Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Bei dem Zauberer und dem König ist es noch schlimmer. Es ist ein Machtkampf. Wir sagen dem König, was wir gesehen haben: viele tote Männer und was Dosdravan uns aufgetragen hat. Wenn irgendwas schief läuft, rollt unser Kopf zuerst, ganz gleich, ob wir was damit zu tun haben oder nicht. Merk dir eins: Dein Kopf sitzt bei weitem nicht so fest auf deinen Schultern wie der des Zauberers, denn den braucht der König. Deinen kann er ersetzen.“
„Aber ...“ Der Mann verstummte, denn plötzlich hörte man Hufgetrappel von Waldoria kommend. Kurz darauf preschte ein Pferd samt Reiter an ihnen vorbei.
„Was war das?“
„Das sehen wir uns an.“
„Sagtest du nicht, wir sollen uns raus halten?“
„Wir haben drei Tage Zeit, und der König hat gesagt, wir sollen uns umsehen.“ Er wendete sein Pferd und gab ihm die Sporen.
Der Jüngere folgte widerwillig. Als sie in die Nähe des Schlachtfelds kamen, stiegen sie von ihren Pferden und versteckten sie im Wald, dann schlichen sie sich heran.
„… diese Suche ohne Gnome?“, fragte der Fremde.
„Das hat dich nicht zu kümmern“, fauchte Dosdravan. „Berichte mir aus Corona!“
Der andere Mann war in eine eigenartige Uniform gekleidet und sah Dosdravan heimtückisch von unten herauf an. Sein Augenglas blinkte im trüben Tageslicht.
„Ein Elbe war in Corona. Er hat im Archiv herumgeschnüffelt.“
Dosdravan zog eine Augenbraue hoch. „Warum kommst du selbst?“, fauchte er.
Der Mann senkte den Kopf, ohne den Zauberer aus den Augen zu lassen, was ihn noch heimtückischer wirken ließ.
„Das Wasser ist nicht mehr sicher, das habt Ihr selbst gesagt und ich kann doch keinen Boten an Euch schicken. In Corona werden Zauberer nicht geduldet und der Episkopos urteilt schnell.“
„Es geht also um deinen Hals?“, stellte Dosdravan fest.
Der Mann duckte sich, als hätte er einen Schlag erhalten.
„Ein Elbe war in Corona. Er wollte Stammbäume sehen. Ihr kennt die Prophezeiung … Herr!“, flüsterte er eindringlich. „Es gibt immer noch Menschen in Corona, die sich daran erinnern.“
„Hausfrauengewäsch“, knurrte Dosdravan. „Die Schönen bringen den König wieder“, zischte er verächtlich „Wenn sie wüssten, was diese Prophezeiung bedeutet. Wenn sie wüssten, was für einen König ihnen die Elben bringen werden, dann würden sie so etwas nicht laut sagen.“ Dosdravan lachte höhnisch.
„Corona gehört der Kirche …“
„Aber bald gehört es mir.“
„Gewiss Herr.“ Jetzt ließ der Mann den Kopf sinken und verneigte sich unterwürfig.
„Geh zurück. Such dir zwei Helfer von deiner Art und verschließ die Tore der Stadt. Wenn er wieder kommt, fang ihn. Die Belohnung gehört dir.“
„Ihr seid so großzügig, Herr.“
Ein Blitz zuckte aus Dosdravans Fingern und warf den anderen zu Boden. Winselnd wie ein getretener Hund, kroch er zu seinem Pferd und trabte in den Wald.
Dosdravan schritt zwischen den Leichen umher. Ab und zu trat mit dem Fuß gegen einen der Toten, als ob er ihn dadurch bewegen könnte, wieder lebendig zu werden. Er war dem Versteck der beiden Königswachen sehr nahe gekommen, und keiner von ihnen traute sich zu atmen.
Der Zauberer warf seinen schwarzen Umhang schwungvoll um seinen Körper und stieß einen krächzenden Schrei aus. Fast augenblicklich landete eine Krähe vor seinen Füßen. Mit einer fließenden Handbewegung riss Dosdravan einem der Toten ein Auge aus dem Kopf und warf es der Krähe vor. Ebenso schnell zupfte er der Krähe eine Schwanzfeder aus, tauchte sie in die blutige Augenhöhle und schrieb einige Worte auf einen schmalen Stofffetzen. Den band er der Krähe ans Bein. „Flieg zu Nestalor“, befahl er, und verscheuchte das Tier mit einem Tritt. „Er soll mir meine Gnome hierher in den Wald schicken.“
Kaum hatte sich die Krähe über die Baumwipfel erhoben und ihren Flug nach Westen angetreten, drehte sich der Zauberer einmal um sich selbst. Sein Umhang flatterte im Wind dieser Bewegung. Wieder hüpfte eine Krähe über die verstreuten Leichen, aber der Zauberer war verschwunden. Die Krähe flog auf und entfernte sich in Richtung Waldoria.
Keuchend schnappte der jüngere der beiden Königswachen nach Luft. Sein Gesicht war kreidebleich und er zitterte am ganzen Körper. Der Ältere packte ihn fürsorglich am Arm und brachte ihn zu den Pferden.
„Hier trink das, es wird dir gut tun.“
Der Schnaps brannte in der Kehle und benebelte die überreizten Sinne. Als langsam wieder etwas Farbe in
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