Die Spur des Blutes (German Edition)
geschnappt hatte, buchstabengetreu gehalten – obwohl sie mittlerweile von mehr als einem Dutzend Polizeibeamten umringt war.
Jess betrat erneut das Lagerhaus, ohne auf die Kriminaltechniker und uniformierten Beamten zu achten. Deputy Chief Black überwachte persönlich die Sicherstellung der Spuren, zusammen mit einem Rotschopf. Prescott.
Agent Manning war in ein Handygespräch vertieft, wahrscheinlich mit Gant.
In einem Zeitraum von zwölf Stunden hatte der Täter am helllichten Tag eine Bundesbeamtin von einem öffentlichen Ort entführt, sie hierher gebracht, gefoltert, ermordet, ihre Leiche abgelegt – und war dann mit der Geisel verschwunden.
Wo wollte er jetzt hin? Wann hatte er die Zeit gehabt, das alles zu organisieren und zu planen?
»Ma’am.«
Jess kam wieder in die Gegenwart zurück.
»Bei beiden Nummern, die ich von den Dentons habe, geht niemand ran. Aber ich weiß nicht, ob das Privatnummern sind, vom Arbeitsplatz oder von einem Handy. Normalerweise war Lori – Detective Wells – oder Chief Burnett mit ihnen in Kontakt.«
Die Sorge zog sich enger um ihre Brust. »Sergeant, ich glaube, wir sollten dort mal vorbeifahren. Manning und Black sind hier«, sagte Jess. »Wir werden nicht auch noch gebraucht.«
»Ich sage Deputy Chief Black, dass wir gehen.«
Es verlangte gewaltige Willenskraft von Jess, zu warten, bis Harper das Lagerhaus durchquert, Deputy Chief Black informiert hatte und zu ihr zurückgekommen war.
Beeilung, Harper!
»Bereit, Ma’am?«
»Mehr als bereit, Sergeant.«
Als sie Harpers SUV am anderen Ende des Parkplatzes erreicht hatten und losfuhren, war Jess allerdings überzeugt, dass Harper sehr wohl wusste, wie man sich beeilte, und dass sie unbedingt wieder mit Joggen anfangen musste. Sie war völlig aus der Form.
Da kaum Autos unterwegs waren, dauerte die Fahrt zur Montclair Road weniger als zwanzig Minuten. Harper sagte nichts. Sie sagte nichts. Jede Sekunde schien in der Stille widerzuhallen und erinnerte sie höhnisch daran, dass ihr Handy nicht geklingelt hatte.
Burnett würde nicht anrufen.
Im günstigsten Fall gab es neue Schwierigkeiten. Im schlimmsten Fall … steckte
er
in Schwierigkeiten.
Als sie bei dem Haus der Dentons ankamen, fuhr Harper langsamer. Im Erdgeschoss drang Licht durch die Schlitze in den Jalousien vor den Fenstern. Burnetts Mercedes stand nicht in der Einfahrt. Wo zum Teufel steckte er?
»Ma’am«, brach Harper das Schweigen, als er am Straßenrand vor dem Haus hielt, »ich denke, wir sollten einfach zur Haustür gehen und sehen, ob jemand wach ist.«
Jess befeuchtete sich die Lippen. »Ich denke, Sie haben recht, Sergeant.«
»Wenn sich herausstellt, dass der Chief aus einem persönlichen Grund weggerufen wurde, zum Beispiel weil etwas mit seinen Eltern ist, machen wir uns nur ein bisschen lächerlich, wenn wir hier auftauchen und nach ihm suchen.«
In diesem Fall wäre Jess ausnahmsweise erfreut zu hören, dass die gute alte Katherine ihren Sohn gebraucht hatte. Sie wünschte, es wäre so einfach. Doch an diese Möglichkeit hatte sie bereits gedacht und sie für unwahrscheinlich befunden. Nein, etwas stimmte nicht, sonst hätte sie längst von Burnett gehört. »Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich lächerlich mache.«
Harper schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Das wird uns nicht umbringen.«
»Ganz sicher nicht.«
Harper fuhr in die Einfahrt und stellte den Motor ab. Ihre Hand zitterte, als Jess in ihre Tasche griff, um sich zu vergewissern, dass ihre Waffe leicht erreichbar war. Mit der anderen Hand zupfte sie an der Kevlar-Weste, die sie immer noch trug. Sie hatte nicht daran gedacht, sie auszuziehen. Auch gut.
Sich vorsichtig umblickend trat Jess neben Harper, der vor dem SUV stand. Sie gingen gemeinsam zur Haustür. Ihr Puls schlug schneller und schneller. Sie verbot sich, sich weiter auszumalen, was Burnett Furchtbares zugestoßen sein mochte.
Er würde nicht zulassen, dass der Mistkerl ihn in die Finger bekam, dazu war er zu clever. Aber auch Lori war clever gewesen … und Agent Miller.
Wenn Burnett in einen Hinterhalt geraten war, warum hatte sie dann nicht irgendeine Art von Nachricht erhalten?
Harper hämmerte an die Tür. Obwohl sie darauf vorbereitet war, zuckte Jess bei dem Geräusch zusammen. Brandon Denton öffnete die Tür. Innerhalb eines Herzschlags wurde aus seinem eindeutig besorgten Gesichtsausdruck ein ängstlicher.
»Mein Gott, was ist passiert?«
»Ich bin Deputy Chief Harris und das ist
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