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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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anfangen.«
    »Ich befinde mich nicht mehr im Krankenstand und bin im Besitz eines gültigen Dienstvertrages, Herr Fels.« Hatte der Alte völlig den Verstand verloren? Der starrte sie an, den Mund halb geöffnet, eine Ader schwoll an seiner Schläfe.
    »Ich will zweimal täglich einen schriftlichen Bericht über Ihre Ergebnisse«, biss er zu, machte auf dem Absatz kehrt und knallte die Tür zu. Die Lüftung von Svens Rechner begann, leise zu rauschen. Unmittelbar darauf ging die Tür wieder auf.
    »Sie kümmern sich um Böse und den Jungen, Bentrup. Und Sie«, er stach mit einem Finger nach Julia, »scheren sich zum Therapeuten. Heute.« Er riss ein Blatt von Svens post-it-Block und schrieb eine Telefonnummer darauf. Dann war er weg. Julia wusste nicht, ob sie lachen oder heulen sollte.
    Sven pappte ihr den Zettel auf den Handrücken und sagte:»Tu’s einfach. Ich will hier nicht das Licht ausmachen.« Er warf sich auf seinen Bürostuhl, schob die langen Beine unter den Tisch und widmete sich dem Rechner.
    »Ja, aber ...«
    »Hör auf. Mach einfach, was ich dir sage.«
    »Hier scheint mir jeder was zu sagen zu haben.« Julia schmollte und das Gewissen klopfte wieder an. Svens graue Augen hafteten am Monitor.
    »Also gut«, sagte sie schließlich und steckte den Zettel ein. Wortlos schob Sven ihr die Akte vom Vermisstenfall Rose Marie Lux zu.
    Den Nachmittag verbrachte Julia mit Telefonaten und der Lektüre der Akte. Sie verabredete einen Termin mit Ute Volkert, die Rose Marie Lux vermisst gemeldet hatte, und einen mit dem Therapeuten, den Fels ihr aufs Auge gedrückt hatte. Es war fast sechs, als sie ihre Regenjacke anzog. Ein Schirm wäre nicht schlecht gewesen, nur hatte sie in diesem Sommer schon drei irgendwo stehen lassen. Sie hasste, wie sich ihre Locken in der feuchten Luft kräuselten, sie hatte noch kein Mittel dagegen gefunden.
    Von der Dienststelle zum WBK waren es nur wenige Schritte die Osterwickerstraße entlang stadtauswärts. Das Gebäude hatte jahrzehntelang das Kreiswehrersatzamt des Wehrbereichskommandos beherbergt. Nachdem die Behörde nach Münster umgezogen war, stand die Abkürzung sinnhafterweise für Wissen, Bildung, Kultur. Julia war im Casino mit Ute Volkert verabredet. Einen Augenblick hielt sie vor der frischen, rötlichen Fassade inne. Der August tropfte von den Platanen.
    Jahre vor Julias Geburt hatte ihr Vater hier gearbeitet, als Spieß, bis die Instandsetzungskompanie 1972 nach Flamschen umgezogen war. Die wenigen Erinnerungen an ihn waren heiter und leicht und liebevoll, Bilder in Pastell und Sonnen­schein. Nichts als ein Zufall hatte allem die Farbe genommen. Eines Tages war er von einem Manöver nicht zurück­ge­kehrt. Auf dem Heimweg war der Wagen eines Betrunkenen auf die Gegenfahrbahn geschlingert. Vater war sofort totgewesen. Der Mann bezahlte mit beiden Beinen. In einem unbeobachteten Moment hatte Julia die Unfallfotos gesehen, da war sie acht.
    Sie trat durch die sich automatisch öffnende Glastür. In die erste Etage führten Stufen, die von unzähligen Rekrutenstiefeln ausgetreten waren, links ging es zum Casino . Vom Gang gelangte man in einen großzügigen, modernen Raum, dem sich eine Veranda anschloss. Die Tische waren spärlich besetzt, Geschirr klapperte. Am Tresen polierte eine mollige Blonde in den Vierzigern Gläser. Julia fragte nach Ute Volkert. Das runde Gesicht der Frau hellte sich auf, als sei sie froh, gefunden worden zu sein. Julia stellte sich vor und das Strahlen erstarb. Ob sie die Verabredung vergessen hatte?
    »Sie haben Rose Marie Lux vermisst gemeldet?«
    »Na ja.« Sie hob die Schultern und polierte weiter. »Sie ist ein paar Mal nicht zur Arbeit gekommen.«
    »Was hat der Chef dazu gesagt?«
    »Die Chefin«, verbesserte Ute Volkert. »Sie hat eine Aushilfe kommen lassen.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein. Oder doch. Sie hat sich aufgeregt, dass Rose keinen Krankenschein eingereicht hat, und wollte ihr kündigen.«
    »Wann war das?«
    »Gestern.«
    »Und seit wann ist Frau Lux nicht mehr zur Arbeit gekommen?«
    Die Kellnerin stellte ein Glas ab und hängte das Geschirr­tuch auf. »Ab vorigen Donnerstag hätten wir die gleiche Schichtgehabt.«
    »Sie hat nicht angerufen, keine Post geschickt, nehme ich an.«
    Ute Volkert schüttelte den Kopf. »Oh, ich hab Sie gar nicht gefragt, ob Sie etwas trinken möchten.«
    »Danke.« Julia hob abwährend die Hand. »Kann ich Ihre Chefin sprechen?«
    »Warten Sie, ich frag mal nach.«
    Bevor Julia die Frau

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