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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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möglich, dass er den Zuträger für Milner spielt“, mutmaßte ihr Kollege.
    „Selbst wenn, du glaubst doch nicht, dass du ein Wort aus ihm herausbekommst. Lieber einige Jahre deutsches Gefängnis als Verrat an einem Kaliber wie diesem milliardenschweren – wie nanntest du ihn gleich?“
    „KGB-Mufti.“ Stollmann erhob sich. „Ich versuche es trotzdem, ich fahre zu ihm. Vielleicht freut er sich ja über etwas Abwechslung in seiner muffigen Zelle.“
    Auch Verena stand auf. „Wenn du meinst, aber erst nach der Sitzung der Soko. Es ist nämlich die letzte Sitzung in diesem Jahr, und da möchte ich dich dabeihaben.“

73
    „Und du meinst, dass Frau König nicht wieder auf die Beine kommt?“ Baumgart schwenkte das Glas mit dem Kognak sachte hin und her, um ihn dann mit einem Schluck herunterzustürzen.
    Der andere verzog angewidert sein Gesicht. Wie konnte man ein solches Gesöff nur trinken? „Ich meine es nicht, ich weiß es“, sagte er. „Albi hat es mir erzählt. Und der steht in engem Kontakt zur Staatskanzlei. Sie wird vermutlich nie wieder sprechen können. An arbeiten ist nicht zu denken.“ Seine Stimme klang emotionslos.
    „Ist ja furchtbar. Was sagt Krause dazu? Handelt es sich um denselben Täter?“
    „Mit dem Innenminister habe ich vor einer halben Stunde telefoniert. Ich ahnte schon, dass du mich wie einen Schweizer Käse löchern würdest. Mahow, so heißt der Kerl, der die Ministerialrätin niedergeschlagen hat, hat mit den beiden anderen Morden nichts zu tun.“
    Baumgart ließ sich nicht anmerken, dass Mahow für ihn kein Unbekannter war. Er drückte auf einen Knopf, der für andere nicht sichtbar unter dem Besuchertisch in seinem Büro angebracht war. Sekunden später erschien seine Sekretärin. „Einen Cappuccino für mich. Du auch einen?“
    Der Politiker lehnte ab. Vor ihm lag einer dieser grässlichen Tage, an denen eine Marathonsitzung der nächsten folgte. Er würde kannenweise Kaffee trinken müssen, um die eintönigen Sitzungen durchzustehen.
    Der Unternehmer warf ihm einen prüfenden Blick zu. „Ich hatte vor, dich zu bitten, Frau König zu kontaktieren. Alles, was ich über sie gehört habe, sprach für sie. Sie hätte eine Zwillingsschwester von Heise sein können und gut in unser Team gepasst“, stellte er fest.
    Der Politiker lachte. Das verkniffene Lachen erreichte seine Augen nicht. „Die beiden haben sich gehasst. Ehrlich gesagt war ich bislang der Meinung, dass sie ihn abgeknallt hat. Sei es drum, die Dame ist außer Gefecht gesetzt. Du musst dir einen anderen Informanten suchen.“
    Baumgart zog die Augenbrauen hoch. Seine Art, seinem Gegenüber sein Missfallen zu bekunden. „Soweit ich mich erinnere, wolltest du dich darum kümmern.“
    Der Politiker unterdrückte nur mit Mühe seine Verärgerung. Wenn er nicht so dringend auf das Geld von dem Scheißkerl angewiesen wäre, würde er jetzt aufstehen und gehen. „So etwas braucht Zeit. Ich kann keinen willfährigen Beamten der Führungsebene aus dem Ärmel schütteln.“
    Die Tür öffnete sich und das gewünschte Getränk wurde serviert, eine willkommene Unterbrechung, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen.
    Während Baumgart den Cappuccino schlürfte, verschränkte der Politiker die Arme vor seinem Körper und setzte sich weit auf dem Sofa zurück. Alle Signale standen auf Ablehnung. Baumgart beeindruckte das nicht im Geringsten. Die Rollen zwischen ihnen waren klar verteilt. Daran würde das arrogante Auftreten des Politikerschnösels nichts ändern. „Ihr geht also davon aus, dass die Mörderin eine Verrückte ist, so wie es in der Zeitung stand?“
    „Sagen wir, die Polizei geht davon aus, ich habe keine Meinung. Ich bin nicht wegen der Mordfälle hier. Ich wollte mit dir über die Klinik sprechen. Wir haben eine noch bessere Immobilie gefunden als die, die wir im Auge hatten. Ein Gebäude auf einem achttausend Quadratmeter großen Gelände in der Nähe von Bad Pyrmont. Es steht seit Jahren leer. Leider hat der Verkäufer mitbekommen, dass wir scharf auf den alten Kasten sind. Das hat den Preis in die Höhe getrieben.“
    „Wie viel?“
    „Zweieinhalb Mille.“
    „Der spinnt wohl. Wenn das Gebäude seit Jahren leer steht, wird der Renovierungsbedarf gigantisch sein.“
    „Stimmt, aber die Lage ist optimal, fünf Kilometer außerhalb von Bad Pyrmont, mitten im Wald.“
    „Sprich mit dem Eigentümer. Biete ihm zwei Mille an und sag ihm, dass das unser letztes Wort ist.“
    Der Politiker erhob sich.

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