Die Spuren der Seele
und Feldarbeit schmutzig wurden. Wollten wir heute unsere Hände wirklich konkret säubern, müssten wir wie Chirurgen zu Werke gehen, minutenlang mit scharfen Lösungen und Bürsten arbeiten, anschließend mit hochprozentigem Alkohol, und dann wären die Hände immer noch so schmutzig, dass Gummihandschuhe nötig würden.
Aber selbst wenn wir das durchschaut haben, könnten wir weiterhin unsere Hände waschen, und zwar am besten in Unschuld, damit uns das Essen gut bekommt, zumal das andere diesbezügliche Ritual, das vorherige Gebet, mehrheitlich aufgegeben ist. Mit jedem Waschen der Hände reinigen wir uns auch im Hinblick auf alle wesentlichen Aspekte, denn mit den Fingern und den Handtellern werden alle klassischen sieben Urprinzipien gewaschen, gesäubert und wieder in Ordnung gebracht.
Wird die Faust nicht auf Plakaten, sondern in der Tasche geballt, geht es um einen unbewussten, versteckten Kampf. Vor allem bei Kindern ist dies ein häufiges Angstzeichen. Sie versuchen mit dieser Geste, ihre Angst in den Griff zu bekommen und sie niederzukämpfen beziehungsweise ihr Symbol archetypisch männlicher marsischer Kraft zu stärken. Der Daumen wird dabei gleichsam von den anderen Prinzipien zum Schutz umschlungen, nach innen genommen und (fest-)gehalten. Dem männlichen Symbol des Mutes und der Durchsetzung wird im wahrsten Sinne des Wortes die Stange gehalten . Wenn sich diese männlich-marsische Region, die sich eigentlich offensiv und mutig der Welt (entgegen-)stellen sollte, so verkriecht, steht es schlecht um die Lebensenergie ihres Besitzers.
Wer nachts ständig die Fäuste ballt, könnte dies als Hinweis auf unterdrückte Wut werten. Liegt er oder meist sie dabei aber eingerollt in der Embryohaltung und sind die Daumen eingezogen, spricht es eher für ein unerfülltes Nähebedürfnis, verbunden mit der Angst, sich zu nehmen, was sie braucht. Immerhin schlafen vierzig Prozent der modernen Menschen und insbesondere viele Frauen in dieser Position. Eigentlich haben sie unerfüllte Bedürfnisse und daraus folgend auch eine gewisse Wut. Da die Angst überwiegt, schlagen sie nicht zu und los, sondern rollen sich wie ihre Daumen ein und verkriechen sich.
Wer den Daumen in jene andere natürliche Höhle des Mundes steckt, bekommt sogleich Babyempfindungen und fühlt sich geborgen und geschützt, während sein marsischer Daumen in der warmen mondigen Feuchtigkeit der Mundschleimhäute ruht und die Jupiter- und Saturnfinger (Zeige- und Mittelfinger) sich schützend über das marsische Symbol im Gesicht, die Nase, legen. Andere Finger vermitteln dieses Gefühl durchaus nicht. Ein in den Mund gesteckter Zeigefinger spricht eher von Ratlosigkeit, wird damit doch das wegweisende und sinnstiftende jovische Prinzip versteckt beziehungsweise in die Regression geschickt.
Wer als Erwachsener den Daumen in den Mund stecken würde, zeigte damit offen sein Bedürfnis nach Geborgenheit und Schutz. Natürlich trauen wir uns das nicht, weil es zu offensichtlich und ehrlich wäre. Die Faust mit nach innen genommenem Daumen signalisiert aber Ähnliches. Der König oder Regierungschef hat sich verkrochen, und seine Minister bilden die Wagenburg. Man versteckt seine marsische Aggression und damit auch seinen Mut und seine Kraft. Die mit dem Daumen nach außen geballte Faust spricht vom Gegenteil, denn jetzt wird der marsische Anteil herausgekehrt.
Eine weltweit verbreitete, da sehr erfolgreiche oder befriedigende Geste ist das Nasebohren. Der Zeige-(Jupiter-)finger dringt in die Höhle dieser phallisch marsischen Region ein und massiert dabei – in der Regel genüsslich – die Innenflächen der Nase, sowohl ihre Scheidewand als auch die entsprechenden Flügel. Halbwegs ist jedem bewusst, wie wenig es sich schickt, wenn der wegweisende jovische Finger in dieser anrüchigen Höhle verschwindet und sich dort hingebungsvoll verlustiert. Letzteres muss aber ein so starkes Bedürfnis befriedigen, dass Eltern und Lehrer auf verlorenem Posten gegen diese Unsitte kämpfen. Der jovische Finger ist ihnen einfach zu ehrlich, wenn er sich in eindeutig libidinöser Absicht mit den Reflexzonen der weiblichen und männlichen Sexualorgane beschäftigt. Nicht umsonst weiß der Volksmund: »Wie die Nase des Mannes, so auch sein Johannes.« Tatsächlich haben Nase, Daumen und männliches Glied auf der Urprinzipienebene diese entscheidende Gemeinsamkeit. In der Naturheilkunde gibt es eine Reflexzonenbehandlung des gynäkologischen Raumes, die sich
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