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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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zu sprechen (»Ich war überhaupt ein Feigling«); damit signalisierte Parchomenko, dass er inzwischen als guter Sowjetbürger seine niederen Instinkte bezwungen hatte.
    Interessant ist zuletzt die Beschreibung des »wenig erfahrenen« Leutnants, der, nur mit Benzinflaschen versehen, mehrere Feindpanzer angriff und dabei ums Leben kam. Der Soldat Parchomenko hielt offensichtlich wenig von selbstmörderischen Aktionen, die in erster Linie der Zurschaustellung und allein der Zurschaustellung der eigenen Opferbereitschaft dienten. Im Frühjahr 1943 priesen kommunistische Agitateure solche Aktionen nicht mehr so häufig wie noch in der ersten Phase des Krieges, aber sie bildeten dennoch eine von mehreren konkurrierenden Normen des soldatischen Verhaltens. Parchomenko, der auch beschrieb, wie er an die für die Deutschen bestimmten Versorgungsbomben herankam, lag hier auf einer Linie mit seinem Armeekommandeur Schumilow, der Wert auf militärische Kenntnisse legte und mit List den Gegner zu bezwingen suchte, anstatt ihn mit offener Brust zu konfrontieren. [701]  
    64. Armee
38. Schützenbrigade (mot)
    Alexander Iwanowitsch PARCHOMENKO [702]  

    Ich wurde 1921 im Fernen Osten geboren, in der Gegend der Primorje-Bahnlinie. Habe die Ingenieurfachschule in Wladiwostok besucht. Komsomolze bin ich seit 1942. Zur Flotte kam ich im September 1939. Als ich 1941 aus Krankheitsgründen heim in den Fernen Osten fuhr, sah ich, dass die Jungs in meinem Alter alle weg waren. Ich fragte bei Verwandten und Bekannten, wo sie seien. Man sagte mir, sie seien an die Front gegangen. Die Jungs waren also alle an die Front gegangen, und ich äußerte den Wunsch, auch an die Front zu gehen. Ich schrieb Gesuche an meine Führung. Die Führung ließ mich nicht weg: Bleib hier, wir werden hier kämpfen. [703]   Als eine Seebrigade aufgestellt wurde, nahmen sie mich. Das war am 22. Februar 1942. Ich wurde in die Regimentsschule bei der Station Rosengardowka geschickt. Dort wurde ich ungefähr fünf Monate ausgebildet. Ich verließ die Schule im Rang eines Obersergeanten.
    Am 12. Juni 1942 fuhren wir an die Front. Am 28. Juni erreichten wir die Front in Stalingrad. Unsere Seebrigade wurde aus einem Infanterieverband aufgefüllt. Aus Stalingrad fuhren wir direkt hinter den Don. Wir waren mit dem Krieg nicht vertraut, uns kam das alles ganz furchtbar vor. Wenn nachts die Luftwaffe flog, Leuchtraketen abgeschossen wurden und das Bombardement begann – ich hielt das kaum aus. Offen gesagt, andere waren mutig, ich nicht.
    Wir marschierten zum Weiler Wertjatschi, bezogen Verteidigungsstellungen. Der Aufklärungschef und ich gingen zur Gefechtssicherung nach vorne, also als Gefechtsvorposten. Der Aufklärungschef hatte mir befohlen, die Kräfte des Gegners zu erkunden. Wir waren der dritten Marschgruppe zugeteilt, genau am Weiler Wertjatschi. Wir gingen zur Gefechtssicherung ans andere Ufer des Don. (Wir kannten die Feldjacke der Infanterie-Uniform nicht.) Nacht, man sah nichts. Vor der Gefechtssicherung ging einer, kein Russe, in eben dieser Uniform. Wir riefen: Parole! Er wusste sie nicht. Da er die Parole nicht wusste, gaben wir einen Schuss ab. Er auch. Ihre Brigade rückte gegen uns zum Angriff vor, wir gingen ihnen entgegen. Sie eröffneten das Feuer auf uns. Eröffneten von beiden Seiten MG-Feuer, hörten aber gleich wieder auf. Wir meldeten das per Funk unserer Brigade. In der Brigade lief schon alles auseinander, um anzugreifen. Wir hatten in der Zeitung gelesen, dass der Gegner in Kolonnen zur psychischen Attacke überging. [704]   Ich guckte, ob die Kolonne zur Front ging oder von der Front kam. Wir feuerten gleich Signalraketen an unsere Leute ab und machten gleich per Funk Meldung. Per Funk teilte man uns mit, dass das unsere Truppen seien.
    Danach waren wir hinter dem Don. Am 15. Juli griff unsere Brigade an und erlitt große Verluste. Ich war zum Adjutanten des Aufklärungschefs ernannt worden. Wir stürzten uns in der Gegend der Siedlung Tingut-Peskowatka gleich auf den Gegner. Wir hatten keine Fahrzeuge, mussten zu Fuß dorthin gehen. Kaum hatten wir zu kämpfen begonnen und Verluste erlitten, schickte man uns schon zurück. […]
    Am 23. August 1942 gab es einen schweren Luftangriff auf uns. Vorweg flogen vier Flugzeuge; zwei bombardierten, zwei holten neue Ladung. Die einen flogen schon weg, die anderen kamen gerade wieder. Staub erhob sich. Unter dem Staub näherten sich deutsche Panzer. Die ganze Zeit kreisten die

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