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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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von materieller Beschaffenheit. Und Ralibar Vooz, der sich nach Kräften gegen die Gefangenschaft im Saurierschlund sträubte, spürte, wie die dunklen Wände um ihn nachgaben, und purzelte zwischen die Grashalme hinaus.
    Nach dem dritten Versuch, ihn zu vertilgen, gelangte das Ungeheuer endlich zu der Erkenntnis, dass er wohl nicht essbar sei. Es drehte sich um und entfernte sich mit gewaltigen Sprüngen auf der Suche nach Nahrung auf einer Stofflichkeitsstufe, die mehr seiner eigenen entsprach. Ralibar Vooz hingegen setzte seine Reise durch die Höhlenwelt der Urformen fort – eine Reise, die oft von den kulinarischen Absichten primitiver, vom Hunger nebelhafter Mägen angetriebener Allosaurier, Pterodactyle, Pteranodone, Stegosaurier und anderer Fleischfresser der Urzeit verzögert wurde.
    Schließlich, nach einem Zusammenstoß mit einem überaus hartnäckigen Megalosaurus, erblickte er vor sich zwei Wesenheiten von grob menschenähnlicher Gestalt. Ihre riesenhaften Körper besaßen beinahe Kugelform und sie schienen mehr zu gleiten als zu gehen. Ihre Gesichter, obschon schattenhaft bis zur Halbfertigkeit, schienen Abscheu und Feindseligkeit auszudrücken. Sie kamen nahe an den Commorier heran und er begriff, dass eines der beiden Geschöpfe ihn anredete. Die Sprache, die es gebrauchte, bestand hauptsächlich aus einer Anhäufung primitiver Vokal-Laute. So kam die Botschaft schwer verständlich, aber nur desto unverblümter zum Ausdruck:
    »Wir, die Urbilder der Menschheit, sind bestürzt über den Anblick einer derart groben und abscheulich verzerrten Nachäffung der edlen Originalgestalt. Erfüllt von Schmerz und Entrüstung, weisen wir dich von uns. Dein Aufenthalt an diesem Ort stellt ein unverantwortliches Eindringen dar, und es ist offenkundig, dass du dieser Welt sogar durch unsere gefräßigsten Saurier nicht einverleibt und anverwandelt werden kannst. Daher erlegen wir dir ein Banngelübde auf: Entferne dich schnellstens aus der Höhlenwelt der Urformen und begib dich zu dem schleimigen Schlund, worin Abhoth, Vater und Mutter der kosmischen Unreinheit, auf ewig Seinen abstoßenden Auswurf gebiert. Wir sind überzeugt, dass du nur Abhoths allein würdig bist, der dich vielleicht mit Seinen eigenen Ausgeburten verwechseln und Seiner Gewohnheit gemäß auffressen wird.«
    Der zu Tode erschöpfte Jäger wurde vom nimmermüden Raphtontis zu einer tiefen Grotte auf derselben Ebene wie die Höhlenwelt der Urformen geführt. Möglicherweise handelte es sich um eine Art Fortsetzung derselben. Jedenfalls war dort der Boden weitaus fester, wenn auch die Luft trüber erschien. So hätte Ralibar Vooz vielleicht ein wenig von seiner gewohnten Gelassenheit zurückgewonnen, wären nicht die widernatürlichen und abstoßenden Geschöpfe gewesen, auf die er kurz darauf stieß. Er begegnete Abnormitäten, die er höchstens mit einbeinigen Kröten vergleichen konnte, und tausendschwänzigen Riesenwürmern und missgebildeten Eidechsen. Sie hopsten und krochen in endloser Prozession durch die Dunkelheit. Die abscheuliche Vielfalt äußerer Erscheinungsformen, die sie widerspiegelten, war schier unerschöpflich. Im Gegensatz zu den Urformen waren sie aus nur allzu fester Materie geschaffen, und Ralibar Vooz fühlte sich von der ständigen Notwendigkeit, sie von seinen Schienbeinen wegzutreten, ermüdet und angewidert. Immerhin verschaffte es ihm ein wenig Erleichterung, als er bemerkte, dass diese erbärmlichen Missgestalten an Größe immer mehr verloren, je weiter er vordrang.
    Das Halbdunkel um ihn herum war geschwängert von heißen, ekelhaften Dampfschwaden, die einen schleimigen Niederschlag auf seinem Kettenhemd und der bloßen Haut seines Gesichts und seiner Hände bildeten. Mit jedem Atemzug sog er einen unvorstellbar widerwärtigen Geruch ein. Das glitschige Gefleuch unter seinen Sohlen ließ ihn stolpern und ausgleiten. Dann erkannte er in dem dampfigen Zwielicht, dass Raphtontis anhielt. Und unterhalb des höllischen Vogels erspähte er einen Pfuhl mit einem Saum aus Unrat, der mit obszönen organischen Abfällen durchsetzt war. Und in dem Pfuhl erblickte er eine grässliche graufarbene Masse, die diesen fast bis zum Rand ausfüllte.
    Wie es schien, lag hier der Urquell all der Abnormitäten und Abscheulichkeiten. Denn die graue Masse pulsierte und bebte und blähte sich ohne Pause – und dabei laichte sie in tausendfacher Selbstteilung die Missgestalten ab, die in allen Richtungen durch die Grotte fleuchten. Hier

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