Die Spur des Blutes (German Edition)
hatte Burnett sicher ein Probenentnahmekit in seinem SUV. Harper vermutlich auch.
Der Spieler säuberte seine Opfer immer gründlich, bevor er ihre Leichen irgendwo ablegte. Das war ein weiteres seiner abscheulichen Rituale. Dass er Howards Fußsohlen vergessen hatte, war entweder ein enormes Versäumnis oder ein Hinweis, den er absichtlich hinterlassen hatte, damit Jess ihm nachging. Wenn es sie nur zu Lori oder zu ihm brachte, würde sie selbst dem diffusesten Bauchgefühl folgen.
Jess sah sich in der Küche um, öffnete die Schranktüren eine nach der anderen, dann den Kühlschrank und den Herd. Mikrowelle und Spülmaschine waren leer. Die Wohnung war ordentlich und überschaubar, sodass sie nicht lange brauchte.
Harper kam zu Jess, die Tupfer hatte er eingetütet. »Ich habe einen Kumpel im Labor, der kann das für uns bearbeiten.« Er steckte die Tüte in die Innentasche seiner Anzugjacke.
»Jetzt gleich?«, fragte Jess. Die Kriminaltechniker vor Ort konnten sich ebenso gut darum kümmern, aber sie wollte die Resultate sofort.
»Unverzüglich, Ma’am.«
»Sobald wir hier fertig sind, fahre ich mit Burnett ins Krankenhaus. Sie gehen zu Ihrem Kumpel.«
»Ja, Ma’am.«
»Und, Sergeant …«, Jess ließ noch einmal den Blick durch die Küche wandern. »Hat Lori ihre Wäsche im Waschsalon gewaschen oder bei ihrer Mutter?«
»Bei ihrer Mutter, jeden Sonntagnachmittag. Sie essen früh zu Abend. Und ja, sie war gestern dort.«
Oh ja. Der Spieler hatte befunden, dass Lori die Richtige war, und sie dann beobachtet. Das sonntägliche Ritual hatte seinen nächsten Zug so einfach wie ein Kinderspiel gemacht. Unwissentlich hatte sie ihn direkt zum Haus ihrer Mutter geführt. Danach war er offenbar Jess zu ihrer Schwester gefolgt. So hatte er sich seine Beute problemlos eine nach der anderen vornehmen können.
Ich kriege dich
, schwor Jess.
Die Sanitäter brauchten mehrere Minuten, um Howard für den Transport vorzubereiten. Eine Infusion schickte die so dringend benötigten Flüssigkeiten in ihre Adern. Sie benachrichtigten die Traumaeinheit der Notaufnahme, um sicherzustellen, dass gleich bei der Ankunft einer kritischen Patientin, die dringend Blut und anderes benötigte, alles bereitstand.
Jess hoffte, dass die Frau überlebte. Falls sie es schaffte, würde sie die Erste sein. So dankbar sie auch war, dass Belinda Howard am Leben war, das hier war
falsch
.
Der Spieler hinterließ niemals Überlebende.
Eine neue Art von Angst schickte einen Schauer über ihre Haut. Vielleicht irrte sie sich ja, und das FBI hatte recht … vielleicht wollte sie, dass es Spears war. Verlor sie jede Aussicht auf Objektivität, weil sie so dringend recht haben wollte? Um noch einmal eine Chance zu bekommen, ihn zu fassen?
»Chief Harris.«
Jess schrak aus ihren Grübeleien hoch und drehte sich wieder zum Bett und zu Harper. »Ja, Sergeant.« Ihre Beine fühlten sich wackelig an, als sie zu ihm ging.
»Das hier sollten Sie sich ansehen.«
Jess hatte gar nicht mitbekommen, dass die Spurensicherung bereits ihre Arbeit aufgenommen hatte. Die plötzliche Angst, dass sie alles falsch angegangen war, erschütterte sie tief … und entwickelte sich rasant zu schierer Panik.
Was, wenn sie sich tatsächlich irrte? Es könnte sich um einen Nachahmungstäter handeln. Die Merkmale waren kaum zu übersehen. Eine Arbeit, die der des Spielers ähnelte, aber nicht ganz gleich war …
»Er hat Ihnen eine weitere Nachricht hinterlassen«, sagte Harper.
Unter der Stelle, wo Howard gelegen hatte, waren mit Blut Worte geschmiert. Jess streckte die Hand aus, um die dunkelroten Linien zu berühren … trocken. Der Scheißkerl hatte die Nachricht geschrieben, gewartet, bis sie getrocknet war, und dann Howard darauf gelegt.
Ich warte
.
Burnett erschien neben ihr.
Jess sah ihn nicht an.
Er sagte nichts.
»Sergeant Harper, würden Sie bitte die Sicherung der Spuren überwachen und dafür sorgen, dass alles so schnell wie möglich ins Labor kommt«, sagte Jess, ohne darauf zu warten, dass Burnett die Anweisung gab. »Chief Burnett und ich fahren ins Krankenhaus und warten auf die Prognose für Mrs Howard.«
»Ja, Ma’am.«
Burnett nickte seinem Detective zu, bevor sie gingen. Er sagte nichts zu Jess, doch sie wusste genau, dass ihm viel durch den Kopf ging. Wenn er so weit war, würde er wieder davon anfangen, dass sie in Gefahr war. Dass sie an diesem Fall viel zu dicht dran war.
Und mit beidem hätte er recht. Aber dieser Wahnsinn musste
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