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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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Oberleutnant, Kommissar des Artilleriebataillons des 351. Schützenregiments [400]  

    Generalmajor Gurtjew: [401]   Die Division wurde hauptsächlich aus Sibirjaken zusammengestellt. […] Die Division wurde im März, April und Mai (1942) aufgestellt. Im Mai konnten wir ins Lager ausrücken. Von dort aus fuhren wir in den ersten Junitagen ins Gebiet Saratow. Einige Zeit standen wir in Karamyschewka, in der Nähe der Station Tatischtschewo, dort beendeten wir unsere Gefechtsausbildung.
    Dort besuchten uns Vertreter aus dem nationalen Kreis und dem Volkskommissariat für Verteidigung. […] Im Juli kam Gen. Woroschilow zu uns und blieb zwei volle Tage. Zusammen mit der 120. Division führten wir eine gemeinsame Übung durch. Gen. Woroschilow war mit unserer Division zufrieden, hielt eine Besprechung mit den Führungsoffizieren ab und gab Anweisung, welche Mängel man beachten müsse. Dann nahm er die Divisionskommandeure und die Stabschefs der Regimenter beiseite, machte sich näher mit ihnen bekannt, saß mit ihnen etwa zwei Stunden in einem Klassenzimmer der Schule, unterhielt sich mit ihnen und fuhr dann ab. Nach einiger Zeit wurden wir an die Front geschickt.
    Obersergeant Kokorina: 1941 habe ich die Schule absolviert. Ich wollte an die Swerdlowsker Gorki-Universität gehen, doch da brach der Krieg aus. Ich erhielt einen Brief von meiner Schwester, die freiwillig zur Armee gegangen war. Sie war an der Wolchow-Front. Jetzt weiß ich nicht, wo sie ist. Mein älterer Bruder ist auch an der Front, er wurde aus dem Osten verlegt. Mein Vater ist zu Hause, er arbeitet in der Fischfabrik von Gosrybtrest. Zu Hause geblieben sind meine Mutter, meine Großmutter und mein kleiner Bruder. Alle in Tobolsk. Nachdem ich den Brief von meiner Schwester erhalten hatte, ging ich heim und sagte, dass ich einen Schwesternlehrgang machen wollte. In den Komsomol war ich 1939 in der Schule eingetreten. Im Oktober [1941] schloss ich die Schwesternausbildung ab. Am Ende des Lehrgangs wollten wir uns melden, wurden aber nicht genommen.

Sanitäterin Nina Kokorina
    »Wenn ihr 19 Jahre alt geworden seid, dann kommt wieder.« Ich schrieb an Genosse Stalin. Man zeigte mir einen Brief mit der Resolution: unverzüglich an die Front schicken. Außerdem arbeitete ich beim ROKK [Russischen/Sowjetischen Roten Kreuz]. 60 Personen gingen zum Wehrersatzamt, da sie erfahren hatten, dass ein Einteilungskommando kommen sollte, und stellten einen schriftlichen Antrag. 45 Mädchen wurden genommen, die meisten Sanitätshelferinnen. Wir kamen in diese Einheit.
    Ich möchte auch noch erzählen, wie wir verabschiedet wurden. Dieser Augenblick hat sich mir stark eingeprägt. Gewöhnlich fließen beim Abschied Tränen. Unsere Mütter hielten sich tapfer, ganz toll. Mama schreibt mir in einem Brief, dass die Frauen oft zu ihr kommen und fragen: Anna Wassiljewna, Sie haben zwei Töchter und einen Sohn an die Front ziehen lassen und sind trotzdem fröhlich? Sie antwortet ihnen dann: Ich habe sie ja nicht aufgezogen, damit sie zu Hause herumsitzen. [402]  
    Major Belugin: Ich bin 1897 geboren. Seit 1919 Parteimitglied. Das erste Mal trat ich 1916 in die Armee ein. Ich war neun Monate in der alten Armee bis 1917. Im Dezember 1916 wurde ich verhaftet wegen der Propagierung der Revolutionsmacht und Zersetzung der zaristischen Armee. Im Februar 1917 wurde ich freigelassen. Im September 1917 begann ich als Inspektor in der Gewerkschaft der Weißbrotverkäufer zu arbeiten. 1918 wurde ich ins Rogoschko-Semjonowski-Bataillon einberufen. Von August 1919 bis 1924 arbeitete ich in den Sonderabteilungen der Tscheka und der GPU. [403]   […] Gleichzeitig begann ich zu studieren. 1931 schloss ich die Technische Hochschule ab und arbeitete als Leiter der Personalabteilung des Volkswirtschaftrats, war dann Direktor des Instituts für Industrietransport des Volkskommissariats für Schwerindustrie. 1935 wurde ich durch einen Beschluss des ZK Direktor der Stalin-Industrieakademie. Danach wurde ich ins Narkomat [404]   versetzt, wo ich bis Kriegsbeginn arbeitete. Am 22. Juni schied ich aus und meldete mich als Freiwilliger zur Armee.
    Auf mein Gesuch beim Moskauer Parteikomitee und beim Bezirkskomitee hin bekam ich am 25. Juni die Erlaubnis, zu gehen, und ging zusammen mit meiner Tochter Maija als Freiwilliger zur Armee. Sie ist neunzehn Jahre alt. Sie kam zum Bahnhof, um mich zu verabschieden, und hatte einen Rucksack dabei, da sie beschlossen hatte, mit mir zu fahren.

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