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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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aufreißen, seine langen Reißzähne zeigen, aber die Macht des Anführers ließ keine Bewegung zu.
    Damian trat einen Schritt nach vorne und stellte sich auf die Zehenspitzen, damit sein Gesicht der Fratze des Dämons so nahe wie möglich kam.
    »Du bist ein Sklave«, sagte er sanft. »Ein Sklave, der tut, was ich ihm sage, der tötet, wenn ich es verlange. Ein Geschöpf ohne eigenen Willen.« Seine Stimme war gefährlich leise geworden. »Du bist nichts und wagst es, dich mir zu widersetzen? Wenn das noch einmal geschieht, werde ich dich in Asche verwandeln.«
    In den Augen des Wesens glühte Angst, aber auch grenzenloser Hass.
    »Hast du mich verstanden, Grum’aak? Dann nicke.« Damian lachte auf. »Entschuldige, du kannst den Kopf nicht bewegen. Ich habe das für einen Moment vergessen.« Schließlich wurde er wieder ernst und seine Stimme zu einem Schwert aus Eis. »Dann will ich dies als Zeichen deiner Unterwerfung deuten.«
    Seine Hand vollführte eine winzige Bewegung und der Leib des Dämons wurde durch die Luft geschleudert, bis er gegen die Wand des Raumes prallte und dort zu Boden fiel.
    Ohne ein weiteres Wort verließ Damian den Raum. Seine Diener sollten nicht sehen, dass seine Glieder schwach waren und seine Hände zitterten. Diese Machtdemonstration hatte fast seine letzten Kräfte gekostet.
    Als er das Haus verließ, ahnte er nicht, dass sich hinter seinem Rücken Verrat bildete. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, dass diese Kreaturen seinen Tod planten.

16.
    Lara hatte sich entschieden, die Zeit bis zum Abend mit einem Stadtbummel zu verbringen. Sie wollte ein Geschenk für ihren Großvater besorgen und sich ein paar Klamotten kaufen. Vielleicht fand sie einen coolen Lederrock und ein Paar kniehohe schwarze Stiefel. Sie brauchte definitiv etwas anderes zum Anziehen als das, was sie mitgenommen hatte, und mit dem sie neben Damian wahrscheinlich wie ein Landei aussah. In Rottenbach mochten ihre Klamotten »in« sein, aber hier in Berlin tickten die Uhren anders – schneller. Die Jugendlichen neigten viel mehr zur Selbstdarstellung, das war ihr gleich an ihrem ersten Tag in der Stadt aufgefallen. Sie trugen grelleres Make-up und Klamotten, die sie sexy wirken ließen. Jeder zeigte, was er hatte. Da wollte sie nicht peinlich aus der Masse herausstechen, wenn Damian heute Abend mit ihr loszog.
    Lara freute sich auf die Shoppingtour. Sie hatte eine halbe Stunde im Internet gestöbert und ein paar vielversprechende Läden gefunden. Außerdem war sie ihrer Mutter dankbar, dass sie ihr vor der Fahrt nach Berlin noch ein bisschen Geld zugesteckt hatte.
    Sie fuhr mit der U-Bahn zur Friedrichstraße. Nachdem sie den Bahnhof verlassen hatte, wandte sie sich nach rechts und ging die Einkaufsstraße hinauf, bis sie zum Kaufhaus Upper Eastside Berlin kam, ein luxuriöses Geschäfthaus, in dem viele bekannte Modehäuser untergebracht waren.
    Die Geschäfte waren aber genauso langweilig und teuer wie in Stuttgart. Ein wenig enttäuscht ging sie die Straße hinunter. Sie überquerte die Weidendammer Brücke und kam am Friedrichstadtpalast vorbei. Schließlich entdeckte sie einen kleineren Klamottenladen, wo sie ein ärmelloses blaues T-Shirt mit weißem Aufdruck erstand. Das Shirt endete knapp über dem Bauchnabel, und obwohl es nicht die passende Jahreszeit für so etwas war, fand Lara, dass es einfach sexy aussah. Ihre Mutter würde wahrscheinlich einen Anfall bekommen, wenn sie wüsste, dass sie im Herbst mit so einem Teil herumlief. Aber Rottenbach schien gerade so weit weg zu sein wie das andere Ende der Welt.
    Gut gelaunt verließ Lara das Geschäft und überlegte, wohin sie als Nächstes gehen sollte. Da sie keine Ahnung hatte, wo noch mehr nette Läden zu finden waren, verließ sie sich einfach auf ihr Gefühl und bummelte die Straße entlang.
    Irgendwann bog sie in eine Nebenstraße ab und entdeckte einen schrägen Gothic-Laden. Als sie vor der Glasfront stehen blieb und die Auslage betrachtete, bemerkte sie in der Reflektion der Fensterscheibe einen Mann, der auf der anderen Straßenseite stand und herübersah. Sie wusste nicht, warum, aber plötzlich hatte Lara das Gefühl, dass er sie beobachtete.
    Er war mittelgroß, mit langen blonden Haaren. Sein Gesicht war in der Scheibe nicht gut zu erkennen, aber er schien ein gut aussehender junger Typ zu sein. Er trug Jeans und eine Baseballjacke. Unbeweglich stand er da und starrte herüber.
    Lara verspürte ein leichtes Kribbeln im Nacken. Vielleicht wartete

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