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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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entwickelst?«
    »Nichts.«
    »Wie nichts?«
    »Nichts. Ich entwickele immer. Den ganzen Tag, den Abend bis zum Schlafengehen, sieben Tage die Woche.«
    Sie starrte mich an. »Das geht nicht.«
    »Sicher geht das. Mit irgendwas muss man ja seine Brötchen verdienen.« Und ich musste einiges verdienen. Es gab noch ein paar Sachen aus der Vergangenheit, die bezahlt werden wollten.
    »Da hast du natürlich Recht.« Sie seufzte. Offenbar war das ein Thema, das sie nicht weiter verfolgen wollte, deshalb fragte ich: »Wo wohnst du eigentlich?«
    Sofort strahlte sie, als hätte ich ihr ein Pfefferkuchenherz geschenkt. »Ich habe eine eigene Wohnung.«
    Das schien ein Grund zur Freude zu sein, und ich fragte mich, warum. Sie sagte es mir.
    »Ich wohne in dem neuen Baugebiet an der Loburger Straße. Was heißt neu? Das Haus steht schon ein paar Jahre. Ich wohne unterm Dach mit einer Dachterrasse. Nichts Beson­deres eigentlich.« Dabei errötete sie erneut und hieß ihre Worte Lügen.
    »Aber doch schön da, oder?«
    »Ja. Ja, schon.«
    Der Kellner, ein untersetzter Kerl mit einer Fliege, die so gar nicht zum Stil des Restaurants passte, servierte das Essen. Ihre Augen kontrollierten kritisch die Teller. Für sich hatte sie Nudeln mit Gemüse und Flusskrebsen bestellt, für mich Schweinelendchen mit geschmorter Zwiebel, Schoten und Salzkartoffeln.
    »Darf ich?«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, prüfte sie mit ihrer Gabel die Konsistenz der Lendchen. Ich lehnte mich zurück.
    »Wenn du probieren willst – nur zu.« Und fügte Honey für mich hinzu, wendete das Wort eine Weile. Es fühlte sich warm und richtig an.
    »Gerne.« Sie teilte das Fleisch in der Mitte, schnitt eine Scheibe ab, besah sie genau, schob sie in den Mund und kaute prüfend. Dann nickte sie und wies mit der Gabel auf mein Gericht. »Ganz in Ordnung«, sagte sie sachverständig.
    »Dann kann ich es jetzt ja essen.«
    »Oh.« Sie hob die Hand vor den Mund. »Entschuldige. Das ist eine dumme Angewohnheit.«
    »Schon in Ordnung, wenn ich auch bei dir mal probieren darf?«
    »Sicher.« Sie schob mir den Teller hin. Ich angelte mir ein Stück Paprika. Eine Weile aßen wir schweigend, sie mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit auf meiner Reaktion, als sei sie für die Küche verantwortlich. »Und? Wie findest du deines?«
    »Prima«, nuschelte ich zwischen zwei Bissen und nahm einen Schluck Rotwein. Sie kostete hier und da, legte zwischendrin das Besteck ab, probierte die verschiedenen Gemüse, schälte geschickt das Krebsfleisch aus und wickelte die Nudeln auf die Gabel. Ich hätte ihr stundenlang zuschauen können. Lass dich nie mit einer Frau ein, die du nicht essen sehen kannst. Nun, sie hatte den Test bestanden. Als ich ihr Wein nachschenken wollte, legte sie die Hand auf ihr Glas und bestellte Mineralwasser.
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht.«
    Das Restaurant hatte sich gefüllt, und das Summen von Gesprächen hing über der Terrasse. Sie schwieg und sah mich lange an.
    »Ich hätte dich nicht anrufen sollen.« Sie senkte den Blick.
    »Und warum nicht?« Ich griff über den Tisch und hielt ihre Hand fest, ganz fest. Ihr Atem wurde schneller.
    »Es hat keinen Zweck. Wir leben auf verschiedenen Planeten.«
    »Wie kommst du darauf? Es ist ein wundervoller Abend, und ich genieße deine Gegenwart.«
    »Du täuschst dich.«
    »Das würde ich gern selbst herausfinden. Der Abend ist noch jung. Wir könnten durch die Berkelwiesen spazieren und feststellen, ob du Recht hast. Oder ich. Was meinst du?«
    »Es hat keinen Zweck. Glaub mir.« Zweifel in ihrem Blick. Sie holte ihr Portemonnaie aus der Tasche und winkte dem Kellner.
    »Blödsinn«, sagte ich. »Du bist eingeladen.« Sie zierte sich noch eine Weile, überließ die Rechnung aber mir.
    »Also was jetzt?«, fragte ich vor dem Restaurant.
    »Ich muss …«
    »Ja.« Ich legte ihr meinen Arm um die Schulter, weich war sie und roch gut, und zog sie mit mir. Es dauerte einen Moment, bis unsere Schritte ihren Rhythmus fanden. Plötzlich lachte sie und fasste mich um die Taille. Ihre Nähe trieb mir den Schweiß auf die Stirn.
    Feuchtigkeit über den Wiesen kühlte den heißen Tag zum Abend ab. Ein erster Stern funkelte. Von weitem das Plätschern der Berkel. Wir sprachen nicht. Dabei hätte ich noch so vieles fragen können. Alles mögliche. Wer sie war, was sie mochte, was sie hasste, wie sie gelebt hatte bis zu dem Zeitpunkt, zu dem ich ihr begegnet war. Bis jetzt. Aber ich blieb stumm.
    Weiß schimmerten

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