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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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anders an. Immerhin ließ sie Verena nicht wieder an der Tür stehen. Die Polizeibeamtin wurde in die Küche geführt. Der schmale Küchentisch bot gerade Platz für zwei Personen, vorausgesetzt, sie waren schlank. Den angebotenen Kaffee lehnte Verena ab und bat um Mineralwasser.
    „Es steht jetzt zweifelsfrei fest, dass Ihr Exmann ermordet wurde, Frau Heise. Ich muss Ihnen daher einige Fragen stellen“, eröffnete sie das Gespräch, nachdem Frau Heise ein Glas Wasser vor sie hingestellt hatte. „Wenn ich Sie gestern richtig verstanden habe, hatten Sie kaum noch Kontakt zu ihm.“
    Irene Heise bestätigte das. „Es gab zu viel schmutzige Wäsche bei der Scheidung. Nicht nur, dass er knausrig war, er war gemein. Hundsgemein.“
    Verena wartete ab, Frau Heise ließ es jedoch dabei bewenden.
    „Und Ihre Tochter. Die hatte doch bestimmt Kontakt zu ihrem Vater?“
    „Nur spärlich, Karla mochte die Neue meines Exmanns nicht. Irgendwann hatte sie keinen Bock mehr, ihren Vater zu besuchen. Diese Gabi Eggers, so heißt die Frau, war immer dabei.“
    „Ich würde das gerne von Ihrer Tochter selber hören“, erwiderte Verena.
    Die Antwort kam prompt und fiel heftig aus. „Auf keinen Fall. Meine Tochter hat in den letzten Tagen genug durchgemacht. Außerdem kann sie über den Mörder, wer immer es war, nichts sagen.“
    „Woher wollen Sie das wissen? Es ist nicht auszuschließen, dass ihr Vater seiner Tochter gegenüber Andeutungen gemacht hat oder sie zufällig etwas mitbekommen hat, das uns zum Täter führt. Wenn Sie Wert darauf legen, können wir das Gespräch in Ihrem Beisein führen.“
    „Sie ist minderjährig, ich will das nicht. Wenn Sie unbedingt wollen, werde ich sie danach fragen und Ihnen Bescheid geben. Warum sprechen Sie nicht mit dieser Eggers? Die hat mit meinem Exmann zusammengelebt und kann mehr dazu sagen.“
    Verena unterdrückte ein Seufzen. Die Frau entpuppte sich als harter Brocken. Heute wirkte sie weder verschlafen noch verwirrt. „Hatte Ihr Mann Feinde? Immerhin waren Sie fast zwanzig Jahre mit ihm verheiratet. Da bekommt man so etwas mit.“
    Die Frage löste bei ihrem Gegenüber heftiges Nicken aus. „Wenn es um sein berufliches Fortkommen ging, ist Alexander über Leichen gegangen. Als wir noch zusammen waren, gab es häufig Streit mit Kollegen. Mein Exmann war überzeugt, dass sie nachlässig waren und bei der Arbeit schluderten. Er war sehr penibel, hat auch kleinste Fehler seiner Mitarbeiter nicht durchgehen lassen, konnte dann sehr ungehalten werden. Manchmal hatte ich den Verdacht, dass es ihm Vergnügen bereitete, seine Leute zu schikanieren.“
    „Hat er Namen genannt?“, fasste Verena nach.
    „Bestimmt, aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Es liegt einige Jahre zurück.“
    Sie stockte, runzelte die Stirn. „Ich erinnere mich an einen Fall … Wie hieß er doch gleich? Ein Mann? Aber das liegt schon lange zurück. Mit dem Mord wird das nichts zu tun haben.“
    Sie fasste sich an den Kopf. „Moment, ein Name fällt mir doch ein. Die Frau heißt König. Britta König, wenn ich mich recht erinnere. Sie ist Referatsleiterin in seiner Abteilung. Ich hätte nicht in ihrer Haut stecken mögen. Sie stand auf seiner Abschussliste. So wie ich seinerzeit. Bei der Scheidung hat er mir übel mitgespielt.“
    Verena speicherte in Gedanken den Namen Britta König. Ihre nächste Frage löste einen zynischen Kommentar bei der Geschiedenen aus. „Alexander hatte keine Freunde. Das Wort Freundschaft kam in seinem Sprachschatz nicht vor. Für meinen Ex ging es immer nur um Beruf und Karriere.“
    Ein weiterer Name fiel ihr nicht ein. „Er hat sich gelegentlich mit einem Anwalt namens Willm Hackmann getroffen. Ein Kollege aus Studienzeiten.“ Verena stellte das Glas beiseite. Das Wasser schmeckte abgestanden. Sie notierte in Gedanken den zweiten Namen. „Und sonst? Hatte Ihr Exmann Feinde in der Familie, gab es Erbstreitigkeiten oder dergleichen?“, fragte sie nach.
    Irene Heise schüttelte den Kopf. Ihr rechtes Augenlid zuckte. „Nicht, dass ich wüsste. Er hat, äh hatte, eine ältere Schwester, die in Sydney lebt. Der Kontakt beschränkte sich auf Weihnachtskarten. Und seine Eltern sind tot, ein Verkehrsunfall. Die einzige Verwandte, für die sich mein Exmann je interessiert hat, war eine kinderlose Tante. Sie hat ihm ein beträchtliches Vermögen vererbt. Ohne das Geld hätte sie ihn nicht die Bohne interessiert. Alexander verwendete seine Energie ausschließlich für

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