Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Leron´das war schon als Kind stets ordentlich und sauber, bedacht und gehorsam gewesen. Alrand´do war sehr überrascht, als er hörte, dass ausgerechnet er zu den Menschen gehen wollte, und konnte nicht verstehen, was er sich dabei dachte. Was sich Rond´taro dabei dachte.
Heute verstand Alrand´do seinen Vater. Teilweise. In dem Jungen steckte mehr, als man vermuten konnte. Allein der Frevel, dass er ihm, einem gedienten Mitglied des Rates, den Vorschlag machte, den Rat zu umgehen, ließ ihn den Kopf schütteln. Dem nicht genug, wollte er auch noch, dass sich die Elben mit den Menschen verbündeten!
Alrand´do war seit hunderten von Jahren Ältester in Pal´dor. Und alle wussten, er war kein Menschenfreund.
Näher als jeder andere hatte er miterlebt, in was für ein seelisches Durcheinander sich sein Vater durch seinen Hang zu den Menschen stürzte, und er distanzierte sich davon. Es reichte schon, dass Ala´na immer wieder kleiner Mensch zu ihn sagte, wenn er mit einem Loch im Gewand nach Hause kam. Seine Eltern hatten in Alrand´dos Augen zu viel menschlichen Kontakt. Mehr als Elben gut tat. Grundsätzlich hatte er im Rat für die sichere Seite gestimmt. Verbergen und unerkannt bleiben. Wenn sein Vater wieder in Trauer um einen Menschen war und seinen Geist nur mühsam verschlossen hielt, schirmte er sein Herz gegen diesen Kummer ab und trat noch härter dafür ein, alle Menschen aus dem elbischen Leben zu verbannen. Wusste Leron´das dies nicht? Es konnte ihm nur schwerlich entgangen sein. Alrand´do war kein Menschenfreund. Aber Alrand´do war ein Patriot. Er wollte Ardea´lia nicht verlassen. Er liebte alles an diesem Land und er war bereit, für seine Heimat zu kämpfen.
Aber mit den Menschen? Wie kam Leron´das nur darauf, ihn zu fragen, ob er mit den Menschen gemeinsam kämpfen wolle? Dachte er etwa, dass nun, da Rond´taro krank war, er in seine Fußstapfen treten würde? In die Fußstapfen, gegen die er sich zeit seines Lebens gewehrt hatte?
Widerwillig musste Alrand´do zugeben, dass er bereits begonnen hatte, einen Teil von Rond´taros Rolle zu übernehmen. Aber er war kein Menschenfreund. Er kannte das Leid, das Menschen in die Herzen der Elben brachten. Zwar war er bereit sich mit ihnen ein Land zu teilen, auch wenn es immer mit Einschränkungen auf seiner Seite verbunden war. Aber ihnen sein Leben anvertrauen? An ihrer Seite kämpfen? Dafür waren sie ihm zu wankelmütig. Wie sollte man wissen, wer Freund und Feind war? Heute kämpften sie gegeneinander, jedoch schon morgen verbündeten sie sich miteinander und vergaßen ihre alten Versprechen.
Ein neuer König für die Menschen hieß noch lange nicht Frieden für die Elben. Auch wenn Ala´na dessen Großvater oder Urgroßvater großgezogen hatte. Das war lange her. Und wenn es um Peredur selbst ginge – Alrand´do würde ihm nicht trauen. Obwohl er zugeben musste, dass er Peredur gemocht hatte. Erst nur deswegen, weil er gerne auf Bäumen und Mauern herum kletterte und bei der Suche nach Vogelnestern nicht darauf achtete, ob seine Hosen heil blieben. Später merkte er, dass er auch seinen offenen Blick und seine Neugier mochte. Er antwortete bereitwillig auf seine Fragen und nahm ihn manchmal sogar mit, um ihm etwas zu zeigen. Es steckte so viel Lebensfreude in diesem Jungen. Weil er mit dem Wissen aufwuchs, dass sein Leben vergänglich war? Seine Tage gezählt. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Er musste die Zeit nutzen, die ihm blieb.
Als Alrand´do merkte, dass der Junge sein Herz berührte, wandte er sich von ihm ab. Rechtzeitig. Ala´nas Trauer wegen Peredurs Auszug aus Pal´dor und später wegen seinem Tod, erahnte er nur. Gegen Rond´taros Schmerz konnte er sich jedoch kaum verschließen.
Und Sili´rana? Saß sie nicht immer noch auf dem Felsen über dem Bach, wo sie früher mit Peredur zusammengesessen hatte? Hundert Jahre Trauer um ein Menschenleben, das kaum zwei Drittel dieser Zeit währte.
Alrand´do wollte kein Menschenfreund sein. Trotzdem fand er irgendwie Gefallen an Leron´das Plan. Es war ein verwegener Plan und es bestand die Möglichkeit, dass er funktionierte. Es war nicht unklug das Pferd vom Schweif aufzuzäumen und die jungen und ungebundenen Elben in die Verantwortung zu nehmen. Der Rat unterlag so vielen Regeln und Zwängen und die Zeit drängte. Jedoch musste Alrand´do erst mit jemandem darüber sprechen. Sich beraten. Er ging durch die Straßen der Stadt direkt auf das Haus zu, in dem er seine Schwester
Weitere Kostenlose Bücher