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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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folgte.

17
    Von der Mittagspause zurück im Büro, hatte sich Besuch eingefunden. Max Hollmann sah übernächtigt aus. Angeblich war eine Erkältung im Anflug, Wagner vermutete einen Kater. Nachdem sein Freund den angebotenen Espresso mit einem einzigen Schluck heruntergestürzt hatte, sagte er: „Deine skurrile Sekretärin mag verboten aussehen, aber niemand macht so guten Espresso – in ganz Hannover nicht. Übrigens, du wirkst mitgenommen. Der Mord ist dir wohl an die Nieren gegangen. Obwohl, du konntest nicht gut mit Heise, oder?“
    Wagner ließ sich Zeit mit der Antwort. Sie waren befreundet, gehörten aber unterschiedlichen Lagern an. Und Hollmann war als Journalist gefürchtet.
    „Ich weine ihm nicht nach. Trotzdem denke ich, das hat selbst einer wie Heise nicht verdient. Außerdem, was hier seit dem Mord abgeht, ist Chaos pur. Wenn das so weitergeht, lande ich in der Klapsmühle.“
    Hollmann grinste schief. „Ich versteh schon, du hast keine Zeit für deinen alten Spezi. Das wird sich gleich ändern, ich bringe Neuigkeiten. Wusstest du, dass Heise beste Beziehungen zu Hans Baumgart nachgesagt werden? Es heißt, dass er mehrfach an dessen schnieken Partys teilgenommen hat. Bis zu hunderttausend Euro soll Baumgart für seine Feten auf den Tisch legen.“
    Wagner stutzte. „Zu dem Baumgart?“
    „Geil, nicht wahr? Es wird übrigens gemunkelt, dass der Name Baumgart sich auf der CD befindet, die das Finanzministerium kürzlich von diesem Schweizer Bankenfuzzi gekauft hat.“
    „Das verbindet ihn mit anderen Wirtschaftsgrößen. Die Steuereinnahmen des Landes werden demnächst in die Höhe schnellen. Die Gespräche der Finanzbehörden mit den Steuersündern, besser gesagt mit ihren Anwälten, laufen auf Hochtouren. Keiner wird ins Gefängnis wandern, auch Baumgart nicht. Gefängnisplätze kosten Geld, Bußgeldzahlungen bringen Geld.“
    Hollmann lachte höhnisch. „Du sagst es. Baumgarts Connection wird wie immer tadellos funktionieren. Der Parteivorsitzende der Bürgerpartei, Alfred Bitter, Fritz Krause, seines Zeichen Innenminister, und diverse andere Politiker. Alle nehmen regelmäßig an Baumgarts Partys teil. Und Wahlkämpfe kosten viel Geld, sehr viel Geld. Da drückt man schon mal ein Auge zu. Ein Anruf des Ministers und der Staatsanwalt schließt die Akten, der Mann muss schließlich an seine Karriere denken.“
    Er rülpste, entschuldigte sich und schimpfte auf den neuen Pächter seines Lieblingsstandes in der Markthalle. „Bei Kleindealern und Schwarzfahrern ist die Justiz nicht so milde. Es heißt, Baumgart hat die halbe Milliarde geknackt. So viel Geld stimmt Politik und Justiz milde.“
    Wagner schielte auf die Schreibtischuhr, fünf Minuten noch bis zum Meeting beim Staatssekretär.
    „Was hat das mit dem Mord zu tun? Oder willst du behaupten, dass Baumgart Heise erschossen hat? Dass seine Unternehmungen sich am Rande der Legalität bewegen, ist nichts Neues, aber Mord? Ich bitte dich. Die Grauzonen zwischen Legalität und Kriminalität sind nun mal fließend. In der Politik wie in der Wirtschaft.“ Hollmann lachte, kein frohes Lachen. „Klaro, für Politiker bedeutet viel Geld im Hintergrund viel Macht. Keine deutsche Landeshauptstadt hat so viele Politiker an die Spitze der Bundespolitik gespült wie Hannover. Du solltest mal in einer ruhigen Minute darüber nachdenken, wie viele den Sprung von der Leine an die Spree geschafft haben. Mich interessiert die Rolle Baumgarts in dem Spiel brennend.“
    „Ruhige Minute? Nachdenken? Kannst du vergessen. Um auf Heise und seine Kontakte zu Baumgart zurückzukommen: Mord halte ich für undenkbar. Spitzenbeamte werden vielleicht geschmiert, aber nicht abgeknallt. Jedenfalls nicht in Deutschland.“
    „Du gibst also zu, dass Heise korrupt war?“ Die Frage kam wie aus der Pistole geschossen.
    Wagner zuckte zusammen, dann stand er auf. „Ich muss zum Staatssekretär. Kabinettsnachbesprechung. Mir bleibt auch nichts erspart. Tu mir einen Gefallen, Max, lass uns ein anderes Mal darüber reden. Und behalt die Sache für dich. Mit einem Bericht, dass Heise einen guten Draht zu Baumgart hatte, lockst du niemanden hinterm Ofen hervor. Jedes Kind in diesem Land weiß von der Allianz zwischen Politik und Kapital.“
    Hollmann stand jetzt ebenfalls auf und zuckte die Achseln. „Dir zuliebe und weil wir Freunde sind. Dafür erwarte ich aber, als Erster zu erfahren, wenn es Neuigkeiten im Mordfall gibt. Was die Beziehungen Heises zu Baumgart angeht, bin

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