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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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in Kenntnis setzen.»
    «Was soll ich denn auf dem Parvisch?», fragte Marysa erstaunt.
    «Euch umhören», antwortete Christophorus, ohne mit der Wimper zu zucken. «Einen Blick auf den Ort des Verbrechens werfen, wenn Ihr so wollt. Außerdem möchte ich Euch etwas ganz Bestimmtes zeigen.»
    Marysa dachte darüber nach. Der Dominikaner machte sie neugierig. Außerdem würde es sicher nicht schaden, sich auf dem Domhof umzusehen; in das Gotteshaus würde sie natürlich nicht hineingehen dürfen, obwohl etwas in ihr schon gerne gewusst hätte, wo genau Klas ums Leben gekommen war. Vielleicht sah sie ja etwas oder traf jemanden, der Genaueres wusste. Dies würde sie dann sofort ihrem Schwiegervater berichten und ihm damit helfen, Reinolds Unschuld zu beweisen. Mehr konnte sie nicht tun, aber es war wenigstens etwas. Also nickte sie Christophorus zu.
    «Ich komme sofort wieder. Wartet einen Augenblick!» Sie ließ ihn vor der Tür stehen und verschwand im Haus.
    Christophorus trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Die Idee, die ihm vorhin während des Essens gekommen war, barg einige Unwägbarkeiten, die sich nur schwer abschätzen ließen. Doch da er nun einmal Aldo sein Wort gegeben hatte, würde er wohl die eine oder andere Schwierigkeit in Kauf nehmen müssen.
    Er hatte einen Weg gefunden, wie er Marysa helfen konnte. Natürlich nur gesetzt den Fall, ihr Gemahl war tatsächlich unschuldig. Doch nach allem, was er im Laufe des heutigen Nachmittags bereits herausgefunden hatte, hielt er das für sehr wahrscheinlich.
    Die Haustür öffnete sich erneut, und Marysa trat heraus.
    «Nun denn, Bruder Christophorus», sagte sie und ging an ihm vorbei auf die Straße. «Zeigt mir, was auf dem Parvisch so wichtig ist, und erzählt mir auf dem Weg dorthin, was Ihr vorhabt.»
    Überrascht über ihren bestimmenden Tonfall sah er sie, als er zu ihr aufgeschlossen hatte, von der Seite an. Sie hatte ihr Kinn energisch nach vorne geschoben, und es schien, als habe sie sich zu etwas durchgerungen.
    «Zunächst einmal möchte ich, dass Ihr mir sagt, ob es Eurerseits auch nur den geringsten Zweifel an der Unschuld Eures Gemahls gibt.»
    Überrascht sah sie ihn an. «Nein, ich hege keinerlei Zweifel. Reinold handelt nicht mit Reliquien, weder mit gefälschten noch mit echten.»
    «Aber er wird dessen verdächtigt. Vermutlich, weil Eure Familie zu Lebzeiten Eures Vaters sehr erfolgreich im Reliquienhandel tätig war. Da liegt es nahe, dass Euer Gemahl sich ebenfalls damit beschäftigt.»
    «Tut er aber nicht.»
    «Warum nicht?»
    Marysa blieb stehen. «Weil er kein Talent dafür hat.»
    Diese offene und vollkommen leidenschaftslose Feststellung veranlasste auch Christophorus, stehen zu bleiben. «Kein Talent?»
    «Er ist Schreinbauer, kein Kaufmann.» Marysa verzog noch immer keine Miene. «Vater hat ihn wegen seiner handwerklichen Kunst geschätzt, doch das ist etwas vollkommen anderes. Der Reliquienhandel erfordert Fingerspitzengefühl, vor allen Dingen, weil man sehr viel mit Geschäftspartnern zu tun hat, die dem geistlichen Stand angehören. Und die sind oft besonders empfindlich.» Sie hielt erschrocken inne, als ihr bewusst wurde, dass sie gerade mit eben solch einem Geistlichen sprach.
    Doch Christophorus hob nur kurz eine Braue. «Eurem Gemahl fehlt es also an Feingefühl? Und wie steht es mit Euch? So, wie es klingt, hattet Ihr gründlichen Einblick in die Geschäfte Eures Vaters. Kennt Ihr Euch gut mit dem Reliquienhandel aus?»
    Marysa setzte sich wieder in Bewegung. «Wenn Ihr so gut mit Aldo befreundet wart, dürfte er Euch erzählt haben, dass unser Vater mich regelmäßig in seinem Kontor hat zuschauen lassen, wenn er seine Geschäfte tätigte. Er hat mich nicht ausgebildet, wozu auch? Aldo war derjenige, der den Handel einmal übernehmen sollte. Doch er hat mir genug beigebracht, dass ich meinem Gemahl bei seinen Geschäften zur Hand gehen und ihn in allen Bereichen unterstützen könnte.»
    «Und warum tut Ihr das nicht?»
    Wieder blieb Marysa stehen, sodass ein schmächtiger Junge, der zwei volle Milchkannen schleppte, ihr ausweichen musste und sie dabei unsanft anrempelte.
    «Vorsicht!» Christophorus zog sie am Ellenbogen zur Seite und verhinderte damit gerade noch, dass Marysa von Unrat getroffen wurde, den eine Magd aus dem Fenster im Obergeschoss eines Hauses schüttete.
    Marysa strauchelte und musste sich am Ärmel seiner Kutte festhalten, um nicht zu stürzen.
    «A kutyafáját!», schimpfte sie und ließ

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