Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
Vom Netzwerk:
hatte im Vorzimmer Platz genommen und spielte mit seinem iPhone. Baumgart komplimentierte ihn in den angrenzenden Konferenzraum, in dem für zwei Personen gedeckt war. Er liebte das Zimmer, das viele als kitschig empfunden hätten. Die goldfarbene Tapete, das vergoldete Service und das dazu passende Besteck, die Kerzenleuchter aus Gold. Alles strahlte Reichtum aus.
    Die beiden saßen kaum, als der Butler erschien und Wein einschenkte. Baumgart prostete seinem Besucher zu. „Es gibt Rehbraten“, sagte er. „Habe ich eigenhändig am Sonntag erlegt.“
    „Hast du die Jagd in Steinhorst noch immer?“
    Baumgart nickte. „Habe den Pachtvertrag gerade erst verlängert. Die Banausen wollten natürlich mehr Geld. Dreißig Prozent Pachterhöhung ist ein Wort in Gottes Ohr. Geldgierige Bande, die Heidjer.“
    Sein Gegenüber lachte schadenfroh. „Ja, ja, sie wollen immer nur unser Bestes.“
    Die richtige Überleitung war gefunden. Der Grund ihrer Besprechung war Geld, viel Geld, das Baumgart mit dem Bau eines modernen Büro-, Wohn- und Einkaufszentrums für gehobene Ansprüche verdienen wollte. Lucianos Millionen wollten investiert werden. Doch dazu wurde das Gelände einer Kleingartenkolonie in bevorzugter Lage in Ricklingen gebraucht. In Hannover ein schwieriges Thema. Kleingartenkolonien waren in der niedersächsischen Landeshauptstadt heilige Kühe. Kein Politiker traute sich, sie anzutasten. Selbst die in vielen Regierungsjahren von der Macht besoffene Bürgerpartei nicht. Baumgarts Gegenüber tischte Bedenken auf. Nur widerwillig und mit der Aussicht auf eine erhebliche Geldzahlung erklärte er sich schließlich bereit, mit dem Parteivorsitzenden darüber zu sprechen.
    Baumgart brachte den Ministerpräsidenten ins Spiel. Der Politiker winkte ab. „Kannst du vergessen. Der kommt selbst aus kleinen Verhältnissen und wird die Kleingärtner niemals im Stich lassen.“
    „Mist“, brummelte Baumgart.
    „Nicht unbedingt. Es geht das Gerücht um, dass er amtsmüde ist. Vielleicht haben wir nach der nächsten Landtagswahl einen neuen Regierungschef. Und so lange ist das nicht mehr hin.“
    „Alfred Bitter?“
    „So sieht es aus. Er ist Parteivorsitzender, ihm steht das Vorschlagsrecht zu. Und ich bin einer seiner engsten Vertrauten. Es sieht also gut für uns aus.“
    Baumgart sagte nichts. Es würde den Preis erhöhen. Der Politiker würde noch mehr Geld haben wollen. Der Butler näherte sich mit einem Servierwagen. Während er die Männer bediente, tauschten sie Belanglosigkeiten aus. Das Wetter in Hannover gab immer Gesprächsstoff her. Im Winter ganz besonders. Der Politiker schimpfte über das graue Einerlei, die Stürme der letzten Wochen, die herumliegenden Äste und das viele Papier auf den Straßen. Der Oberbürgermeister wurde erwähnt. Er habe die Stadtverwaltung nicht im Griff. Es bestand Einigkeit, dass die Zeit reif sei, ihn in die Wüste zu schicken.
    Nachdem der Butler ebenso lautlos wie beim Eintreten wieder verschwunden war, machten sie sich über das Essen her. Genüsslich kauend erkundigte sich Baumgart nach dem Mordfall Heise. Der Politiker wusste nichts. Es schien ihn auch nicht besonders zu interessieren.
    „Ich brauche einen neuen Informanten in der Staatskanzlei, kannst du jemanden empfehlen?“
    „Im Moment nicht. Niemann halte ich für ungeeignet. Das ist einer von denen, die die Beamtenehre hochhalten.“
    „Was ist mit Bernd Wagner?“
    „Vorsicht, Vorsicht. Der Mann ist gnadenlos loyal, rennt auf der Stelle zum Ministerpräsidenten und weiht den ein. Und der hat für unsere Geschäfte nichts übrig. Mit zunehmendem Alter wird er immer moralischer, trägt ständig das Wort vom Werteverfall und der Gefährdung der sozialen Marktwirtschaft auf den Lippen. Warte lieber einige Wochen, bis der Mord aufgeklärt ist und sich die Lage beruhigt hat. Es wird einen Nachfolger für Heise geben.“
    „Ich wüsste zu gerne, wer Heise umgebracht hat.“
    „Das wüssten wir alle gerne. Ich persönlich tippe auf eine Beziehungskiste. Heise hatte es faustdick hinter den Ohren. Aber lass uns zum Geschäftlichen zurückkommen. Mein nächster Termin wartet. Wie steht es um das Klinikprojekt?“
    Baumgart informierte seinen Besucher in knappen Worten.
    „Was genau soll in der Klinik eigentlich passieren?“
    „Behandlung von gestressten Spitzenmanagern, Entspannungstechniken, Stressabbau, Bewegungstraining et cetera, et cetera.“ Baumgart ging die Lüge leicht von den Lippen.
    „Und damit kann man

Weitere Kostenlose Bücher