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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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informieren. Aber es war ja alles gut gegangen.
    »Wag es! Sie hat nichts mitbekommen und das ist auch gut so. Sie hat eigene Sorgen.«
    »Sie hat Ostendarp.« Julia beneidete Maria Böse um die Idylle, die sie mit dem alten Hauptkommissar lebte. Friedlich werkelten die beiden Alten in ihrem weinberankten Kotten mit den Apfelbäumen darum herum. So würde sie auch leben wollen.
    »Aber Jossel nicht mehr.«
    »Nein! Seit wann?« Der Berner Sennenhund war Julia gesund und vital vorgekommen, als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Ein freundliches Familienmitglied, und es tat Julia leid für Maria Böse. Einen Moment fragte sie sich, ob sie kondolieren müsse, verwarf den Gedanken aber.
    »Vorige Woche«, sagte Conrad und ließ seinen Kopf los. »Geht wieder. Und wehe, du sagst was.« Damit fuhr er vom Parkplatz und brachte Julia ins Präsidium.
    »Du gehst da jetzt rein und hörst, was Schwester Helga will. Bitte, Julia. Ich ertrage diese Person nicht. Tu mir den Gefallen.«
    Den Hundeblick hatte er immer noch drauf und Julia fiel der Kuss ein, den es nicht hätte geben dürfen. Und Mark, den es auch nicht hätte geben dürfen. Eine ungehörige, kleine Flamme züngelte in ihrer Brust.
    »Also gut«, sagte sie. »Aber ich arbeite nicht an dem Fall.«
    »Nein, is gut, weiß ich ja. Nur das Gespräch mit dieser komischen Tante.«
    Julia vermutete, dass Conrad ihr nicht begegnen wollte, weil er einfach so aus dem Krankenhaus abgehauen war. Vielleicht wollte er auch nur eine Pause für seinen Kopf.
    So verkehrt war Schwester Helga Julia heute gar nicht erschie­nen. Mit ihrer Tunika über einer schmalen Hose und einem fast scheuen Lächeln im Gesicht hatte sie bei Weitem nicht so unattraktiv und ruppig gewirkt, wie in ihren Arbeitsklamotten. Nur als sie über Von dem Berge sprach, stellte sich eine Falte zwischen ihren Brauen auf. Sie habe ihn gedrängt, Rasid Chalid zu verlegen, aber er habe sie angeschrien, sie solle sich um ihren Kram kümmern. Außerdem habe Schwes­ter Helga ein Gespräch mitbekommen. Während sie das sagte, senkte sie den Kopf. Eigentlich horche sie nicht. Aber das sei ja nun ein besonderer Fall gewesen. Sie hatte sogar Tränen in den Augen gehabt, erinnerte sich Julia, während sie das Schloss von Svens Fahrrad abnahm. Es regnete moderat, und als Julia an Brauns Backstube vorbeiradelte, hörte es ganz auf.
    Ein Onkel oder was, sei gekommen, und Von dem Berge habe von ihm Geld verlangt, wenn er dem Jungen die Überführung nach Münster organisieren solle. Der Onkel habe gesagt, er könne kein Geld aufbringen und die Eltern auch nicht, keine tausend Euro und jetzt schon gar nicht, weil sie ja eingesperrt seien. Von dem Berge habe sich nicht darauf eingelassen, und sie hätten eine Weile verhandelt. Ob das Geld übergeben worden sei, wisse sie nicht. Genaugenommen habe Von dem Berge nicht einmal mehr therapiert, nur noch Luft und Wasser, wie sie es bei den Moribunden täten. Beatmung und Kochsalzinfusionen, erklärte sie auf Julias irritierte Nachfrage.
    »Aber er hat doch eine Chance gehabt, der Junge«, hatte Schwester Helga gesagt, und dann liefen tatsächlich Tränen über die runden Wangen. »Ich habe auch einen in dem Alter. Ein bisschen jünger«, fuhr sie fort. »Man kann doch Kinder nicht einfach sterben lassen.« Ihre Schultern zuckten. Keiner sagte etwas. Sven drehte sich weg. Er hasste Gefühlsausbrüche.
    Von dem Berge würde zu den Anschuldigungen befragt werden müssen, hatten sich Julia und Sven vorgenommen, als die Frau gegangen war. Danach musste man sehen, ob die Sache etwas für die Staatsanwaltschaft war.
    »Aber nicht von mir«, sagte Julia, um vorzubauen.
    »Geh wenigstens mit zu den Segberts. Conrad hat den Jungen zu Hause angetroffen. Frauen können besser mit Kindern.« Eben hatte Sven einen Anruf von Conrad entgegengenommen.
    »Wer ist hier Eltern?«
    Conrad war der Einzige aus dem Team, der ein Kind hatte und da lief es auch nicht besonders gut. »Ich habe einen eigenen Fall.«
    »Klar. Und was machst du mit dem?«
    »Ich warte.«
    »Na, toll? Bis wann?«
    Das hatte sie sich auch gefragt. Egal. Das würde man dann sehen, und dann musste Fels entscheiden, wie sie weiter verfahren sollten.
    »Ich habe eine Verabredung.« Damit war Julia aufgebrochen.
    Sie war einigermaßen trocken nach Hause gekommen, stellte das Rad ab und entschloss sich, mit dem Auto zur Deiper Stegge zu fahren, um Bayer bei seiner Büchersortieraktion zu helfen, wie sie es versprochen hatte. Als der

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