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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Ablassbrief zu kaufen? Wie sonst animiert Ihr sie dazu?»
    Christophorus schloss wieder zu ihm auf. «Mag sein, dass ich manchmal ein wenig nachhelfe, indem ich an mögliche Folgen der Sündhaftigkeit erinnere. Im Allgemeinen kaufen die Menschen bei mir jedoch weniger die Befreiung von Tagen, Wochen oder, wenn sie es sich leisten können, Jahren der Schmach im höllischen Fegefeuer. Gewiss steht dies in den Urkunden, die ich ihnen aushändige. Doch in Wahrheit ist es nichts anderes als Hoffnung und Zuversicht auf eine etwas sicherere Zukunft, meint Ihr nicht auch?»
    Bardolf lächelte. «Ihr seid wirklich ein außergewöhnlicher Mann, Bruder Christophorus. Wenn ich nicht wüsste, dass Ihr Mitglied der Heiligen Römischen Inquisition seid …»
    Sie hatten den Marktplatz erreicht und drängten sich am Rand vorbei in Richtung Kreme.
    «Was dann?», wollte Christophorus wissen.
    Bardolf, der vorausgegangen war, drehte sich zu ihm um. «Dann würde ich mir Sorgen machen, Euch eines Tages brennen sehen zu müssen. Dort drüben ist das Zunfthaus.»
    «Dann trennen sich unsere Wege hier wohl», sagte Christophorus. «Seid gewiss, dass ich um jede Art von Scheiterhaufen einen großen Bogen mache. Grüßt Frau Jolánda von mir.»
    Bardolf blieb vor dem Eingang des Zunfthauses stehen. «Das werde ich gerne tun. Aber wollt Ihr Marysa nicht auch Grüße ausrichten?»
    Christophorus’ Miene verfinsterte sich schlagartig. «Ich glaube nicht, dass sie darüber sehr erfreut wäre.»
    Schmunzelnd rieb sich Bardolf übers Kinn. «Für einen Mann mit einem solch ausgeprägten Selbstbewusstsein wie dem Euren lasst Ihr Euch überraschend leicht von einer Frau ins Bockshorn jagen.»
    «Wie bitte?»
    «Ich meine, wenn Ihr Euch etwas Mühe geben würdet, könntet Ihr auch Marysas Vertrauen und Wohlwollen gewinnen.»
    «Nein», knurrte Christophorus unwillig. «Das könnte ich nicht, denn ihr Vertrauen hat sie mir strikt abgesprochen. Und auf ihr Wohlwollen bin ich nicht angewiesen, Meister Goldschläger.»
    «Wirklich nicht? Ich dachte …»
    «Ich habe ihrem Bruder, der mir der beste Freund war, den man sich vorstellen kann, versprochen, mich um sie und ihre Mutter zu kümmern. Nun, Frau Jolánda ist wohl zukünftig bei Euch in den besten Händen.»
    «Das will ich meinen!»
    «Und Frau Marysa lebt ebenfalls in den allervortrefflichsten Verhältnissen.»
    «Den Eindruck habe ich wiederum nicht.»
    «Sie braucht meine Hilfe nicht», fuhr Christophorus unbeirrt fort. «Und ich sehe keinen Grund, sie ihr aufzuzwingen …» Abrupt brach er ab und hob lauschend den Kopf. «Habt Ihr das gehört?»
    «Was?» Bardolf sah sich um und horchte ebenfalls. «Die Glocken läuten zur Vesper. Das bedeutet, ich bin spät dran. Jolánda erwartet mich zum Abendessen.»
    Christophorus schüttelte den Kopf. «Nein, da ist etwas … Hört Ihr das nicht? Da stöhnt jemand.» Er ging ein Stück am Zunfthaus vorbei und sah sich suchend nach allen Seiten um.
    Zwischen dem Zunfthaus und dem benachbarten Wohngebäude gab es einen von Unkraut überwucherten schmalen Pfad, der in den Kaxhof mündete. Die Häuser standen so nah beieinander, dass die Dächer zusammenstießen und kaum Sonne in den Durchgang fiel.
    Christophorus kniff die Augen zusammen und versuchte in dem Dämmerlicht etwas zu erkennen. «Da ist jemand!», rief er.
    Bardolf folgte ihm. «Wartet doch! Das ist bestimmt ein Pilger, der hier sein Lager aufgeschlagen hat. Oder ein Zecher …»
    «Heiliger Vater im Himmel!» Christophorus fiel neben dem am Boden liegenden Mann auf die Knie. «Es ist Meister Markwardt!»
    «Was ist mit ihm geschehen?» Auch Bardolf beugte sich zu dem offenbar Bewusstlosen hinab.
    Christophorus tastete über Reinolds Oberkörper und fluchte dann. «Er ist verletzt! Es scheint …» Er nestelte am Wams des Schreinbauers herum und riss dann sein Hemd auf. «Er wurde niedergestochen.»
    «Um Himmels willen. Lebt er noch? Wir müssen Hilfe holen!» Bardolf richtete sich wieder auf und blickte zur Gasse hin.
    «Ja, er lebt noch. Aber er verliert viel Blut», antwortete Christophorus. «Er braucht einen Arzt.»
    «Ich sage im Zunfthaus Bescheid und schicke jemanden nach einem Medicus», beschloss Bardolf. «Bleibt solange bei ihm. Wir müssen ihn auf eine Trage legen … Nein, halt, ich glaube, im Zunfthaus gibt es eine Sänfte. Ich bin gleich zurück!»
    Christophorus nickte und sah sich suchend um. Hier gab es natürlich nichts, was sich als Verband eignete. Also riss er, so gut es

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