Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
helfen“, murmelte Olaf betrübt. Wahrscheinlich hatte der Wirt ihnen auch das eine oder andere Freibier in Aussicht gestellt.
„Glaubst du, er war eingeweiht?“, fragte Philip weiter.
„Keine Ahnung. Wer denkt denn an so was? Der Graf wird uns den Kopf abreißen, wenn wir sie nicht finden.“
„Wir finden sie“, brummte Philip. „Wir reisen nicht weiter ohne sie.“
„Natürlich nicht. Herr.“
„Nenn mich nicht, Herr“, knurrte Philip. „Du hast mich aufgelesen, als ich kopfüber im Straßengraben lag.“
„Da wusste ich noch nicht, wer Ihr seid.“
Stimmt, dachte Philip. Laut sagte er: „Ich bin immer noch derselbe und du warst freundlich zu mir, obwohl es keinen Grund dafür gab.“ Aus dem Augenwinkel sah er, wie Olaf mit den Schultern zuckte. „Meine Freunde nennen mich Philip.“
„Ich weiß“, antwortete Olaf.
„An einem Tag wie heute braucht jeder von uns einen Freund.“
„Mindestens einen“, erwiderte Olaf ernst.
Die Spur machte keinen Bogen. Philip hoffte, sie könnten auf dem richtigen Weg sein, dann öffnete sich der Wald und sie standen auf einer flachen Anhöhe. Unter ihnen lagen das Dorf und ihr Gasthof.
„Verdammt!“, fluchte Philip. Er sah Olaf an, der mit grimmiger Miene auf die Häuser starrte. „Wir schnappen uns den Wirt. Er weiß bestimmt etwas.“
Olaf stand breitbeinig da und hielt dem Wirt sein Messer an die Kehle. Der hatte das Gesicht zu einer weinerlichen Grimasse verzogen und bettelte um Gnade. Es war klar, dass er nicht mehr wusste, als das, was er ihnen bereits erzählt hatte. Er kannte den Mann nicht, der ihn bereits vor Tagen dafür bezahlt hatte, Hilmars Männer abzulenken. Er ahnte nicht, dass dieser die Absicht hegte, die Tochter des Grafen zu entführen. Aber der Wirt war für seine Schurkerei so gut entlohnt worden, dass er es sich hätte denken müssen. Nachdem Philip die Beschreibung des Mannes gehört hatte, ahnte er, mit wem er es zu tun haben könnte, und seine Nackenhaare sträubten sich. Olaf rasselte noch ein wenig mit den Säbeln und sah dabei so grimmig aus, dass jeder es mit der Angst zu tun bekommen hätte. Philip hetzte in sein Zimmer und schlüpfte in sein Kettenhemd, dann schulterte er den Bogen und sattelte Erós. Der Esel nutzte die Gelegenheit, um aus dem Stall zu entwischen.
„Wir müssen Hilmar und die anderen finden. Ich weiß jetzt, wo wir suchen müssen.“
„Wir kommen wieder“, versprach Olaf mit eisiger Stimme. „Gnade dir Gott, wenn wir unterwegs herausfinden, dass du uns nicht alles gesagt hast.“ Mit einem wetzenden Geräusch steckte er das Messer zurück in die Scheide an seinem Gürtel.
Der Wirt betastete seinen Hals, als müsste er dort eine tiefe Wunde finden, aber da war nichts.
Auf dem schnellsten Weg ritten Philip und Olaf zu der Stelle, an der sie sich von den anderen getrennt hatten. Vier waren bereits wieder da.
„Wir müssen Hilmar finden. Diese Spuren dienen einzig und allein dem Zweck, uns in die Irre zu führen. Ein Zauberer hat Arina entführ. Der Zauberer, der in den Helmsholmhügeln haust. Wir müssen zum Ebelsberg reiten.“
„Lasst mich Ulf und Holgar suchen“, bat Frode. „Wir treffen uns am Ebelsberg.“ Er wartete nur noch Philips Nicken ab, dann sprengte er seinen beiden Gefährten nach. Die anderen folgen dem Weg, den Hilmar mit Grantar eingeschlagen hatte.
Philips einzige Sorge galt Arina. Am liebsten wäre er ihr sofort und auf dem kürzesten Weg zu Hilfe geeilt. Arina in der Gewalt eines Zauberers. Wie konnte das geschehen? Was plante dieses Wesen? Philip kannte die kalten nadelscharfen Augen der Zauberer. Kein Gefühl und keine menschliche Regung sprach aus ihnen. Er wagte es nicht, sich vorzustellen, was ein derart gefühlskaltes Wesen Arina antun konnte. Wie viel Zeit hatten sie? Lebte sie überhaupt noch? Der Gedanke schnürte Philips Herz ein. Er zwang sich, an was anderes zu denken. Wenn der Zauberer Arina hätte töten wollen, dann hätte er das in ihrem Zimmer im Gasthof machen können. Aber er wollte sie lebend. Mit einem kalten Schauer dachte Philip daran, wie der Zauberer in Saulegg Walters gefoltert hatte, um ihn zum Reden zu zwingen. Er dachte an die geschundenen Finger des Freundes und dann an Arinas zarte, weiße Hände. Verzweifelt schloss er die Augen und verdrängte auch diesen Gedanken.
Die Angst blieb und wurde mit jedem Augenblick, der verging, stärker.
Der Schnee im Wald verschlang jedes Geräusch. Als sie um einen Felsvorsprung ritten, stand
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