Die Spur Des Feuers
auf keinen Fall hinnehmen.
Sie ging an den Wandschrank, nahm ihren Koffer heraus und warf ihn aufs Bett.
Es klopfte an der Tür. »Kerry?«
Silver.
Sie reagierte nicht.
»Kerry?« Er öffnete die Tür und sah zu, wie sie T-Shirts und Unterwäsche in den Koffer warf.
»Darf ich fragen, wohin Sie wollen?« Dann beantwortete er seine eigene Frage. »Herrgott nochmal, haben Sie Geduld! Sie können Trask nicht auf eigene Faust jagen.«
»Nein, ich habe keine Geduld.« Sie stopfte ihre Jeans in den Koffer. »Ich werde etwas unternehmen.«
»Was denn?«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe mich eben über Sie geärgert, aber ich werde Trask nicht auf eigene Faust jagen und damit riskieren, dass wir ihn ganz verlieren.« Sie schloss den Koffer und ließ die Schlösser einschnappen. »Aber ich kann nicht tatenlos hier herumsitzen und darauf warten, dass Sie mir irgendwann beibringen, wie ich an ihn herankomme. Nehmen Sie sich ruhig Zeit. Wenn Sie dann irgendwann so weit sind, kommen Sie zu mir.«
»Wo wollen Sie hin?«
»Nach Marionville.«
»Der Ort, in dem Trask aufgewachsen ist? Warum? Sie erwarten doch sicher nicht, dass er sich dort niedergelassen hat?«
»Nein, aber dort sind seine Wurzeln, vielleicht erfahre ich etwas über ihn, was nicht in dem Dossier steht. Wissen ist Macht, und ich brauche alle Macht, die ich kriegen kann. Es macht mich nervös, mich so unnütz zu fühlen.« Sie funkelte ihn wütend an. »Und kommen Sie mir nicht wieder damit, ich soll mich gedulden. Das hängt mir allmählich zum Hals heraus.«
»Das habe ich mir schon gedacht. Was glauben Sie denn, was Sie in Marionville in Erfahrung bringen könnten?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Vielleicht komme ich dahinter, wie er tickt. Vielleicht finde ich ja dann heraus, auf welchen Knopf ich bei ihm drücken muss.«
»Sie wissen, dass er Sie wahrscheinlich beschatten lässt?«
»Das ist womöglich gar nicht so schlecht. Es würde zumindest bedeuten, dass endlich etwas passiert.« Sie zog den Koffer vom Bett und ging auf die Tür zu. »Wir sehen uns, wenn Sie bereit sind zu tun, was Sie versprochen haben.«
»Wir werden uns schon vorher sehen.« Er nahm ihr den Koffer ab. »Ich komme mit.«
»Ich habe Sie nicht eingeladen.«
»Ich bin es gewohnt, mich aufzudrängen. Das gehört zu meinem Lebensstil.« Er hielt ihr die Tür auf. »Und jetzt hören Sie auf, mich anzugiften.«
»Ich brauche Sie nicht. Ledbruks Leute werden mich nirgendwo ohne Begleitschutz hinfahren lassen. Wenn Sie vorhaben, mich zu beschützen, dann –«
»Oh, ich weiß, Sie glauben, Sie könnten sich selbst beschützen. Na ja, vielleicht können Sie das. Aber das haben Trasks bisherige Opfer garantiert auch gedacht«, sagte Silver.
»So oder so, ich wäre trotzdem beunruhigt, und ich habe keine Lust, die Wände hochzugehen vor lauter Sorge um Sie. Ich bleibe lieber an Ihrer Seite, da weiß ich wenigstens, was los ist.«
Er ging die Treppe hinunter. »Nehmen wir Sam mit?«
Sie schaute ihn einen Moment lang an, bevor sie ihm nach unten folgte. »Nein, er wäre nur im Weg. Wir lassen ihn bei George.« Offenbar war er wild entschlossen, sie zu begleiten, und eigentlich spielte es auch keine Rolle, ob er mitkam oder nicht. Vielleicht würde er ja dann endlich anfangen, mit ihr zu arbeiten. »Ich habe nicht vor, länger als ein, zwei Tage wegzubleiben.«
»Mir ist nicht entgangen, dass Sie nur das Nötigste eingepackt haben.« Er stellte den Koffer an der Haustür ab. »Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie nicht in den SUV steigen und losbrausen, während ich nach oben laufe und schnell ein paar Sachen packe?«
»Was würden Sie denn dann tun?«
»Ihnen hinterherfahren.«
Sie zuckte die Achseln. »Dann wäre es ja reine Zeit- und Energieverschwendung.« Sie lehnte sich gegen den Türrahmen.
»Ich warte.«
»Sie hat das Anwesen verlassen«, sagte Dickens, als Trask ans Telefon ging. »Murphy und Silver sind vor etwa drei Stunden mit dem SUV in Richtung Highway 66 gefahren und haben dann die 81 genommen. Sie haben gerade die Grenze von West Virginia überquert. Ich bin ihnen gefolgt, aber ich musste verdammt vorsichtig sein. Der Geheimdienst ist ihnen dicht auf den Fersen.«
»Highway 81«, sagte Trask nachdenklich. »Warum fahren die denn …« Er lachte in sich hinein. »Na klar.«
»Sie wissen, wo die beiden hinwollen?«
»Ja, ich weiß es. Es ist immer gut, seinen Feind zu kennen.«
»Soll ich an ihr dranbleiben?«
»Vorerst ja.«
Weitere Kostenlose Bücher