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Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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das Lob nicht annehmen . A ber sie weiß es, sie kann es sich denken, als sie sieht, wie verlegen ich mich winde.
    »Ich hatte ja keine Ahnung«, sagt sie, wie gebannt folgen ihre Blicke demVerlauf der Linien.
    Ich zucke mit den Schultern. »Das ist doch nichts. Wirklich.«
    Sie dreht sich wieder zu mir. »Nein, das ist gut, Annah. Wirklich gut. So was könnte ich nie.«
    Ich werde noch röter. »Ich habe nur …« Wieder zucke ich mit den Schultern und überlege, wie ich ihr diese Nacht auf dem Dach beschreiben soll, nachdem die infizierte Frau gesprungen war und ich ihre bunte Schminke gefunden hatte. Wie danach so etwas wie ein Schrei in mir aufgewallt war, den ich mit Farbe und Bewegung hatte dämpfen können.
    »Ich glaube, ich habe vorher auch nicht gewusst, dass ich es konnte«, antworte ich schließlich, um die Stille zu füllen. »Ich hatte mir nie die Zeit dazu genommen.«
    Sie drückt die Hand an dieWand. »Es ist schön«, sagt sie und sieht mich an.
    Ich muss all meine Kraft aufwenden, um den Kopf nicht zu senken. Stattdessen lächele ich und nehme ihr Kompliment an. »Danke.«

32
    I n dieser Nacht ziehe ich mir die Decken über den Kopf und versuche die Dunkelheit mit aller Macht zu vertreiben . A lbträume haben mich fest im Griff, als ich merke, wie die Matratze nachgibt und jemand unter meine Decke schlüpft.
    Sofort fällt mir der R ekruter auf der Rampe wieder ein, und ich will um mich schlagen, da strömt die glühende Hitze von Catchers Körper über meinen R ücken. Er schlingt die Arme um meineTaille und presst sein Gesicht an meinen Nacken.
    Ehe ich etwas sagen kann, ehe ich auch nur seinen Namen aussprechen kann, fühle ich seine Lippen auf meiner Haut. »Ich kann das nicht tun, Annah. Ich kann das nicht«, murmelt er. Sein Atem streift über die kleinen Härchen an meinem R ücken.
    »Catcher, was ist denn los?« Ich will nicht, dass sich Angst in meine Stimme schleicht, drehe mich um, aber er hält mich fest umschlungen. Er ist so heiß, dass ich nicht sagen kann, ob es seine natürliche Hitze ist oder ob etwas anderes sie verursacht.
    Er flicht seine Finger zwischen meine und hält meine Hand so fest, als ob er verloren wäre, wenn er sie losließe. »Ich kann sie nicht retten«, sagt er schließlich.
    »Catcher …«, erwidere ich, aber er fängt an zu zittern, und seine Stimme bricht.
    »Ich habe es versucht. Ich habe alles versucht, was ich konnte . A ber sie sterben. Die Überlebenden in der Dunklen Stadt sterben, und es ist meine Schuld. Ich kann einige herbringen und ihnen einen Chance geben, aber selbst das …«
    »Pst, ist ja gut«, sage ich und presse die Lippen auf seine glühenden Finger. Seine Handgelenke fühlen sich gefährlich dünn an . A lles an ihm wirkt so zerbrechlich.
    »Es ist nicht gut. Ich bin der Einzige, der sie retten kann. Ich bin der Einzige, der ihnenVorräte bringen kann, Essen, Decken, Feuerholz … und ich kann es einfach nicht. Ich schaffe es nicht. Ich habe es immer wieder versucht und versucht …«
    Er holt zitternd Luft. »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Die Stadt wird sterben, und das ist alles nur meine Schuld.«
    »Oh, Catcher.« Ich halte seine Hand noch fester, es zerreißt mir das Herz. »Du kannst sie nicht alle retten. Du bist doch nur ein Mensch, ganz allein.«
    »Du verstehst ja nicht, wie das ist«, sagt er. »Wenn sie sehen, dass ich Essen habe … wenn ich es zur Seilbahn schleppe, um es hierherzubringen. Wie sie mir dann zurufen und dieVerzweiflung in ihren Augen … Du weißt ja nicht, wie das ist, wenn man ihnen beim Sterben zusieht und weiß, man hätte sich einfach mehr anstrengen müssen … einfach besser sein müssen …«
    Er schluckt hinunter, was immer er als Nächstes sagen wollte. Ich weiß nicht, wie ich ihn trösten soll. »Du hast nichts gegessen«, sage ich. Er antwortet nicht, sondern presst einfach nur das Gesicht an meinen R ücken, heißeTränen laufen über meine Haut.
    »Da war ein Mädchen«, sagt er schließlich. »Heute Morgen war da ein Mädchen auf einer Feuerleiter, und sie hat mir zugerufen. Sie hatte ein kleines Kind. Einen mageren kleinen Jungen, der sich an ihre Beine klammerte, als sie mich bat, stehen zu bleiben.« Er hält inne, als ob er das Bild wieder vor sich sehen würde.
    Dann holt er tief Luft und spricht weiter. »Sie sagte, sie hätten nichts mehr zu essen. Sie hatte von mir gehört, wusste, dass ich durch die Horde gehen undVorräte bringen konnte. Sie flehte mich an …« Seine

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