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Die Spur des Verraeters

Die Spur des Verraeters

Titel: Die Spur des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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auf Kommandant Ohira fügte er hinzu: »Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen.«
    Sano schob sein Schwert in die Scheide zurück. Er schämte sich seines Fehlers und dachte voller Schrecken daran, was beinahe geschehen wäre. Nach zu vielen beunruhigenden Begegnungen mit den Barbaren hätte er um ein Haar einen unschuldigen Mann niedergemetzelt und damit genau den Krieg ausgelöst, den er verhindern wollte. Er schwor sich, in Zukunft mehr Selbstbeherrschung an den Tag zu legen, und nickte Dr. Huygens zu.
    »Also gut. Zeigt es mir.«
    Der Arzt erhob sich unbeholfen, wobei er die seltsame Vorrichtung an seine Brust drückte. Die Apparatur bestand aus einer Röhre, unter der sich eine kleine, rechteckige Messingplatte befand, die man mittels einer Schraubvorrichtung näher an das untere Ende der Röhre heran oder davon weg bewegen konnte. Sano sah, dass sich ein Loch in der Messingplatte befand, auf der ein dünner Streifen Glas lag, der von Klammern gehalten wurde. Unter der Messingplatte befand sich ein winziger schwenkbarer Spiegel, der Licht durch das Loch in der Messingplatte warf, und an beiden Enden der Röhre befanden sich gläserne Linsen. Sano vergaß beinahe seine Sorgen, als er zum ersten Mal im Leben eine Demonstration der faszinierenden ausländischen Wissenschaft erlebte.
    Dr. Huygens setzte sich an seinen Arbeitstisch und stellte die Apparatur vorsichtig auf eine freigeräumte Fläche inmitten von Büchern, Schriftstücken und wunderschönen Tuschezeichnungen von Meerestieren. Offensichtlich verbrachte der Barbar seine Zeit mit dem Studium der Natur, wenn seine Dienste als Schiffsarzt nicht gebraucht wurden und seine Kameraden in Deshima keine medizinische Hilfe benötigten. Sano sah kleine Tonschüsseln, in denen Sandkörner und andere Proben mineralischer und organischer Natur lagen, die Huygens offenbar von der japanischen Besatzung Deshimas gebracht wurden. In einer der Schüsseln befand sich Wasser. Sano beobachtete verwundert, wie Dr. Huygens ein dünnes Röhrchen hineintauchte und einen Tropfen auf den Glasstreifen fallen ließ, der sich unter der Röhre der Apparatur befand. Dann kniff er das linke Augenlid zu und spähte mit dem rechten Auge oben in die Röhre hinein, nachdem er das Licht, das durchs Fenster fiel, mit Hilfe des kleinen Spiegels durch das Loch in der Messingplatte gelenkt hatte. Er drehte an der Schraubvorrichtung, bis die Platte sich in einer bestimmten Entfernung von der Linse befand, winkte Sano zu sich und bedeutete ihm, ebenfalls mit einem Auge oben in die Röhre hineinzuschauen und an der Schraubvorrichtung zu drehen, bis das Bild scharf war.
    Sano setzte sich an den Arbeitstisch, spähte mit dem rechten Auge oben in die Röhre hinein und drehte mit Daumen und Zeigefinger an der Schraubvorrichtung. Die beiden Wachen beobachteten ihn mit erwartungsvollem Grinsen. Plötzlich wurde das Bild scharf – und Sano stieß einen schrillen Schrei des Entsetzens aus.
    In dem kleinen runden Sichtfeld erblickte er ein klumpiges grünes Ungeheuer, das sich um sich selbst drehte; um dieses Untier herum wirbelten wurmähnliche Wesen und stachelige Kugeln.
    Vor Schreck sprang Sano zurück und stieß dabei die Apparatur um, die vom Tisch zu fallen drohte. Doch der dickliche Huygens legte eine erstaunliche Beweglichkeit an den Tag und bekam das Gerät zu fassen, bevor es auf den Boden prallte. Sano warf einen vorsichtigen Blick in die Schüssel, aus der Dr. Huygens den Wassertropfen entnommen hatte, konnte aber keine Ungeheuer darin entdecken. Welche Zauberkräfte diese Barbaren besaßen!
    Dr. Huygens und die Wachsoldaten brachen in lautes Gelächter aus. Sogar Kommandant Ohira rang sich ein Grinsen ab. »Den Apparat nennt man ein Mikroskop, ein Mikroskop«, erklärte Iishino mit einem überlegenen Lächeln. »Es arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die holländischen Fernrohre, nur umgekehrt, sodass einem die winzigen Lebewesen in einem Wassertropfen so riesengroß wie Drachen erscheinen.«
    Sano brannte vor Scham das Gesicht. »Raus hier«, befahl er den beiden Wachen. Dann nahm er den Rest seiner Würde zusammen und starrte Iishino und Ohira an.
    Die Wachen schlichen davon, die Hände auf den Mund gepresst, um nicht vor Lachen herauszuplatzen. Die grinsenden Gesichter des Kommandanten und des Dolmetschers wurden wieder ernst und respektvoll, doch Dr. Huygens lachte immer noch. » Hahahaaa … hu - hu -huuu !« Sein dicker Bauch wackelte, und sein rosiges Gesicht lief rot

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