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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Destillierkolben niedergelassen hatte, keinerlei Beachtung schenkten.
    Nach einer Weile eilten einige der Chemiker davon. Als sie gleich darauf zurückkehrten, trugen sie gemeinsam zwei große Glasgefäße, in denen eine klare Flüssigkeit schwappte. In einem der Gefäße schwamm aufrecht ein ausgewachsener männlicher Voormi. In dem zweiten trieb ein stattliches und ebenso vollendetes Exemplar hyperboreischer Männlichkeit, das durchaus eine allgemeine Ähnlichkeit mit Ralibar Vooz selbst aufwies. Die Träger dieser beiden Musterstücke stellten ihre Lasten neben dem Jäger ab, und anschließend hielt jeder von ihnen einen Vortrag, bei dem es sich zweifellos um eine gelehrte Ausführung über vergleichende Biologie handelte.
    Diese Reihe von Vorlesungen war im Gegensatz zu vielen anderen ihrer Art recht kurz. Zum Schluss kehrten die reptilischen Chemiker zu ihren verschiedenen Arbeiten zurück und die Glasgefäße wurden fortgeräumt. Dann sprach einer der Wissenschaftler in einer hinlänglich verstehbaren, wenn auch arg gezischelten Annäherung an die menschliche Sprache zu Ralibar Vooz:
    »Es war aufmerksam von Haon-Dor, dich hierherzuschicken. Doch wie du gesehen hast, besitzen wir bereits ein Exemplar deiner Spezies. Auch haben wir in der Vergangenheit weitere derartige Exemplare bis ins Kleinste zergliedert und alles in Erfahrung gebracht, was es über diese überaus plumpe und anomale Lebensform zu wissen gibt. Da unsere chemischen Forschungen zudem fast ausschließlich auf die Entwicklung hochwirksamer Giftmittel abzielen, können wir in den überaus gewöhnlichen Substanzen, aus denen dein Körper besteht, keinerlei Nutzen für unsere Experimente und unsere Erzeugnisse entdecken. Sie sind ohne pharmazeutischen Wert. Außerdem haben wir den Verzehr unreiner Naturnahrungsmittel seit Langem aufgegeben und beschränken uns seither auf synthetische Ernährungsarten. Somit besteht, wie du wohl begreifst, für dich kein Bedarf in unserer Ökonomie.
    Doch vielleicht gelingt es den Urformen, dich irgendwie zu verwerten. Zumindest wirst du etwas Neues für sie darstellen, da bislang kein Beispiel für den gegenwärtigen Stand der menschlichen Evolution bis zu ihrer Ebene hinabdrang. Daher setzen wir dich unter jene höchst wirksame und gebieterische Art der Hypnose, die im Hexereijargon als Banngelübde bekannt ist. Und unter solch hypnotischem Befehl wirst du zu der Höhlenwelt der Urformen hinabsteigen …«
    Die Region, in die der oberste Richter von Commoriom nun hinabgeführt wurde, lag in einiger Entfernung unterhalb der Laboratorien des Schlangenvolks. Die Luft der Schluchten und Grotten auf seinem Weg wurde merklich wärmer und zunehmend feucht und dunstig, wie die Atmosphäre eines tropischen Sumpfes. Ein urtümliches Zwielicht, wie es vor der Erschaffung jedweder Sonne gedämmert haben mochte, schien alles und jedes einzuhüllen und zu durchtränken.
    Überall um ihn herum zeigten sich dem Jäger in diesem milchigen Licht die Gesteinsformationen sowie das tierische und pflanzliche Leben einer urtümlich-primitiven Welt. Diese Formen waren allesamt verschwommen, ungewiss, schwankend und setzten sich aus lose verbundenen Grundstoffen zusammen. Selbst in diesem bizarren und mehr als zweifelhaften Unterwelt-Bezirk wirkte Raphtontis vollkommen zu Hause. Er flog inmitten der undeutlichen Pflanzen und wolkig anmutenden Felsblöcke voran, als bereitete es ihm keinerlei Schwierigkeit, sich zurechtzufinden. Doch Ralibar Vooz begann trotz des Zauberbanns, der ihn wach hielt und vorwärts trieb, eine Erschöpfung zu verspüren, was angesichts seiner langen und heldenhaften Reise keineswegs überraschte. Auch plagte er sich sehr mit der Nachgiebigkeit des grasbewachsenen Bodens, der bei jedem Schritt unter ihm einsank wie ein schlammiger Morast und in alarmierendem Ausmaß der materiellen Festigkeit zu entbehren schien.
    Kurz darauf bemerkte er zu seiner noch tieferen Bestürzung, dass er die Aufmerksamkeit eines riesigen, nebelhaften Ungeheuers auf sich gezogen hatte, dessen Umrisse grob an einen Tyrannosaurier erinnerten. Diese Kreatur jagte ihm durch die urzeitlichen Farne und Moosgewächse hinterher. Als sie ihn mit fünf, sechs Sätzen eingeholt hatte, verschlang sie ihn ebenso hastig wie wohl ein Raubsaurier späterer Tage seine Beute hinuntergewürgt hätte.
    Zum Glück blieb die Einverleibung vorübergehend, denn das Körpergewebe des Tyrannosauriers war, obschon nicht allzu durchscheinend, mehr von astraler als

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