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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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riesigen Säugetiere sahen wie Monde aus, die unter der Wasseroberfläche dahinglitten.
    Als er seine Gedanken landeinwärts richtete, erschien ihm alles leblos, obwohl es überall Tiere im Überfluss gab. Felsenstein war wie ein gewaltiger Parasit, der seiner ganzen Umgebung das Leben aussaugte. Das erfüllte Hael mit einer schrecklichen Vorahnung.
    Am nächsten Morgen nahm sich Hael viel Zeit für seine Körperpflege. Er bürstete sich die Haare, bis sie in metallisch glänzenden Wellen über die Schultern fielen. Der Lauf der Zeit hatte sie weder stumpf noch grau werden lassen. Er packte seine besten Gewänder aus und legte kostbaren Schmuck an. Da er Zutritt zu den vornehmsten Häusern erlangen wollte, musste er wohlhabend und vornehm aussehen.
    Anschließend bezahlte er seine Zeche, stieg auf das Cabo und ritt an den Klippen entlang. Nach einer Weile wichen die mehrstöckigen Gebäude kleineren Häusern, dann verkommenen Hütten mit verwahrlosten Gärten. Schließlich erreichte er freie Felder. Die mit Spaten und Hacken ausgerüsteten Sklaven arbeiteten fleißig. Als er vorüberritt, sahen sie mit ausdruckslosen Mienen auf, verloren aber sofort das Interesse, wenn sie sahen, dass er keine Peitsche bei sich trug.
    Er ritt auf einer Straße, die über einen aus Erde aufgeschütteten Wall führte, dessen Oberfläche aus Steinplatten bestand, die wiederum mit der üblichen schwarzen Schicht bedeckt waren. Er vermutete, dass die Straße auf diese Weise bei Überflutungen geschützt war. Nach etwas weniger als einer Meile beschrieb der Weg einen Bogen, und er machte sich an den Aufstieg.
    Der Belag der Rampe war völlig eben, und nur an den Seiten wucherten schmale Streifen Gestrüpp. Je höher er ritt, umso breiter wurde der Weg. Kein einziges Gebäude erhob sich zwischen ihm und dem von zwei Türmen flankierten Tor vor ihm.
    Er war nicht allein auf der Straße. Lange Reihen Sklaven schleppten Lasten auf den Schultern und Köpfen bergauf oder bergab. Wohlhabende Bürger ritten auf Cabos, und zweimal sah Hael vornehme Personen, die in Sänften getragen wurden.
    Seinem trutzigen Anblick entsprechend war das Tor schwer bewacht. Männer mit schussbereiten Feuerrohren schritten auf den Wehrgängen zwischen den Türmen einher. Unten vor dem Tor standen weitere Bewaffnete und ein mit Tinte, Federhalter und Pergament ausgestatteter Beamter, um dessen Hals an einer schweren Goldkette ein eindrucksvoller Zeitmesser hing. Hael reihte sich in die Schlange der Reisenden ein, die Einlass in die Stadt begehrten. Als er an der Reihe war, musterte ihn der Beamte von Kopf bis Fuß.
    »Name und Beruf?«, fragte er.
    »Ich heiße Alsa und bin ein Kaufmann, der mit Luxusgütern aus dem fernen Westen Handel treibt.«
    Der Beamte sah ihn misstrauisch an. »Was willst du hier, Händler?«
    »Wenige Leute im Land können sich meine Waren leisten. Ich hörte, dass die reichsten Bürger hier in Felsenstein leben. Also wollte ich mir Zeitverschwendung ersparen und bin geradewegs hierher geritten.«
    »Soso. Ich möchte einen Blick auf deine Waren werfen.«
    »Das ist möglich«, erklärte Hael und glitt aus dem Sattel. »Du wirst sehen, dass ich nichts Verbotenes mit mir führe. Aber die meisten Dinge kann ich nur vor den Augen wirklich interessierter Kunden ausbreiten.«
    Die unsinnige Behauptung schien den Beamten zufrieden zu stellen. »Das glaube ich gern.«
    Hael öffnete eine Tasche, und der Beamte unterdrückte beim Anblick der Juwelen und Kostbarkeiten ein Keuchen. »Hast du Zeitmesser mitgebracht?«, flüsterte er. »Meiner ist schon alt und geht nicht mehr genau.«
    »Leider nicht.« Hael schüttelte den Kopf. »Die Nevaner stellen wundervolle Zeitmesser her, aber sie sind viel zu empfindlich und würden eine so weite Reise nicht überstehen.«
    »Schade. Also gut, du darfst hinein.« Er kritzelte etwas auf das Pergament. »Alsa, Kaufmann, Ankunft zur sechsten Morgenstunde. Wenn du eine Unterkunft gefunden hast, musst du der Stadtwache des ersten Bezirks Mitteilung davon machen. Dort musst du dich täglich vor dem Mittagsgeläut melden. Wenn du es nicht tust, wird man nach dir suchen, und das möchtest du sicherlich vermeiden.«
    Hael stieg wieder in den Sattel und ritt in die Stadt. Dieser Ort erfüllte schon jetzt seine schlimmsten Befürchtungen. Gleich hinter dem Tor schloss sich eine Art Tunnel an, der aus steinernen Gebäuden mit Balkonen bestand, die so weit überstanden, dass sie sich in der Mitte der Straße beinahe

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