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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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entschied Verena. Es fiel Hirschmann erkennbar schwer, seinen Ärger herunterzuschlucken. Trotz seines höheren Dienstgrades musste er sich fügen. Als Leiterin der Soko hatte sie das letzte Wort.
    Es gab noch mehr zu berichten. Im Großraum Hannover waren neunzehn Zivilpersonen im Besitz einer Sauer Backup mit derselben Seriennummer, die der Täter benutzt hatte. Die Liste mit den Namen würde morgen vorliegen. Jede einzelne Person musste auf mögliche Verbindungen zu Heise überprüft werden. Kriminalinspektor Kleinsorge, ein besonders glühender Verehrer von Assistentin Petra Schramm, wurde damit beauftragt. Auch die rund zweihundert Anrufe aus der Bevölkerung mussten ernst genommen werden. Es war wie immer, Recherchen und Schreibtischtätigkeiten machten den Großteil der Ermittlungen aus.
    Nachdem auch die restlichen Aufgaben verteilt waren, liefen alle auseinander, die meisten Richtung Ausgang und nach Hause, Verena in ihr Büro. Auch hier war es ungemütlich kalt. Die maroden, zugigen Fenster mussten dringend erneuert werden. Der Antrag ihrer Dienststelle schmorte seit Jahren bei der Landesbauverwaltung. Passiert war nichts. Das Geld für Sanierungen in Landesbehörden floss bevorzugt in die Ministerien. Sie hatte sich in der Staatskanzlei ein Bild davon machen können. Sie druckte ihre Maileingänge aus und stopfte sie in ihre Tasche. Besser, alles mit nach Hause zu nehmen. Dort war es wenigstens warm.
    Später, im Bett, ging sie in Gedanken noch einmal den Mordfall durch. Führungskräfte, die Untergebene piesackten, waren in diesem Land keine Seltenheit. Die Untergebenen pflegten üblicherweise mit Krankheiten oder Flucht in die innere Immigration zu reagieren und nicht zur Waffe zu greifen. Sollte Britta König eine Ausnahme sein? Dann wieder ging ihr die Exfrau durch den Kopf. Sie hatte sich hochgradig nervös gegeben.
    Erst lange nach Mitternacht fand sie endlich Schlaf. Im Traum begegnete ihr Heise, der ihr etwas sagen wollte. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte ihn nicht verstehen.

21
    Mit dem ungemütlich nasskalten Wetter hatte die erste Grippewelle des Winters Hannover erreicht. Assistentin Schramm überbrachte die Hiobsbotschaft: Die Zahl der Mitarbeiter der Soko war über Nacht auf dreizehn geschrumpft. Verena saß mit Hirschmann und zwei Kollegen vom Verfassungsschutz zusammen. Der Hausmeister der Staatskanzlei sollte vernommen werden. Sein Bruder hatte sich im letzten Jahr den Talufisten angeschlossen. Sie standen seit Langem unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Verena ließ sich von den Verfassungsschutzbeamten erklären, dass die Talufisten sich an den Lehren des Islams der Frühzeit orientierten. Sie galten als radikal und verfassungsfeindlich. Seitdem Mehmed zu ihnen gehörte, verließ seine tief verschleierte Frau die Wohnung nur noch in Begleitung ihres Mannes. Die beiden Töchter mieden jeglichen Kontakt zu den Klassenkameradinnen. Seinen Job bei den Stadtwerken Braunschweig hatte Mehmed gekündigt und lebte mit seiner Familie von Hartz IV. Er gehörte zu den rund hundert in Niedersachsen lebenden Islamisten, die vom Verfassungsschutz als potenzielle Terroristen eingestuft wurden.
    Hirschmann reagierte seinen Frust ab. „Diese Kerle verachten den deutschen Staat, aber unser Geld nehmen sie. Kann mir einer sagen, weshalb wir uns das bieten lassen?“
    „Weil wir bescheuert sind“, meinte der ältere der Verfassungsschutzbeamten. Dann lästerte er ordentlich ab, ließ sich über Migranten aus islamischen Ländern aus. Von Sozialschmarotzern und Analphabeten war die Rede.
    Verena verspürte Ärger und große Lust zu widersprechen, besann sich aber auf ihre Aufgabe und brachte das Gespräch auf den Mordfall zurück. „Und es ist sicher, dass Mehmed sich nach Pakistan abgesetzt hat, um sich in einem Terrorcamp zum Terroristen ausbilden zu lassen?“
    „Hundertpro. Auf Informationen des Auswärtigen Amtes können wir uns verlassen, sie erhalten sie direkt von den Amis“, meinte der Ältere.
    Verena lag die ketzerische Bemerkung auf den Lippen, dass die USA sich in den letzten Jahren nicht gerade als kompetente Informationsquelle hervorgetan hatten. Sie könnte den Irakkrieg ins Feld führen. Hirschmann kam ihr zuvor.
    „Um sich nach seiner Ausbildung in Deutschland auszutoben. Vielleicht hat er ja bereits zugeschlagen und der Mord geht auf sein Konto.“
    „Selbst wenn es so wäre, wofür es nicht den Hauch eines Beweises gibt, was hat Ali Hamad damit zu tun?“,

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