Die Stahlkönige
sich noch nicht ergeben hat. Gasam steht mit dem Rücken zum Meer und zu Mezpa. Er will sich die kleinen Reiche Thezas und Basca einverleiben. Vielleicht ist es bereits geschehen, denn wir haben seit einigen Monaten nichts von ihnen gehört. Dort finden wir auch die Insulaner. Und die Shasinn! Wir überraschen ihn. Niemand hat sich jemals gegen ihn aufgelehnt. Er geht immer davon aus, dass alle anderen dumm und schwach sind und das Handeln ihm überlassen. Eines Morgens verlässt er sein Zelt, blinzelt und sieht uns vor sich stehen. Wir vernichten ihn, ehe er auch nur an Verteidigung denken kann. Entweder stellt er sich zum Kampf und stirbt oder er flieht mit den letzten Überlebenden nach Mezpa. Er hat keine andere Wahl.« Er zog den Pinsel zur Ostküste hinüber und hinterließ eine breite Kreidespur, als hätte er ein Insekt zerquetscht. Dann sah er die versammelten Offiziere an.
»Fragen?«
Ein Mann in der kostbaren Kleidung der Ratsherren erhob sich. »König Hael, leider muss ich eine politische Note in diese aufregenden militärischen Dinge bringen. Wenn diese … wie soll ich es nennen? … diese Befreiung Chiwas vollbracht ist, wer soll dort herrschen? Gasam hat die königliche Familie getötet. Auch die Herrscher von Sono.«
Hael zuckte die Achseln. »Chiwa ist euer Nachbarland, nicht meines. Ich werde Königin Shazad nicht vorschreiben, was sie tun soll. Zweifellos wird sich in Neva ein geflohener Thronanwärter aufhalten, der sicher überredet werden kann, den Thron zu besteigen. Vielleicht möchte die Königin auch einen Militärgouverneur ernennen oder sie fügt Chiwa dem Reich hinzu. Das ist allein ihre Sache. Wenn der Feldzug vorbei ist, reiten meine Krieger und ich heim. In diesem Teil der Welt brauche ich kein Land.«
»Sehr gut, Majestät.« Mit strahlendem Lächeln setzte sich der Ratsherr wieder. Hael merkte, dass er genau das Richtige gesagt hatte.
»König Hael«, meldete sich ein nevanischer General zu Wort. »Du hast die Möglichkeit erwähnt, Gasam könnte nach Neva fliehen. Wäre es nicht denkbar, eine Truppe vorauszuschicken, um eine solche Flucht zu vereiteln?«
»Das wäre es«, stimmte Hael zu. »Es ist aber immer besser, dem Feind einen Fluchtweg zu lassen. Sieht er keine Rettung, kämpft er verbissen bis zum Tod. Flieht er, ist er in einem feindlichen Land. Seine Armee ist zerschlagen, der Ruf der Unbesiegbarkeit dahin. Er wird wieder sein, was er eigentlich war: ein einfacher Bandit, dessen Glück dahin ist. Ich würde ihn lieber tot sehen, aber ich gebe mich damit zufrieden, ihn zu entmachten und ihm sein Reich zu entreißen.« Er hielt es für keine gute Idee, ihnen zu sagen, dass er sich nichts sehnlicher wünschte als eine Flucht Gasams nach Mezpa, damit er und Todesmond sich gegenseitig zerfleischten. Gasam wäre am Ende, Todesmond angeschlagen und ohne einen Verbündeten, um die Steppe anzugreifen.
Es gab noch viele Fragen, aber es ging um praktische Dinge, nicht um Strategien: Wie sollte die Armee verpflegt werden? Wie groß sollten die Truppen sein, die in jedem eroberten Gebiet zurückblieben? Und so weiter.
Geduldig beantwortete Hael alle Fragen. So weit wie möglich sollten die Männer von den Erzeugnissen des Landes leben, erklärte er. Der besiegten Bevölkerung gegenüber sollte man Großmut walten lassen und gute Beziehungen aufbauen. Wenn die Einheimischen froh waren, Gasams Tyrannei entronnen zu sein, brauchte man so gut wie keine Besatzungstruppen. Verletzte und Fußkranke konnten zurückbleiben, um diese Aufgabe zu übernehmen. Seine Strategie wurde kein einziges Mal in Frage gestellt. Alle schienen sich auf den bevorstehenden Feldzug zu freuen.
»Wenn es keine weiteren Fragen gibt, ist die Versammlung beendet«, meinte Hael schließlich. »Morgen früh möchte ich mich beim ersten Tageslicht mit allen Kommandeuren hier treffen. Wir teilen die Armee in Einheiten auf und besprechen Befehle und Marschrouten. Außerdem wird eine Kurierkette eingerichtet, damit keine Verwirrung entsteht. Das gesamte königliche Botenkorps wird uns begleiten, sodass die Verbindungen zwischen den Einheiten und meinem Hauptquartier nicht abreißen.« Er wandte sich Shazad zu und verneigte sich tief. »Majestät, ich bin jetzt fertig.«
Sie erhob sich und auch alle anderen standen auf. »Ich danke König Hael. Der Feldzug bedeutet die Rettung unseres Landes und der zivilisierten Welt. Ihr seid entlassen.«
Als die Männer gegangen waren, verließ sie das Podest und reichte Hael
Weitere Kostenlose Bücher