunter zum Vorschein kam. Sie kam gerade aus der Dusche und war alles andere
als bekleidet.
»Wer hat die gemacht?« Ihre Stimme bebte vor unterdrückter Wut, und ihr
Blick ging zu Vince.
Doch es war Patrick, der ihr eine Antwort gab. »Dave«, meinte er ruhig
und erhob sich. Er wirkte vollkommen gelassen, als er in seine Sachen stieg,
doch selbst Laura erkannte, dass er wütend war. Seine Bewegungen wirkten zu
normal, und sein Gesicht machte einen gemeißelten Eindruck.
»Aber du hast gesagt, er würde es nicht ...« Der Blick, mit dem er sie
bedachte, brachte sie zum Schweigen.
»Und ich habe falsch gelegen.« Nackte, kalte Wut lag in seinem Ton, und
Laura schluckte. Doch dann wurde seine Miene weicher, und verlegen fuhr er sich
durch die Haare. »Entschuldige bitte.« Und Laura nickte stumm und entrang sich
schließlich sogar ein Lächeln. Seine Wut galt nicht ihr, das war ihr auch klar,
aber es war erschreckend, Patrick derart die Fassung verlieren zu sehen. Und so
blieb sie stumm im Bett sitzen, bis die beiden verschwunden waren.
Sie ließ sich Zeit, bis sie endlich in der Küche auftauchte. In der
Eingangshalle, auf dem Sideboard neben der Treppe, hatte ein weiterer
Briefumschlag gelegen. Er war schwarz umrandet gewesen, und seufzend nahm sie
ihn auf, als sie ihren Namen darauf entdeckte. Nun war es also so weit.
Nervös riss sie den Umschlag auf, und kurz verspürte sie einen
schmerzhaften Stich. Sie hatte gewusst, dass es schnell gehen würde. Sie hatte
gewusst, dass die D'Abots bei den derzeitigen Temperaturen in aller Eile
beerdigt werden müssen. Aber dass es so schnell sein würde, hatte sie auch
nicht zu träumen gewagt. Vielleicht hätte sie sich besser darauf einstellen
können, wenn sie hin und wieder mit Doreen telefoniert hätte. Doch dazu war sie
noch nicht bereit gewesen, und jetzt erwischte sie die Einladung zur
Beerdigung, die bereits morgen stattfinden sollte, vollkommen unvorbereitet. -
Es war bereits kurz vor zehn, und so war sie noch dabei, die
Kaffeemaschine zu füttern und ihren Schreck zu verdauen, als Daniel zu seiner
gewohnten Uhrzeit in die Küche geschlendert kam. Dicht hinter ihr blieb er
stehen, und Laura hörte, wie er scharf Luft holte.
»Das wurde aber auch höchste Zeit«, meinte er, und stirnrunzelnd sah sie
in sein grinsendes Gesicht auf.
»Was wurde Zeit?« Sein Grinsen wurde breiter, als er sich gemächlich am
Tisch niederließ und sie anzüglich von oben bis unten musterte.
»Dass du und Patrick endlich zum Punkt kommt. Immerhin habe ich auf euch
gewettet.«
Laura wusste im ersten Moment nicht, was schockierender war. Dass er
wusste, was vergangene Nacht geschehen war, oder dass er gewettet hatte. Doch
es war auch egal, denn immerhin lenkte er sie so von ihren eigenen weniger erfreulichen
Gedanken ab. »Woher weißt du
das?«, platzte es aus ihr heraus, und sie konnte sehen, wie er
nachsichtig den Kopf schüttelte, ehe er sich an die Nase tippte. Und ihre Augen
weiteten sich vor Überraschung, als sie begriff. »Aber ich habe doch geduscht«,
stammelte sie und brachte Daniel damit zum Lachen.
»Das hilft nicht, Süße. Sein Geruch wird dir noch eine ganze Weile
erhalten bleiben.«
Seufzend ließ sie sich ihm gegenüber am Tisch nieder und stützte den
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