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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ging, ein Stück aus Reinolds Hemd heraus und presste es auf die Wunde, die genau unterhalb der letzten Rippe klaffte. Die Waffe konnte er nirgends sehen, doch ihm fiel auf, dass jemand den Gürtel des Schreinbauers zerschnitten hatte. Die Geldbörse fehlte, und man hatte ihm die Stiefel gestohlen.
    Reinold stöhnte, seine Augenlider flatterten.
    «Meister Markwardt?» Christophorus beugte sich über ihn. «Könnt Ihr mich verstehen?»
    Reinold öffnete die Augen und starrte ihn hilflos an. «Der … Ffff …»
    «Nicht sprechen. Es kommt gleich Hilfe», versuchte Christophorus, ihn zu beruhigen. «Wir bringen Euch so schnell wie möglich nach Hause. Da kann sich ein Medicus um Euch kümmern.»
    Reinold versuchte zu nicken, atmete dabei jedoch rasselnd ein und verzog vor Schmerzen das Gesicht. Er griff nach Christophorus’ Arm. «Der … Pfaffe …»
    «Ruhig. Wenn Ihr zu Hause seid, holen wir den Pfarrer.»
    «Der … Pfaffe!» Reinold hustete stöhnend und verlor erneut das Bewusstsein.
    Christophorus spürte einen Anflug von Panik in sich aufsteigen. «Meister Markwardt, kommt schon. Haltet durch! Ihr werdet mir jetzt nicht sterben!» Er blickte sich um, doch von der Kreme her war bisher noch niemand auf ihn oder den Verletzten aufmerksam geworden. Wo blieb nur Meister Goldschläger?
    Christophorus blickte erneut auf den Schreinbauer nieder. Der Hemdfetzen, den er auf dessen Wunde gepresst hielt, war mittlerweile blutdurchtränkt. In einem raschen Entschluss zog Christophorus den kleinen Dolch hervor, den er immer unter dem Skapulier trug, und schnitt ein Stück aus seinem Habit heraus. Reinold atmete flach und röchelnd, und Christophorus schickte ein ums andere Stoßgebet zum Himmel, dass er am Leben bleiben möge. Wenigstens bis …
    Als er sich bewusst wurde, was er da tat, hätte er beinahe laut aufgelacht. Stattdessen fluchte er und presste den Stofffetzen noch fester auf die Wunde. Er sah sich bereits dem Schreinbauer die Sterbesakramente erteilen. Was für ein Irrwitz! So weit durfte es nicht kommen.
    «Haltet durch», forderte er Reinold erneut eindringlich auf. «Ihr sterbt jetzt nicht, hört Ihr! Tut mir das nicht an.»
    Reinolds Augenlider flatterten wieder, doch er erwachte nicht aus seiner Bewusstlosigkeit.
    Hinter Christophorus wurden Schritte und aufgeregte Stimmen laut.
    «Hier liegt er. Kommt schnell!» Bardolf ging neben dem Verletzten in die Knie. «Lebt er noch?»
    «Ja.» Christophorus machte für die beiden Männer Platz, die mit einer gepolsterten Sänfte zwischen den Häusern hindurch näher kamen. «Aber ich weiß nicht, wie lange er noch durchhält.»
    «Wir bringen ihn nach Hause», bestimmte Bardolf. «Ich habe einen der Zunftmeister nach einem Arzt geschickt. Peter, Hildebrand, kommt so nah wie möglich an ihn heran», forderte er die beiden Sänftenträger auf. «Wir müssen ihn irgendwie hochheben.»

31. Kapitel
    M arysa atmete erleichtert auf, als die Domglocken zur Vesper läuteten. Ihr taten vom langen Stehen die Füße weh, und sie sehnte sich danach, ihr durchgeschwitztes Kleid gegen ein frisches auszutauschen. Während sie die übrig gebliebenen Lederschnüre und Reliquiare verstaute, kam Milo angetrabt und linste begehrlich hinter den Verkaufstisch, wo der Korb mit den Krapfen stand.
    «Da bist du ja», begrüßte Marysa ihn. «Schau, wir haben dir noch ein gutes Dutzend Krapfen übrig gelassen. Nimm sie mit zu deiner Familie und grüße deine Eltern und deine Schwester von mir. Ach, und richte deiner Mutter aus, dass sie nächste Woche zwei Tage für uns einplanen soll. Ich will, dass sie diesmal auch unsere Bettwäsche mitwäscht.»
    «Aber ja, klar sag ich ihr das, Frau Marysa. Und danke für die Krapfen.» Milo nahm den Korb strahlend entgegen. «Ihr seid eine feine Frau.» Er sah sich um. «Ist der Meister Markwardt noch nicht vom Rathaus zurück?»
    «Nein, ist er nicht.» Marysas Miene verfinsterte sich. Sie stellte eine volle Kiste auf die Handkarre und half dann Grimold, die Schutzplane zusammenzufalten.
    Jaromir nahm Milo beiseite und raunte ihm zu: «Sag nix über den Meister zu ihr. Sie ist fuchsteufelswild, weil er sie heute schon wieder allein hier stehengelassen hat.»
    Milo nickte verständnisvoll. «Ist er wieder … Ich meine, treibt er sich wieder beim, äh, beim Königstor herum?»
    «Pst!» Jaromir blickte erschrocken zu seiner Herrin, doch die schien nichts mitbekommen zu haben. «Geh jetzt lieber, sonst kriege ich noch Ärger.»
    «Dass der Meister

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