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Die Spur des Verraeters

Die Spur des Verraeters

Titel: Die Spur des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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aus der Nähe, sah Sano den harten, gierigen Glanz in Urabes Augen, und wie er immer wieder unruhig ein Muttermal auf seiner rechten Wange betastete. Offenbar hatte er damit gerechnet, das Holz zu seinem Preis zu bekommen, befürchtete nun aber, sich verspekuliert zu haben.
    Doch plötzlich eilte der Chinese hinter Urabe her, rief ihm jammernd etwas zu und gestikulierte heftig.
    »Siebzig momme «, sagte Urabe mit seiner rauen Stimme und reckte angriffslustig das Kinn vor. »Mein letztes Angebot. Akzeptiere es oder verschwinde.«
    Mit reumütigem Blick erklärte der chinesische Händler sich einverstanden. Das Geld wechselte den Besitzer, und Urabes Träger luden das Holz auf. Sano trat vor. »Urabe -san . Ich bin Sano Ichirō, der sôsakan des Shogun. Ich ermittle in der Mordsache Jan Spaen, dem Direktor der Ostindischen Kompanie, und würde gern ein paar Worte mit Euch reden.«
    Der Händler gönnte Sano kaum einen Blick. »Natürlich, nur zu«, sagte er, wobei er in die Runde schaute und nach weiteren lohnenden Geschäften Ausschau hielt.
    »Was ist zwischen Euch und Jan Spaen gewesen, als Ihr ihn vorgestern Abend auf Deshima getroffen habt?«, fragte Sano.
    »Tut mir Leid, da irrt Ihr Euch.« Urabe wühlte sich zu einem Stand durch, an dem Porzellan verkauft wurde. »Ich bin nicht mehr auf Deshima gewesen, seit die Barbaren vergangenes Jahr ihre Waren auf der Insel verkauft haben, wie sie es jedes Jahr tun.«
    »Wollt Ihr damit sagen, Ihr habt Jan Spaen seitdem nicht mehr gesehen?«
    Der chinesische Porzellanhändler kam zu Urabe geeilt und lächelte beflissen.
    »Fragt ihn, wie viel er für die Teller haben will«, forderte Urabe den Dolmetscher auf. An Sano gewandt, sagte er: »Genau das will ich damit sagen. – Hundert momme das Stück?«, rief er dann, als der Dolmetscher die Forderung des Chinesen übersetzt hatte. »Das ist Raub! Vierzig momme . Mein letztes Wort.« Wieder wandte er sich an Sano. »Wer hat Euch denn gesagt, dass ich vorgestern auf Deshima gewesen sein soll?«
    »Ein Zeuge, der Euch dort gesehen hat«, erwiderte Sano, der Urabe seine Informantin nicht preisgeben wollte.
    Urabe kicherte. »Ah, ich weiß schon. Ich wette, es war Pfingstrose, Spaens Hure. Ha ! Ich habe Recht, nicht wahr? – Fünfzig momme «, bot er dann, als der chinesische Händler achtzig verlangte. »Was immer Pfingstrose über mich gesagt hat«, wandte er sich dann wieder Sano zu, »ist alles Lüge. Um mich in Schwierigkeiten zu bringen. – Wie viel verlangt dieser chinesische Gauner?«
    Sano war es leid, sich immer wieder um Urabes Aufmerksamkeit bemühen zu müssen. »Seid endlich still, wenn ich mit Urabe rede«, forderte er den Dolmetscher auf. »Weshalb will Pfingstrose Euch in Schwierigkeiten bringen, Urabe?«
    Der Porzellanhändler drehte sich um und wandte sich einem anderen Kunden zu. »Kommt zurück!«, rief Urabe. Dann starrte er Sano an. »Ich muss mir meinen Lebensunterhalt verdienen«, stieß er zornig hervor. »Kann diese Sache denn nicht warten?«
    Als er Sanos frostigen Blick bemerkte, zuckte er die Achseln und zog den Kopf zwischen die Schultern. »Ich verstehe. Schon gut. Nun, ich war vergangenen Monat auf einer Feier im Goldenen Halbmond. Ich wollte mir eine Schale Reisschnaps kaufen und griff nach meinem Geldbeutel. Er war verschwunden. Ich habe mich umgeschaut und sehe diese dicke, hässliche Frau – Pfingstrose –, wie sie sich aus dem Zimmer schleichen will. Ich hatte sie sofort in Verdacht, dass sie meinen Geldbeutel gestohlen hat, also habe ich es Minami gesagt. Dann bin ich der Frau nach. Sie hatte den Beutel tatsächlich. Ich habe sie verprügelt, deshalb hasst sie mich jetzt. Und das ist gewiss auch der Grund dafür, dass sie meinen Namen ins Spiel brachte, als Ihr sie wegen des ermordeten Barbaren vernommen habt. Sie will sich an mir rächen.«
    »Wirklich? Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr geschäftliche Probleme habt«, sagte Sano.
    Urabe, der sich wieder umgewandt hatte, um einen neuerlichen Blick auf das Porzellan zu werfen, fuhr zu Sano herum. Mit einem Mal spiegelte sich Wachsamkeit auf seinem Gesicht. »Das ist nicht wahr! Wer hat Euch das gesagt?«
    »Habt Ihr in letzter Zeit Verluste gemacht?«, fragte Sano mit scharfer Stimme.
    Urabe warf einen hastigen Blick in die Runde, um festzustellen, ob jemand lauschte; dann legte er einen Finger auf die Lippen. »Nur ein kleiner geschäftlicher Rückschlag, nichts weiter. Bitte, ich möchte nicht, dass meinen Geldgebern irgendwelche

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