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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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wieder ein paar Stunden aushelfen.« Sie wirkte atemlos, schenkte mir aber einen langen honigfarbenen Blick, dem ich nicht lange standzuhalten vermochte. Lindenhonig, Akazienhonig, Waldhonig. Honey. Ich heftete meine Augen auf die Tischplatte, auf der eine Fliege gelandet war. Ich scheuchte sie mit einer Handbewegung fort.
    »Schön, dass du gekommen bist«, sagte ich steif und kam mir unendlich dämlich vor. Wieder ihre Augen. Honey.
    »Ja«, sagte sie und schwieg. Der Kellner erlöste uns mit der Karte. Beim Lesen zog sie die Unterlippe ein und folgte den Zeilen mit dem Finger. Ich saß nur da und starrte einmal sie und einmal die Karte an. Ich wusste, dass ich etwas sagen musste, aber mein Kopf war leer. Das war mir noch nie passiert. Normalerweise war ich nicht verlegen, wenn es um eine schöne Frau ging, nur hatte ich dann meist schon ein paar Bier intus.
    »Wie wär’s mit einem Wein«, fragte ich deshalb, und um überhaupt etwas zu sagen.
    Sie schwieg und las. Eine Ewigkeit verging. Plötzlich sah sie auf und strahlte mich an. »Weißt du schon, was du möchtest? Wollen wir uns ein Fläschchen Wein teilen?«
    »Äh, ja. Doch.« Einen Augenblick sahen wir uns in die Augen, dann lachten wir. Meine Hand blätterte eine Seite um.
    »Was nun? Soll ich dir helfen?«, fragte sie noch immer lachend.
    »Klar. Hilf mir mal.«
    »Konventionell mit Fleisch und einen roten, eher süffigen Wein, richtig?«
    Ich lehnte mich zurück, sagte okay und winkte dem Kellner. Als wir bestellt hatten, fragte sie: »Und du? Was machst du so?«
    »Ich sitze hier und unterhalte mich mit einer bezaubernden Frau.«
    Sie zog die Brauen zusammen. Das war nicht das, was sie hören wollte.
    Ich hätte am liebsten ihre Hand genommen und jeden ein­zelnen ihrer schmalen Finger geküsst, die so gar nicht zu den rundlichen Unterarmen zu passen schienen. »Du meinst, was ich beruflich tue?« Es war besser, sich auf sichereres Terrain zu begeben.
    »Genau.«
    »Computerspiele.«
    Sie sah mich fragend an. »Aha.«
    »Ja.«
    »Und was machst du, wenn du nicht spielst?«
    »Ich spiele nicht. Ich mache die Spiele, das heißt, ich entwickle die Storys, nach denen die Spiele ablaufen sollen. Die Spiele selbst werden von Softwareentwicklern produziert.« Von meinem neuen Projekt mochte ich nichts sagen, nicht jetzt. Während der Wein kam, hatte ich Zeit, das Misstrauen in ihrem Gesicht zu studieren.
    »Du glaubst mir nicht?«
    »Doch. Klar. Sicher. Ich wusste nur nicht, dass es so einen Beruf gibt.«
    »Gibt’s.« Ich grinste. Wahrscheinlich gab es eine Menge Menschen, die sich nie Gedanken darüber machten, wo Dinge herkamen, Freaks, die an ihren Spielen fest hingen und nicht die geringste Ahnung hatten, welcher Aufwand hinter ihrem Zeitvertreib steckte. »Und du? Der verkleidete Junge, der mich neulich bedient hat, sagte, du bist Aushilfe im Bahnhof Lutum?«
    »Der verkleidete Junge ...« Sie lauschte diesen Worten nachund lächelte mich an. »Das Restaurant heißt Up de Tenne . Und ja, ich helfe da seit ein paar Wochen aus.« Sie senkte den Blick, als sei ihr das peinlich.
    »Und sonst? Was machst du sonst? Was studierst du denn?«, fragte ich.
    »Wie kommst du darauf, dass ich studiere?«
    Das wusste ich auch nicht. Irgendwie war ich der Annahme, dass sie einem Nebenjob nachging, um im Studium über die Runden zu kommen.
    »Ich bin Köchin. Aber in der Gastronomie läuft es nicht so besonders, jedenfalls nicht, wenn man hier am Ort oder in der Nähe bleiben will. Da helfe ich eben da und dort aus.«
    »Und das willst du? Hier in der Nähe bleiben, meine ich.«
    Auf diese Frage erhielt ich nicht mehr als ein sprödes »Ja.« Keine Erklärung.
    Ich hob mein Glas. »Na, dann auf einen guten, hoffentlich haltbaren Job für dich.« Wir prosteten uns zu.
    »In der Tenne werde ich wohl nicht lange bleiben. Kevin, das ist der Junge, der dich bedient hat, hat den Laden nichtrichtig im Griff. Zwar macht er das schon zwei Jahre, aber …«Sie hielt inne. »Du hast ja selbst gesehen.«
    Das hatte ich. Außer dem schmackhaften Essen gab es wenig, was die Wirtschaft auszeichnete.
    »Und was hast du vor?« Ich wollte, dass sie mir mehr von sich erzählte, doch sie hob die Schultern.
    »Ich weiß nicht. Ist schwierig. Mit der Lehre hat es ja am Ende doch nicht geklappt. Hab die Prüfung vergeigt.« Sie versteckte ihr errötendes Gesicht hinter dem Weinglas. »Lass uns über was anderes reden. Was machst du, wenn du nicht spielst, äh,

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